
Den Flächenverbrauch zu reduzieren, ist das Ziel der Bayerischen Staatsregierung. Es wird die Kommunen vor neue Herausforderungen stellen, da die Nutzung bisheriger Freiflächen außerhalb von Ortschaften künftig intensiv begründet werden muss. "Gewerbeflächen auf Verdacht auszuweisen", wird nicht mehr möglich sein, erklärte Ministerialdirigent Klaus Ulrich am Montagnachmittag in der Versammlung des Regionalen Planungsverbands Würzburg in der Gemündener Scherenberghalle.

Es war nach der Kommunalwahl die erste Tagung des Verbandes. Knapp 100 Bürgermeister aus den Landkreisen Kitzingen, Main-Spessart und Würzburg wählten einstimmig eine neue Führung: Main-Spessarts Landrätin Sabine Sitter folgt ihrem Vorgänger Thomas Schiebel im Vorsitz nach. Ihre Stellvertreter sind Kitzingens Landrätin Tamara Bischof und Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt. Der Verband, dem die genannten Landkreise und ihre 123 selbstständigen Städte und Gemeinden sowie die kreisfreie Stadt Würzburg angehören, ist in der Landesentwicklung eine Schnittstelle zwischen den Interessen der Kommunen und den Vorgaben der Regierung.
Halbierung des künftigen Flächenverbrauchs
Gastredner Klaus Ulrich vom Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie warb für die sogenannte Flächensparoffensive. Der Landschaftsverbrauch für Siedlungen und Verkehr soll binnen zehn Jahren halbiert werden: in Gesamtdeutschland auf durchschnittlich unter 30 Hektar pro Tag, in Bayern auf fünf Hektar. Die gesetzliche Regelung dessen solle "nicht starr und bürokratisch sein", schließlich verzeichnet Bayern ein Bevölkerungswachstum und seien Flächen für die erneuerbaren Energien nötig.
Wo immer neue Verkehrsflächen, Wohn- und Gewerbegebiete gewünscht werden, laufe es auf die Abwägung hinaus: "Hat die Investition oder der Flächenschutz Vorrang?" Damit solle "die weitere Entwicklung nicht abgewürgt werden", betonte der Ministerialdirigent. "Das ist aufwendig, das ist mir bewusst", doch werde die neue Vorschrift den Kommunen auch einen "Mehrwert" bringen: kompaktere Gebiete, was Erschließungskosten (kürzere Wege und Leitungen) spart.
Mehr Einfluss für die Planungsverbände
Im Überblick über die beabsichtigte Fortschreibung des Landesentwicklungsprogramms wies Klaus Ulrich darauf hin, dass die 18 bayerischen Regionalen Planungsverbände mehr Steuerungsmöglichkeiten erhalten sollen. Welche Arbeiten zurzeit im Planungsverband Würzburg anstehen, beleuchteten Regionsbeauftragte Brigitte Ziegra-Schwärzer und Oberregierungsrätin Anja Rock (beide von der Regierung von Unterfranken). Von den 127 Verbandsräten sind 51 mit den Kommunalwahlen neu ins Amt gekommen, darunter die Landräte von Main-Spessart und Würzburg, Sabine Sitter und Thomas Eberth.

Nach den Angaben der Referentinnen wird die Region Würzburg bis 2038 voraussichtlich ihre etwas über eine halbe Million Einwohner behalten, Main-Spessart jedoch fünf Prozent (6500 Einwohner) verlieren. Am stärksten betroffen vom Bevölkerungsschwund ist demnach Aura an der hessischen Landesgrenze mit einem Minus von elf Prozent im Zeitraum 2017 bis 2031. Die haus- und fachärztliche Versorgung in der Region habe höchste Priorität. Erreicht werden soll die Sicherung der Daseinsvorsorge (Arztpraxen, Apotheken, Pflegeeinrichtungen, Schulen, Banken, Post, Einzelhandel, Dienstleistungen und Öffentlicher Nahverkehr) über das Zentrale-Orte-Konzept.
Klimaanalysekarten in Arbeit
Der Fachbeitrag "Natur und Landschaft", der in den Bauleitplanungen der Kommunen Berücksichtigung finden soll, wird ergänzt um Klimaanalysekarten, die beispielsweise belastete Gebiete und schützenswerte Frisch- und Kaltluftgebiete darstellen. Dazu kommen Fortschreibungen weiterer Kapitel wie Rohstoffsicherung oder Wasserwirtschaft.
Gewohnt knapp hielt Thomas Schiebel seine Abschiedsrede, in der er besonders der Geschäftsführerin des Planungsverbands, Andrea Füller, und Katharina Scheller von der Geschäftsstelle in Karlstadt für die zwölfjährige Zusammenarbeit dankte. Sabine Sitter als Nachfolgerin wünschte sich einen "gemeinsamen und breiten Diskurs" für die Antworten auf komplexe Herausforderungen und bot ihre Gesprächsbereitschaft "bei welchem Anliegen auch immer" an. Im Herbst will Sitter den 24-köpfigen Planungsausschuss einberufen.