Robert Redford lässt sich nur schwer einordnen, ist „von Natur aus ein Rebell“, wie er nicht ohne Stolz über sich sagt. Als einer von wenigen Filmschaffenden im Dunstkreis von Hollywood geboren und aufgewachsen, zieht er Utahs wilde Berglandschaft zum Leben vor. Der Schauspieler, Regisseur und Produzent ließ sich von Hollywood mit Oscars, Golden Globes und zahlreichen anderen Ehren verwöhnen, schuf dennoch in Park City (Utah) eine Kaderschmiede für den Independent Film, das von Hollywood unabhängige Kino.
Schenkt man den Worten des früheren US-Präsidenten Jimmy Carter Glauben, war es Robert Redford, der ihn für öffentliche Auftritte schulte und ihm damit den Weg ins Weiße Haus ebnete. Redford, ein engagierter Kämpfer für den Naturschutz und die Indianer sowie ein offener Kritiker der Bush-Administration („In meinem ganzen Leben habe ich noch nie dunklere Zeiten erlebt als diese“), mag sich aber noch nicht einmal auf eine Partei festlegen.
Der Frauenschwarm mit den strahlend blauen Augen hat eine Vorliebe für das europäische Kino, weil es Filmstars wie Jeanne Moreau erlaubt, „natürlich und voller Würde zu altern“. Wer sein Gesicht glättet wie viele Darsteller in Hollywood, „löscht einen Teil seiner eigenen Geschichte aus“, findet er. Der begeisterte Skifahrer, Reiter und Wanderer lebt seit 1996 mit der Künstlerin Sybille Szaggars (48), einer Hamburger Wirtstochter, zusammen.
Im Laufe seiner 46-jährigen Karriere spielte er in mehr als 35 Filmen mit, so als neureicher Emporkömmling Jay Gatsby in der Verfilmung von F. Scott Fitzgeralds Roman „Der große Gatsby“ (1974), zusammen mit Dustin Hoffman als Watergate-Reporter Bob Woodward in „Die Unbestechlichen“ (1976) oder als Abenteurer und Liebhaber von Meryl Streep in dem preisgekrönten Melodram „Jenseits von Afrika“ (1985).
In „Staatsanwälte küsst man nicht“ (1986) machte Redford Debra Winger und Daryl Hannah schwach, in „Ein unmoralisches Angebot“ (1993) verführte er Demi Moore mit einer Million Dollar für eine Nacht. In der Romanze „Aus nächster Nähe“ (1996) eroberte er als erfahrener Fernsehjournalist das Herz von Michelle Pfeiffer. In den 90er Jahren erntete Redford vor allem für seine Regiearbeiten das Lob der Kritik. „Die Filme, mit denen ich am zufriedensten bin, sind wie Kommentare zur sozialen Situation: genaue, konzentrierte Blicke auf kleine Ausschnitte meines Landes“, sagte er.
Nach „Quiz Show“ (1994) und „Die Legende von Bagger Vance“ (2000) feierte er mit der Verfilmung von Nick Evans Bestseller „Der Pferdeflüsterer“ einen seiner größten Erfolge. In dem Streifen über einen Tierfreund, der verletzte Pferde-Seelen heilen kann, stellte Redford seine Naturverbundenheit und Vorliebe für emotionale Dramen als Produzent, Regisseur und Hauptdarsteller gleich dreifach unter Beweis. „Als Regisseur würde ich mich als Schauspieler nicht leiden können. Als Schauspieler würde ich mich als Regisseur nicht leiden können“, meinte er einmal.
Der Sohn eines Milchmanns aus Santa Monica hatte väterlicher- und großväterlicherseits die Mahnung mit auf den Weg bekommen, das Leben voll auszuschöpfen und sich selbst keine Grenzen zu setzen. Als erfolgreicher Baseballspieler bekam er ein Stipendium für das College, gab das Studium aber nach kurzer Zeit auf und ging nach Europa.
Über ein Jahr lang trampte er quer über den Kontinent, lebte als Maler in Florenz, Paris und München. Mit dem Verkauf seiner Bilder hielt sich der junge Redford knapp über Wasser. Zurück in den USA, besuchte er eine Schauspielschule in New York. Von 1959 an folgten Auftritte am Broadway und verschiedene Rollen in Fernsehserien. Er heiratete die Mormonin Lola Jean van Wagenen. Aus der 1985 geschiedenen Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen eins am plötzlichen Kindstod starb.
1961 gab Redford sein Kinodebüt mit „Hinter feindlichen Linien“. 1966 erzielte er mit der Neil-Simon-Komödie „Barfuß im Park“ seinen ersten größeren Leinwanderfolg. Den endgültigen Durchbruch schaffte er 1969 an der Seite von Paul Newman in „Butch Cassidy und Sundance Kid“, der in Deutschland auch unter dem Titel „Die zwei Banditen“ bekannt ist. Von da an stieg er, nicht zuletzt wegen seines blendenden Aussehens, schnell zum Publikumsliebling und Kassenmagneten auf. „Der Clou“ brachte ihm 1973 seine erste Oscar-Nominierung ein (eine weitere folgte 1994 für „Quiz Show“). 1981 erhielt sein Regiedebüt „Eine ganz normale Familie“, das den American Way of Life am Beispiel einer Mittelstandsfamilie kritisch begutachtet, gleich vier Oscars, Redford bekam den Goldzwerg als bester Regisseur, 2002 bekam er noch einen – für sein Lebenswerk. „Ich habe nichts gegen Filme, die einfach nur unterhalten wollen“, sagte Redford einmal. „Aber wenn eine Geschichte nicht eine bestimmte emotionale Tiefe besitzt, dann bin ich nicht daran interessiert, daraus einen Film zu drehen.“