zurück
Kitzingen
Wort zum Wochenende: Unterschiedliche Gaben, ein Geist!
Uwe Bernd Ahrens, Pfarrer i. R.
Foto: Waltraud Ludwig | Uwe Bernd Ahrens, Pfarrer i. R.
Uwe Ahrens
 |  aktualisiert: 02.03.2025 02:46 Uhr

Maria und Martha, die ungleichen Schwestern. Sie streiten vor Jesus um den richtigen Weg. Martha steht für das aktive, tätige Leben. Sie ist die Schutzheilige der Kellner und Hausfrauen. Maria dagegen symbolisiert die mystische Schau, die Betrachtung des Glaubens. Maria und Martha, das sind zwei unterschiedliche Arten zu arbeiten und zu leben. Oft hat man sie gegeneinander ausgespielt.

Bei Lukas, der die Geschichte erzählt, spielt der tätige Dienst für andere eine große Rolle. Aber für ihn ist das Tun nicht vom Hören zu trennen. Unsere Welt und unsere Kirche leben nicht von der Organisation allein. Auch wenn wir alles managen und ausführen, wenn wir mit vielen großen Aktionen in der Öffentlichkeit stünden und hätten Gottes Wort nicht, wären wir nichts. Es braucht Gottes Wort. So hat auch „Maria das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden“. Auch von Maria kann man lernen.

Wie gut könnten sich die beiden stützen und ergänzen! Was könnte ihnen alles gelingen, wenn sie an einem Strang ziehen würden! Doch es gibt Streit und Konkurrenz zwischen den beiden. Wie oft werden Denken und Tun gegeneinander ausgespielt. Wer ist wertvoller? Der Meister in der Werkstatt oder der Master aus der Uni? Was ist besser? Brötchen backen oder an Reden feilen? Auf wen kommt es an? Handwerker oder Geisteswissenschaftler? Martha oder Maria?

Schön wäre es, wenn die beiden Schwestern sich gegenseitig wertschätzen und achten würden, wenn es ein Gleichgewicht gäbe: Unterschiedliche Gaben, ein Geist! Doch oft zieht Martha den Kürzeren. Man merkt das häufig an der Bezahlung. Das Denken und Verwalten ist viel höher angesehen als die tätige Arbeit der Hausfrau und des Handwerkers. Dabei hat beides seinen Wert, wie Luther klarstellt: „Die Arbeit Marthas ist nicht nur nützlich, nötig und wertvoll, sondern gottgefällig und nichts weniger als Gottesdienst“. Wenn das keine Wertschätzung ist!  Aber das Hören auf Gottes Wort, was Maria tut, ist nach Jesus ebenfalls ein gutes Teil, das sie erwählt hat.

Wir kennen diesen Zwiespalt auch: Die Unzufriedenheit, dass jemand anderes das gute Teil erwählt, während wir in lauter Sorgen und Mühen gefangen sind. Wann haben Sie sich das letzte Mal den großen Fragen des Lebens gestellt und darüber diskutiert? Wir dürfen uns nicht abbringen lassen von der Frage nach Gott und dem Sinn des Lebens. Wie oft reißt uns Unwichtiges aus der Konzentration oder aus einem Gespräch! Die Martha-Maria-Geschichte mahnt, uns nicht von Unwichtigem gefangen nehmen zu lassen und uns nicht zu ärgern über andere, die anders handeln als wir. Sie fordert uns auf, das Wichtige zu erkennen und uns dafür Zeit zu nehmen. Am Ende ist es ganz einfach: Das gute Teil ist da. Für jeden von uns.

Der Autor: Pfarrer i.R. Uwe Bernd Ahrens, geboren am 17. September 1953, ist verheiratet und hat drei Kinder. Nach beruflichen Stationen in Schweinfurt und Klingenberg war er von 1981 bis 2019 Pfarrer an der evangelischen Stadtkirche in Kitzingen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Beruf und Karriere
Evangelische Kirche
Hausfrauen
Schwestern
Wörter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top