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Schwarzach
Zur Fastenzeit im Schlaraffenland der Schokoladen-Nascher
In der Schokoladenmanufaktur wird gerade ein Ei nach dem anderen produziert, auch schon Herzen für den Muttertag. Doch wie viel verkauft der Betrieb in der Fastenzeit?
Geschäftsleiter Jaap Bosscha mit einem vier Kilogramm schweren Schokoladenei in der Art of Chocolate-Filiale in Wertheim.
Foto: Caroline Münch | Geschäftsleiter Jaap Bosscha mit einem vier Kilogramm schweren Schokoladenei in der Art of Chocolate-Filiale in Wertheim.
Caroline Münch
 |  aktualisiert: 10.04.2019 02:12 Uhr

Bis eine Tafel Schokolade bei Art of Chocolate in Wertheim produziert ist, legt sie einen langen Weg zurück. Ist die Schokolade in großen Geräten erhitzt und umgerührt, läuft sie wie aus einem Wasserhahn heraus in die passende Form aus Plastik. Dann geht es weiter über ein langes Fließband durch verschiedene Maschinen, damit die Schokolade abkühlt und fest wird. Die Verzierung ist Handarbeit. Ein Ei muss dem anderen gleichen. Die Ostereier stehen in Wertheim momentan in mehreren Reihen und die Produktion für die Herzen am Muttertag hat schon begonnen. Berge von Schokolade, und das mitten in der Fastenzeit? Wirkt sich die Fastenzeit nicht auf den Verkauf aus?

Die Ostereier in der Produktion bei Art of Chocolate.
Foto: Caroline Münch | Die Ostereier in der Produktion bei Art of Chocolate.

Sinken die Umsätze in der Fastenzeit?

Geschäftsleiter Jaap Bosscha bestätigt, dass Art of Chocolate während der Fastenzeit überall, auch in den Filialen in Schwarzach und Rottendorf, genauso viel verkauft wie sonst auch. "Der Umsatz sinkt nicht. Man merkt gar nichts. Das liegt auch daran, dass das Ostergeschäft in vollem Gang ist. Die Kunden kaufen hier viele Geschenke." Sie greifen in die Probierkörbchen wie immer und naschen gerne. Die Körbe sind auch in der Fastenzeit immer schnell leer. Die Eltern erlauben den Kindern, die Schokolade mitzunehmen, die ihnen am besten gefällt, beobachtet Claudia Volk, eine Mitarbeiterin.

In der Produktion entstehen Schokoladentafeln.
Foto: Caroline Münch | In der Produktion entstehen Schokoladentafeln.

Kunden kaufen vor allem Geschenke ein

Einige Kunden sind auf der Durchreise oder leben eine andere Kultur und kennen das Fasten so gar nicht, erzählt Bosscha. Ein Kunde, der auf der Durchreise ist, erwähnt während seines Einkaufs im Laden, dass er hier meistens Geschenke kaufe. Auch andere Kunden suchen nach Geschenken und wählen unter den verführerisch präsentierten Pralinen aus. "Das Fasten scheint nicht mehr ganz so verbreitet zu sein wie früher, das sehe ich hier im Laden, aber auch in meinem Umfeld", sagt seine Tochter Evelyn Bosscha, die den Online-Shop betreut.

Das Hauptgeschäft findet im Laden statt, was der Geschäftsführer gerne sieht. Doch zu den Stoßzeiten, etwa kurz vor Ostern oder Weihnachten, geht es online rund, stellt seine Tochter fest. Viel schlimmer als die Fastenzeit ist für das Geschäft jedoch der Sommer. "Wir fasten im Sommer. Sobald die Sonne stark scheint, kaufen die Kunden nur ganz wenig ein", gibt der Geschäftsleiter zu bedenken. Am besten läuft das Geschäft laut ihm bei strömendem Regen.

Schäfchen und Möhrchen: Osterpralinen an der Theke bei Art of Chocolate.
Foto: Caroline Münch | Schäfchen und Möhrchen: Osterpralinen an der Theke bei Art of Chocolate.

Mitarbeiter riechen den ganzen Tag den Duft von Schokolade

Der Geschäftsleiter kennt im seinem ganzen Betrieb auch nur eine Mitarbeiterin, die fastet: Heilfasten, um sich auf das Wesentliche zu besinnen. Auf Schokolade zu verzichten, sei allerdings kein Problem für die Angestellten. Mitarbeiterin Volk erzählt: "Wenn ich den ganzen Tag den Duft der Schokolade rieche, freue ich mich abends, etwas Herzhaftes zu essen. Gerade wenn man hier arbeitet, fällt es also leicht, mal auf Schokolade zu verzichten." Jaap Bosscha fastet auch nicht, meint aber, dass er das sofort könnte: "Ich verstehe die Leute nicht, die meinen, nicht fasten zu können. Das ist alles eine Kopfsache. Ich selbst habe mal von einem Tag auf den anderen Zucker weggelassen."

Die Entwicklung einer Praline dauert mehrere Monate

Auch in der Fastenzeit hat er viele Termine mit Kunden, die eigene Pralinen kreieren wollen. "Die Arbeit mit ihnen ist nicht immer einfach. Sie sind oft zu spät, weil sie nicht wissen, dass die Entwicklung einer Praline ungefähr fünf Monate dauert, oder für ein Logo auf der Praline eine Genehmigung notwendig ist", berichtet er. Außerdem ist Art of Chocolate mittlerweile so groß, dass sie allein für eine Pralinenart vom Hersteller Folien für 24 000 Pralinen abnehmen müssen und deshalb kleine Mengen gar nicht mehr produzieren können.

Der rohe Schokoladen-Schuh in der Produktion, bevor er verziert wird.
Foto: Caroline Münch | Der rohe Schokoladen-Schuh in der Produktion, bevor er verziert wird.

Für dieses Jahr plant das Unternehmen, zwei bis drei weitere Filialen zu eröffnen. Um den besten Standort zu finden, eröffnet die Manufaktur sogar Testläden für ein paar Monate. Besonders beliebt sind Plätze in der Nähe von Outlets, berichtet der Geschäftsführer. "Wenn die Besucher mal keine Hose finden und sowieso vor Ort sind, trösten sie sich mit einer Tafel Schokolade", sagt Bosscha und lächelt. 

Wissenswertes über Art of Chocolate
Das Unternehmen hat 69 Mitarbeiter in fünf Filialen in Deutschland und verkauft auch Waren nach Österreich, Holland und Belgien. Mit dem neuen Geschäftsführer und Inhaber, Bas Huurman aus Holland, wird sich laut dem Unternehmen nichts am Konzept verändern. 350 000 Kunden kaufen pro Jahr in der Schokoladenmanufaktur ein. Knapp 80 000 Kilo Schokolade gehen über die Theke.
Der Laden von Art of Chocolate in Wertheim.
Foto: Caroline Münch | Der Laden von Art of Chocolate in Wertheim.
 
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