Es war ein Zufallstreffer, den ein Trio aus dem Ruhrpott kurz nach Weihnachten 2011 in Kitzingen landete: Die drei machten in einer Lotto- und Postannahmestelle 11 000 Euro Beute. Motiv: Beschaffungskriminalität. Der Griff in den Tresor hatte jetzt Konsequenzen: Das Schöffengericht schickte den 26-jährigen Haupttäter für zwei Jahre und drei Monate hinter Gitter. Bei der Höhe der Strafe stellt die sich die Frage nach einer Bewährung nicht mehr.
Der Mann war geständig. Er räumte alles ein und gewährte dem Gericht ausführlich und gestenreich Einblicke in ein Leben, das seit dem zehnten Lebensjahr daneben lief. „Eine schulische Erziehung hat nicht stattgefunden“, sagte sein Verteidiger. Der junge Mann war in keiner Schule integrierbar. Dazu kamen früh Straftaten und Drogen. Er konsumierte über Jahre Kokain.
Dazu zog er sich Speed durch die Nase. Weil er dafür 200 bis 300 Euro am Tag brauchte, waren Serien von Straftaten die Folge. Vom Diebstahl bis zur versuchten Geiselnahme, 15 Einträge finden sich im Bundeszentralregister. Der Mann saß Jahre lang in Haft, schloss zwei Therapien ab, ist aber immer noch nicht von den Drogen los. „Kokain und Speed hat er im Griff“, so der Verteidiger, am Haschisch kommt er nicht vorbei.
Kurz nach Weihnachten 2011 war er noch „voll drauf“. „Ein Tag schlafen, drei Tage wach sein“, beschrieb er seinen damaligen Lebensrhythmus. In der Zeit war er mit zwei Bekannten vom Ruhrpott nach Würzburg gefahren, hatte sich dort mit Drogen eingedeckt und wollte weiter nach Nürnberg. Das Geld war knapp. „Wir wollten Geld klauen, egal wo“, sagte er dem Gericht.
Pech für eine Angestellte, die vor einem kleinen Laden in Kitzingen Zigarettenpause machte. Das Trio witterte eine Chance. Der Fahrer und eine Frau lenkten die Verkäuferin ebenso ab wie eine Kollegin, die in dem Geschäft war. Der 26-Jährige nahm sich eine Postkarte, schlich in den Nebenraum und staunte nicht schlecht: In einem offenen Tresor lag ein Kuvert mit 11 000 Euro. Die packte er ein, verließ mit den Komplizen den Laden. Allerdings nicht, ohne vorher die Postkarte wieder ordnungsgemäß in den Ständer zu stecken. Seine „Korrektheit“ im Umgang mit der Postkarte und der darauf hinterlassene Fingerabdruck hat neben den Bildern aus der Videoüberwachungsanlage dafür gesorgt, dass der Mann schnell gefasst wurde.
Jetzt saß er vor dem Schöffengericht, sprach von einem Neuanfang, von einer Verlobten und einer möglichen schulischen Ausbildung. Sein Verteidiger, der ihn seit Jahren kennt, hat ihn noch nicht aufgegeben. „Ich glaube dran, dass er seinen Weg gehen kann“, sagte der „Ruhrpottler der alten Schule“ dem Gericht und plädierte für Bewährung.
Der Glaube des Gerichts hielt sich allerdings in Grenzen. „Dafür ist zu viel passiert“, sagte Richter Marc Betz und meinte damit die Vorstrafen: „Das sind alles keine Kavaliersdelikte.“ Dazu kamen drei offene Bewährungen, eine enorme Rückfallgeschwindigkeit, der hohe Schaden und „eine günstige Prognose sehe ich beim besten Willen nicht“, so Betz für das Schöffengericht.
Wie zuvor die Staatsanwältin, die zwei Jahre ohne Bewährung gefordert hatte, kam auch für das Schöffengericht eine Bewährung nicht mehr in Frage. Am Ende waren es zwei Jahre und drei Monate, die der Mann wohl absitzen muss. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.