Goethe ins Spiel zu bringen, mag übertrieben klingen. Trotzdem tat sich der Gedanke an den großen Dichter auf, als Peter Kornell am Donnerstag in der Sitzung des Verkehrs- und ÖPNV-Ausschusses des Kitzinger Kreistags das Wort ergriff. Zuvor hatte der Geschäftsführer der Mainschleifenbahn-Infrastruktur-GmbH (MIG), Frank Albert, über den Sachstand der Reaktivierung der Mainschleifenbahn informiert.
Dessen Entree habe sich nahezu euphorisch angehört, erklärte der Volkacher Altbürgermeister. Um direkt danach zu fragen, wie es denn aussieht mit dem Streit um die sogenannte Planum-Schutzschicht. "Muss sie eingebaut werden oder kann man darauf verzichten?" An der Antwort hängen Mehrkosten von weit über zehn Millionen Euro. "Das kann der Todesstoß sein", sagte Kornell und machte so in wenigen Sätzen deutlich, wie nah bei der Mainschleifenbahn "himmelhoch jauchzend" und "zu Tode betrübt" beieinanderliegen.
Frank Albert hatte an den Anfang seines Berichts gestellt, was sich schon alles getan hat, um das Ziel der Reaktivierung zu erreichen. Die Grundlagenermittlung und die Vorplanung sind abgeschlossen, Finanzmittel des Bundes sind vorreserviert, die Strecke werde in künftigen Fahrplänen berücksichtigt, die Kostenübernahme für einen Teil des Anschlusses ans DB-Netz in Seligenstadt liegt schriftlich vor. "Wir sind wirklich gut unterwegs", so Albert. "Der Freistaat glaubt an dieses Projekt."
Glaube ist gut, doch was am Ende wirklich zählen wird, sind die Zahlen. Die vertiefte Nutzen-Kosten-Untersuchung (NKU) muss positiv ausfallen, damit steht und fällt der Zuschuss. "Wenn die NKU positiv ausfällt, kriegen wir den Zuschuss von 90 Prozent. Wenn sie nicht positiv ist, kann es nicht weitergehen", betonte Landrätin Tamara Bischof.
Derzeit fehlen noch die Daten aus der Verkehrserhebung zur Erweiterung des Verbundraumes, um das beurteilen zu können. Bis Ende des zweiten Quartals soll das Ergebnis vorliegen. Im dritten Quartal will die Gesellschafterversammlung der Mainschleifenbahn Infrastruktur GmbH (MIG) über den weiteren Fortgang des Projekts entscheiden.
Und dann ist da noch die Sache mit der von Peter Kornell angesprochenen Planum-Schutzschicht: Braucht man eine zusätzliche Drainage, um die Entwässerung der Trasse zu sichern? Die Meinungen gehen nach wie vor auseinander. Der Generalplaner ist der Ansicht, dass sie eingebaut werden muss, sagte Landrätin Tamara Bischof. Ohne sie wolle er keine Haftung übernehmen.
Die Bahnaufsicht dagegen halte sie nicht für notwendig, und dieser Ansicht hat sich die Gesellschafterversammlung angeschlossen. Eine Einigung ist nicht erzielt, und das ist einer der Gründe, warum die Landrätin die euphorische Stimmung deutlich bremste: "Es läuft vieles sehr gut, aber es gibt auch noch mehreres, was problematisch ist", machte sie deutlich.
Jetzt gilt es außerdem, eine betriebswirtschaftliche Kalkulation zum späteren Betrieb zu erarbeiten, sprach Albert die nächsten Schritte an. Es wird überlegt, wie sich die MIG künftig aufstellt, wenn die Strecke tatsächlich reaktiviert wird. Zudem laufen Gespräche mit anderen Eisenbahn-Infrastrukturunternehmen wegen des späteren Betriebs der Strecke.
Wird die Strecke tatsächlich reaktiviert, wird aus der touristischen Verbindung ein echter Schienen-Personennahverkehr zwischen Volkach und Würzburg. Mit 38 Fahrtenpaaren täglich von Montag bis Freitag, 36 an den Samstagen und 34 an Sonn- und Feiertagen.
Volkachs Bürgermeister Heiko Bäuerlein sprach von einer "einmaligen Möglichkeit, eine echte S-Bahn-Anbindung an Würzburg zu bekommen". Das Projekt sei sehr sinnvoll, auch die Stadt leiste dafür ihren Beitrag. Dass es nichts werden könnte mit einer Reaktivierung, scheint für ihn nur schwer vorstellbar. "Wenn es diese Bahn nicht schafft, welche dann?"
Für Interessierte zum Verständnis:
Wird die Strecke elektrifiziert und die Schienen, wie üblich, auf einem "Damm" verlegt?
Bei zwei Mal "ja" dürfte Frau Engert mit ihrer Vermutung recht haben - in allen anderen Fällen wird man wohl einen Kompromiß finden - oder einen neuen Planer.
Agiert bei der Mainschleifenbahn eine stärkere Lobby im HIntergrund? Während das Kartell CSU-BEG-DB im Raum SW mit sehr fragwürdigen und nach unten frisierten Potenzialanalysen alles absagt:
> NEIN zur Steigerwaldbahn!
> NEIN zur Werntalbahn!
> NEIN zum geplanten IC-Anschluss SW Hbf!
Warum wird der mögliche, größerer Bahnknoten SW von der Politik systematisch niedergemacht? Warum ist aber gleichzeitig beim Mainschleifenbähnchen ein politischer Wille da?