Mit Pauken, Trompeten und dem Einholen der Fahne haben sich am 29. Juni 2006 bei einem Appell in den Harvey Barracks – heute Technologiepark conneKT – die Amerikaner aus Kitzingen verabschiedet. Zurückgelassen haben sie gut 400 Hektar Militärgelände und die damals viel zitierte „Jahrhundertaufgabe“.
Die hat sich allerdings in zehn Jahren so gut wie erledigt. 2016 ist die Konversion, also die Umwandlung von militärischer in zivile Nutzung, so gut wie abgeschlossen. Bis auf kleinere Restbestände sind die großen ehemaligen US-Areale verkauft und werden zivil genutzt.
Marshall Heights
„Neues Leben in Marshall Heights.“ Das war die Schlagzeile, die vor ein paar Tagen die Situation beschrieben hat. Martina Meyer und Stefan Schweser sind als erste in eines der Texashäuser eingezogen. Die Wohnsiedlung Marshall Heights am Stadteingang an der B 8 war einst das Zuhause der meisten US-Soldaten und ihrer Angehörigen. Jetzt entwickelt sich dort ein neuer Stadtteil.
Die 740 Wohnungen auf 32 Hektar warteten von allen großen Liegenschaften am längsten auf die Wiederauferstehung. Acht Jahre nach dem Abzug erwarb der Kitzinger Immobilienmakler Georg Wittmann das Gelände. Nach Auseinandersetzungen um die Nutzung einigte er sich mit der Stadt. Die Erschließung steht, die Vermarkung läuft. 103 Doppel- und Reihenhäuser (die Texashäuser) warten neben 30 Wohnblocks auf neue Bewohner. Dazu kommen der Kindergarten, zwei Schulen und eine Bowlingbahn. Bei den anderen Liegenschaften ging es schneller.
Richthofen Circle
Der Richthofen Circle war zu US-Zeiten ein Wohngebiet vor allem für Offiziere und ihre Angehörigen. Heute ist es ein Vorzeigeobjekt: ein Reit- und Freizeitzentrum der gehobenen Art mit etlichen Wohneinrichtungen auf rund 10,7 Hektar. Das Gelände erwarb das Unternehmer-Ehepaar Andrea und Manfred Maier 2010. Die beiden errichteten dort eine moderne Reitanlage und bauten das Areal Stück für Stück aus. Inzwischen gibt es im Richthofen Circle moderne Einrichtungen für Pferde, einen Wohnpark und ein Tagungshotel mit Restaurant.
Corlette Circle
Etwa fünf Jahre nach dem Abzug der Army kam in die einstige Unteroffizierswohnsiedlung Corlette Circle wieder Leben zurück: Rund 150 Flüchtlinge haben auf dem Gelände an der Staatsstraße nach Großlangheim eine (Zwischen-)Heimat gefunden. In einem der 26 Häuser ist auch die Anlaufstelle der vier Asyl-Sozialarbeiter der Caritas. Das rund 2,6 Hektar große Gelände gehört wie die Marshall Heights dem Kitzinger Immobilienmakler Georg Wittmann.
Larson Barracks
Gleich hinter den Larson Barracks (Flakkaserne) begann die Abwicklung der US-Vergangenheit. Erster Schritt war 2007 der Verkauf des Golfplatzes mit seinen 65 Hektar. Drei Jahre später, im Oktober 2010, ging die benachbarte Kaserne mit ihren 52 Hektar über den Ladentisch der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (Bima). Käufer war die Innopark Kitzingen GmbH.
Seither gibt es den Kitzinger Innopark mit vielen innovativen Unternehmen. Mehr als 510 Arbeitsplätze in 54 Firmen sind hier geschaffen worden. Ein Boardinghouse mit 40 möblierten Appartements wartet auf Gäste, außerdem die Turnhalle auf Sportler. Am Sonntag, 3. Juli, gibt es die Möglichkeit, beim Tag der offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Harvey Barracks
Die Flugplatzkaserne oder Harvey Barracks ist heute der Technologiepark conneKT. 200 Hektar umfasst das Areal an der Straße nach Großlangheim. Ein Extra ist der Flugplatz, den bis 2006 die US-Army nutzte – sowie nebenbei der Kitzinger Luftsportclub. Hier steht eine Entscheidung über eine weitere Nutzung unmittelbar bevor.
Das Gelände ging 2013 an die Blumquadrat GmbH. Das Unternehmen entwickelte 70 Hektar der Flächen zum Technologiepark weiter. Seit August 2015 hat der conneKT-Eigentümer Markus Blum Baurecht: Der sprach vor kurzem von einer guten Entwicklung: In 25 Betrieben arbeiten jetzt gut 200 Mitarbeiter. Zudem sind knapp 30 Prozent der Fläche verkauft.
Ein Schub in der Entwicklung könnte das europaweite Verteilerzentrum des Automobilzulieferers Schaeffler sein. Dieses könnte ab 2017 in Betrieb gehen. Rund 300 Arbeitsplätze sollen entstehen. Etwa 15 Hektar hat das Weltunternehmen gekauft.
Was noch übrig ist
Damit sind alle großen US-Areale wieder in ziviler Hand. Auch die Bunkeranlage im Klosterforst wird inzwischen als Lager genutzt. Was bleibt sind kleinere Bereiche, die sich noch im Bestand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben befinden:
Dazu gehören das ehemalige Kühlhaus (rund 14,9 Hektar) im Giltholz, die Bunkeranlage im Wald hinter den Larson Barracks mit elf Bunkern und einer Größe von 3,2 Hektar und der frühere Panzerübungsplatz an der Panzerstraße, der rund 7,3 Hektar umfasst. Daneben gibt es kleinere land- und forstwirtschaftliche Grundstücke wie das Phantomdorf an der Panzerstraße, die sich im Bestand der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben befinden, die auch den US-Streitkräften überlassen waren. Diese Grundstücke werden vom Bundesforstbetrieb Reußenberg verwaltet.
