Thomas Pfeiffer bastelt gerne. Wenn er nach einer Lösung für ein Problem sucht, auf das er auf seinem Anwesen in Mainbernheim stößt, stellt er immer wieder fest, dass es nicht auf möglichst komplizierte, technisch aufwändige Lösungswege ankommt. Manchmal ist eine Lösung desto besser, je simpler sie daherkommt. So hätte auf das, was er in seinem Garten praktiziert, eigentlich jeder kommen können. Nur er setzt es auch um, seit vielen Jahren.
Als er vor 23 Jahren damit begonnen hat, wurden Klimawandel und sinkende Grundwasserpegel allenfalls in Fachkreisen diskutiert, und auch dort nur von den wenigsten ernsthaft. Heute sind sie als reale Gefahren längst im Bewusstsein der Menschen angekommen. Vor diesem Hintergrund gewinnt Pfeiffers Tat an Gewicht – weil sie jeder nachmachen kann, der ein Haus und Grundstück besitzt und dazu bereit ist, einen Schritt weiter zu denken als üblich.
Das Wasser fließt in eine flache Mulde
Denn der Mainbernheimer, der als Fachkraft für Wasserwirtschaft am Landratsamt in Kitzingen arbeitet, hat letztlich nichts anderes getan, als das Fallrohr, das bis dahin das Regenwasser der einen Hälfte seines Hausdaches wie allgemein üblich in die örtliche Kanalisation leitete, abzuklemmen. Stattdessen baute er einen 90-Grad-Bogen als Auslauf ins Fallrohr ein und seitdem läuft das Dachwasser über eine Rinne in der Erde in eine flache Mulde, die er geschaffen hat. Diese liegt unter einer guten Handvoll älterer Bäume. Dort versickert das Wasser. Das ist schon alles. Mehr Baustelle war nicht.
Bei einer Dachfläche von circa 50 Quadratmetern und rund 500 Litern Niederschlag pro Jahr und Quadratmeter kommen so etwa 25 000 Liter Wasser zusammen, die bei Pfeiffer unter den Bäumen versickern, statt im Kanal zu verschwinden. Selbst bei Starkregen, hat er beobachtet, kommt es zu keinen größeren Überflutungen, sondern die Versickerungswirkung der Baumwurzeln reicht aus, um das Wasser in die Erde abzuleiten. Die Wurzeln spielen laut Pfeiffer eine besondere Rolle, ohne sie würde das Wasser nicht so gut in der Erde versickern.
Eine Maßnahme ohne Aufwand und Kosten
Das Wasser gelangt so nicht nur in die Tiefe Richtung Grundwasser, sondern die Wurzeln speichern auch Wasser. Dies sorgt dafür, dass die Bäume – die zugleich als Schattenspender für das Wohnhaus dienen – mit Trockenperioden besser zurecht kommen. Ein lokaler Kreislauf also, von dem Natur und Mensch profitieren. "Den Klimawandel stoppt dies natürlich nicht", macht sich Pfeiffer keine Illusion. Doch es ist ein Baustein, dessen Auswirkungen zu begegnen, vor allem ist es jedoch eine Maßnahme, die quasi ohne Aufwand möglich und mit keinen Kosten verbunden ist.
Pfeiffer sieht darin sogar ein Modell, Probleme zu lösen, die in Siedlungsgebieten flächendeckend auftreten. "Wir leiten generell zu viel Regenwasser ab, und das zu schnell", sagt er. Dies führt nicht nur zu Problemen bei Starkregen, wenn die Kanalsysteme die Wassermassen nicht mehr bändigen können. Auch fehlt das abgeleitete Wasser zur Regeneration der Grundwasserreservoires. Würde mehr Wasser auf den Grundstücken zurückgehalten und dort versickern, würde dies also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Die Gartenfachberaterin des Landkreises Kitzingen, Mechtild Engert, die beim Ortstermin ebenfalls anwesend ist, unterstreicht, dass grundsätzlich bei der Gestaltung eines Grundstücks darauf geachtet werden sollte, so wenig Fläche wie möglich zu versiegeln. Wo Befestigungen unumgänglich sind, könnten Oberflächen auch so beschaffen sein, dass sie zumindest noch in Teilen wasserdurchlässig sind. Zu beachten sei: Offene Wasserflächen sind nicht unproblematisch, weil sich dort Stechmücken vermehren. Andererseits sind solche Bereiche für die Tierwelt auch wichtig.
Auch das Gartenwasser stammt vom Dach
Pfeiffer macht mit dem Regenwasser noch mehr. Er nutzt es auch zum Gießen seines Nutzgartens. Konsequent verwendet er hierzu zwei Gießkannen zum zielgenauen, sparsamen Bewässern. Mit diesen schöpft er das Wasser aus drei Regentonnen und einen Behälter, in denen er 2300 Liter Wasser sammelt, das von der zweiten Hälfte seines Hausdachs stammt. Das Jahr über, schätzt er, nutzt er so etwa 8000 Liter Regenwasser zum Gießen – spart so Trink- und Grundwasser und außerdem Geld.
Auch das von den Bäumen abfallende Laub verwendet der Mainbernheimer gezielt, indem er daraus Humus für seinen Garten gewinnt; einen Teil der Blätter vergräbt er, einen Teil gibt er auf den Kompost. Auch dahinter steckt ein Mosaiksteinchen praktizierten simplen Klimaschutzes, denn mit den Blättern gelangt das darin gespeicherte Kohlendioxid in den Boden und erst einmal nicht in die Atmosphäre, erklärt Pfeiffer seine Überlegungen.
Zusammen mit seiner Landratsamtskollegin Mechtild Engert, der Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege, stellt Thomas Pfeiffer seine zum Nachmachen geeigneten Ideen sowie weitere Garten-Vorbilder in dem Vortrag "Der Lauf des Wassers – Regenwasser im Garten versickern und nutzen" vor. Er findet in Zusammenarbeit mit der Vhs am Mittwoch, 30. September, von 19 bis 21 Uhr in der Alten Synagoge in Kitzingen statt. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Die Plätze sind allerdings wegen Corona-Hygieneauflagen beschränkt.