Rund zwei Millionen Euro hat der Freistaat in einen neuen Stall und die Erneuerung des Schlachthauses im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum Kitzingen in der Mainbernheimer Straße investiert. Am Freitagmittag eröffnete Bayerns Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Helmut Brunner die neue Anlage. Landrätin Tamara Bischof nutzte die Gelegenheit, beim Minister für einen flammenden Appell für den Erhalt der Veterinär- und Verbraucherschutzämter bei den Landkreisen.
Kitzingen, so der Minister, ist die deutschlandweit bedeutendste Ausbildungs- und Forschungsstätte für Geflügel, in der vom Freistaat alle Kompetenzen gebündelt sind, um die bayerischen Landwirte fit für die Zukunft zu machen. Das Zentrum diene aber auch dazu, Vorurteile und falsche Vorstellung über die Landwirtschaft abzubauen. Hier werden die Weichen gestellt für Verbesserungen im Tierwohl und für artgerechte Haltung.
Zur Antwort auf Fragen bei kritischen Themen, wie dem Schreddern männlicher Küken oder der Schnabelkürzung, sind die Fachleute in Kitzingen wichtig, denn die Entwicklungen in der Gesellschaft müssten ernst genommen werden. Verbesserungen seien nur mit dem wissenschaftlichen Fortschritt möglich. So sei die Alternative „Geschlechtererkennung im Brutei“ in der Entwicklung. Es werde aber auch nach anderen Lösungen gesucht, etwa Zweitnutzungshühner oder die Aufzucht der weniger mastfähigen „Bruderhähnchen“. „Auch hier begleiten wir in Kitzingen entsprechende Konzepte“, so Brunner.
Nicht gegen die Interessen der Verbraucher, sondern mit ihnen, müssten Standards festgelegt werden. Deshalb wurden im Ministerium auch staatliche Investitionsförderungen gezielt auf besonders tiergerechte Haltungsformen ausgerichtet. Da etwa bei der Eierproduktion gerade mal 50 Prozent aus bayerischer Produktion stammen, sieht Minister Brunner eine große Chance für Landwirte, da auch gleichzeitig der Wunsch nach regionalen Produkten immer größer werde. „Wir haben hier ein Potenzial nach oben“, so Brunner, der auch die Möglichkeit von kleineren Ställen, von offenen oder beweglichen Ställen für Geflügel sieht.
Klaus Damme, Leiter des Fachzentrums, erläuterte den neuen Stall, der als Niedrigenergiestall mit Luft-Luft-Wärmetauschern arbeitet. Durch die zusätzliche Wärmedämmung können rund 50 Prozent der Heizenergie eingespart werden. LEDs bei der Beleuchtung und eine Solaranlage auf dem Dach runden den Energiestatus ab. Verschiedene Lüftungsmöglichkeiten vermindern den Hitzestress der Tiere, ein „Wintergarten“ macht Auslauf bei Frischluft möglich. Wissenschaftlich exakte Ergebnisse werden durch vier verschiedene Futtermöglichkeiten leichter möglich, die Fütterung der Tiere kann dabei computergestützt erfolgen. Und auch Besuchergruppen profitieren von den Hygieneschleusen, Blickmöglichkeiten in den Stall erhöhen die Transparenz.„Unser Hygienestandard ist höher als in jedem Krankenhaus“, sagte Damme.
Landrätin Tamara Bischof sprach die geplante Verlegung der Veterinär- und Verbraucherschutzämter von Landratsämtern weg an. Damit werde das Gegenteil des Gewünschten erreicht, denn die Nähe der Behörde sei von großem Vorteil; Landwirte, Jäger, aber auch die Gastronomie seien darauf angewiesen. Das gelte aber nicht für Großbetriebe, die von einer Behörde geprüft werden sollten.
An diesem Sonntag kann auch die Öffentlichkeit bei einem Tag der offenen Türe von 10 bis 18 Uhr nicht nur den neuen Stall, sondern das gesamte „grüne Zentrum“ in der Mainbernheimer Straße mit vielen Attraktionen besichtigen.