Die anstehende Erneuerung der Kläranlage stand im Fokus der Bürgerversammlung in Castell. Dazu begrüßte Bürgermeister Christian Hähnlein neben rund 60 Bürgerinnen und Bürgern auch Professor Günter Müller-Czygan. Der Wissenschaftler von der Fachhochschule leitet dort das Institut für nachhaltige Wassersysteme und hat die Anlage als Teil eines Forschungsprojekts aufgenommen. In der Versammlung stellte er die in dem Zusammenhang von den Behörden geforderte Untersuchung möglicher Varianten für Castell vor.
Bei dem Ganzen wurde auch die Anlage im Ortsteil Wüstenfelden mit einbezogen, die ebenso ertüchtigt werden muss. Hintergrund ist, dass die Gemeinde nach Auflagen vom Wasserwirtschaftsamt beide in der Form nicht mehr weiter betreiben darf. Die Kommune hat sich in Castell zur Ertüchtigung ihrer 1970 gebauten Teichanlage entschieden. Die Kosten der Sanierung wurden auf rund 5,3 Millionen Euro geschätzt. Alternativ stand ein Anschluss nach Wiesentheid mit ähnlichen Kosten im Raum.
In der Versammlung erläuterte Professor Müller-Czygan erst Grundsätzliches, um dann ins Fachliche einzusteigen. Er ging auf die drei Varianten ein, die sich bei den Untersuchungen als am sinnvollsten für die 850-Einwohner-Gemeinde heraus kristallisierten. Das waren eine Biocos-Durchlauf-Kläranlage, eine pflanzliche Anlage sowie eine sogenannte SBR-Anlage. Alle drei würden die geforderte Reinigungsleistung erfüllen, so der Fachmann. Für 1500 Einwohnergleichwerte soll die Anlage ausgelegt sein.
Hochschule begleitet das Projekt weiter
Bei den grob kalkulierten Kosten ergaben sich für Castell zwischen 3,35 und 3,9 Millionen Euro nach ersten Berechnungen, hinzu kommen die Kosten für die Planung. Laut Müller-Czygan rechne man mit einer Förderung des Projekts in einigen Bereichen. Auf Nachfrage meinte er später, dass er bereits mehrere derartige Abwasseranlagen geplant und errichtet habe. Die reine Bauzeit schätzte er auf zwei Jahre.
Für den Ortsteil Wüstenfelden hielt der Fachmann eine Pflanzenkläranlage für am sinnvollsten. Bei den Kosten käme die Pflanzenkläranlage auf etwa eine Million Euro plus Planungskosten, für die Variante des Baus einer Druckleitung nach Castell würden rund 2,4 Millionen Euro anfallen. Bei Castell riet der Professor von dieser Variante ab, weil dort im Bereich der bestehenden Anlage ein hoher Grundwasserstand sei, was den Bau erschwere. Dazu müsste die gesamte Fläche der Anlage außerdem um einiges vergrößert werden.
Als nächsten Schritte schlug Müller-Czygan vor, dass sich die Gemeinde auf die SBR-Variante verständigt und die weitere Planung aufnimmt. Seine Hochschule werde das Projekt weiterhin betreuen und begleiten. "Wir geben unsere Richtung ans Wasserwirtschaftsamt weiter", meinte Bürgermeister Hähnlein. Auf die Frage, bis wann die Ertüchtigung der Anlage fertig sei, antwortete der Bürgermeister, dass noch einiges in der Schwebe sei. "Wir werden wohl auf 2030 zusteuern".
23.30 Uhr geht das Licht aus
Zu den Kosten, die auf den einzelnen Grundbesitzer zukommen, lasse sich noch nichts sagen. Ein möglicher Ergänzungsbeitrag werde in Raten erhoben, eine erste vielleicht schon zu Beginn des Baus, so Hähnlein.
Außerdem ging Bürgermeister Hähnlein in der Bürgerversammlung kurz auf das Thema Hochwasserschutz in der Gemeinde ein. Auf acht bis neun Projekte werde man sich dabei konzentrieren. Aus der Versammlung kam der Wunsch, dass die Straßenlampen in Castell künftig weder länger brennen könnten. Hier antwortete das Gemeindeoberhaupt, dass man aus Gründen des Energiesparens vor einiger Zeit 23.30 als Ende ausgemacht habe. Insgesamt spare Castell auch durch die neuen LED-Lampen jährlich rund 18.000 Kilowattstunden an Strom ein.