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WÜRZBURG/KITZINGEN/RIO
Zwei Herzen schlagen in seiner Brust
Ralf Dieter
 |  aktualisiert: 06.03.2015 16:25 Uhr

Aaron Hagan macht sich Sorgen um sein Herz. „Es ist zweigeteilt“, sagt er. „Ich mag diese Spiele nicht.“ Aber es hilft alles nichts. Deutschland spielt heute Abend gegen Ghana. Wie 2010. Der Spielplan nimmt keine Rücksicht auf die Gesundheit des 65-Jährigen.

Aaron Hagan ist in Ghana zur Welt gekommen und aufgewachsen. Seit 1988 lebt er in Deutschland. Es schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Ghana ist sein Vaterland. In Deutschland fühlt er sich heimisch. Mit beiden Nationalmannschaften identifiziert er sich. Wenn von Manuel Neuer die Rede ist, dann sagt Aaron Hagan „unser Torwart.“ Und wenn sich das Gespräch um Asamoah Gyan dreht, dann spricht der 65-Jährige von „unserem Kapitän.“

Aaron Hagan war Lehrer in Ghana. Und er hat in Nigeria unterrichtet. Englisch und Erdkunde. Später hat er Grundschullehrer ausgebildet. 1988 kam er nach Deutschland, hat bei der Caritas Arbeit gefunden. Der Fußball hat ihn begleitet. Sein Leben lang.

„Als Kinder haben wir in Ghana viel gespielt“, erzählt und muss bei der Erinnerung lachen. Von einem Fußballplatz konnte keine Rede sein. Eine Sandpiste mit Steinen trifft es eher. „Meine Knie haben heute noch Narben“, sagt er. Später hat Hagan in den Lehrermannschaften gespielt. Seine Position: Verteidiger.

Den Höhepunkt seiner Fußballzeit hat er allerdings abseits des Sportplatzes erlebt, 2006 in Deutschland. Die Mannschaft aus Ghana war in Würzburg untergebracht, wohnte im Maritim-Hotel. Hagan war öfters dort, hat die Spieler um Superstar Michael Essien auch schon beim Empfang im Rathaus gesehen und gesprochen. Der Chor der Missionsärztlichen Klinik hat dort die Nationalhymne gesungen. Aaron Hagan mittendrin. Er ist seit 19 Jahren Chormitglied. „Unsere Spieler haben sich in Würzburg sehr wohl gefühlt“, berichtet er. In Brasilien schaut das ein wenig anders aus. Zumindest, was den letzten Spielort Natal angeht.

Mindestens drei Erdrutsche sind aufgrund der vielen Niederschläge in Natal heruntergekommen. Einer ganz in der Nähe des Teamhotels. Sicher nicht förderlich für die Vorbereitung. Noch schlimmer bewertet Hagan die Zwistigkeiten zwischen Mannschaft und Offiziellen. 100 000 Euro Prämie sind vor dem Turnier vereinbart worden. Vor dem ersten Spiel fingen die Verhandlungen offensichtlich von Neuem an. Von 75 000 Euro war plötzlich die Rede. So berichten es jedenfalls ghanaische online-Medien. „Das würde mich überhaupt nicht überraschen“, sagt Hagan. Die nötige Konzentration hat am ersten Spieltag gegen die US-Amerikaner jedenfalls gefehlt. Und ohne Konzentration geht gegen die Deutschen gar nichts.

Etwas unkonzentriert erweist sich der 65-Jährige auch beim Spiel mit den Playmobil-Figuren. Aaron Hagan ist viel zu sehr damit beschäftigt, die bisherigen Spiele der WM zu analysieren. Schnell steht es 1:0 für Deutschland, wenig später das 2:0. Hagan registriert es höchstens am Rande. Er spricht gerade über den deutschen Fußball.

Als besonders effektiv und zielgerichtet stuft er die deutsche Nationalmannschaft ein. Und als Team. „Wir setzen die Vorgaben des Trainers gemeinschaftlich um“, sagt er über die Mannschaft von Jogi Löw. Die Mannschaft von James Appiah verfügt ebenfalls über gute Einzelkönner. „Aber wenn Deutschland so spielt wie gegen Portugal, habe ich große Zweifel, dass Ghana eine Chance hat.“ Chancenlos ist auch Aaron Hagan mit den Playmobil-Figuren. Das Spiel endet 2:0. Der 65-Jährige ist in Gedanken schon beim Samstagabend.

Um 21 Uhr ist Anpfiff. Normalerweise schaut sich Aaron Hagan die Spiele gerne mit Freunden an. 2010 war er im Kickers-Stadion. 4 000 deutsche Fans und eine kleine Gruppe von zehn Afrikanern. Am Montagabend hat er in der Kneipe an der Ecke geschaut. Heute wird er wohl alleine daheim sitzen. „Dieses Spiel ist für mich unheimlich anstrengend“, erklärt er. „Mein Herz schlägt dabei doppelt. Und das ist ungesund.“

Verlosung – Fanfotos schicken

„Die Kitzinger“ verlost nach jedem Spiel der deutschen Mannschaft in der Vorrunde eine Playmobil-Fußballarena im Klappkoffer inklusive Spieler.

Und so geht's: Einfach die schönsten Fanbilder von den Spielen der deutschen Mannschaft an folgende Adresse schicken: redaktion.kitzingen@infranken.de

Die schönsten Bilder werden veröffentlicht, der Sieger wird ausgelost. Einsendeschluss ist der 28. Juni.

In Ghana aufgewachsen, in Deutschland zu Hause: Aaron Hagan. Foto: Ralf Dieter
| In Ghana aufgewachsen, in Deutschland zu Hause: Aaron Hagan. Foto: Ralf Dieter
 
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