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Kitzingen
Wort zum Wochenende: Hopping and Hoping
Bearbeitet von Charlotte Wittnebel-Schmitz
 |  aktualisiert: 16.04.2024 02:44 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser,

hopping (hüpfen) beschreibt treffend unser Verhalten. Wir hoppen von Event zu Event, zappen durch die Kanäle, rauschen durch unsere Apps. Corona hat uns kurz ausgebremst, doch nun läuft es wieder. Die Sonnenstrahlen steigern unsere Stimmung und wir sind kaum noch zu halten. Wenn etwas nicht nach unseren Vorstellungen geschieht, wechseln wir Beziehungen, Orte oder Beschäftigungen.

Bei diesem Hüpfen und Eilen vergessen wir oft, was an Halte-Stellen, an Zu-Hause, an einer Bleibe bleibt. Wo finden wir Heimat? Wo erfahre ich den Ruhe-Pol, Kraft, Sinn und Hoffnung (Hoping)?

Es geht nicht darum, auf unserem Lebens-Weg stehen zu bleiben. Allmählich begreifen wir den Begriff der Zeitenwende in Politik, Gesellschaft und weltweit. Seit dem Kriegsbeginn gegen Europa können wir nicht mehr gedankenlos weiterhüpfen. Wir sind aufgerufen, selbst Staat, Gesellschaft und Kirchen mitzugestalten. Sich täglich auf der Couch liegend zu informieren, reicht nicht mehr.

Der bequeme Wohlfahrtsstaat verabschiedet sich langsam. Jedenfalls ist er kaum noch zu bezahlen. Wir müssen wach-sam werden, uns verteidigen lernen und gleichzeitig die globale Lage der Natur berücksichtigen. Er-warten entwickelt sich zur Wach-samkeit. Es gehört zur Wahrheit der Zeitenwende, aufzustehen, die Wahrheit zu tun und wahrzunehmen. Beim Wahr-Nehmen entdecken wir gerade im Frühling, dass jeder dieses Er-wachen der Natur anders wahrnimmt. Jeder hat seinen Blickwinkel, unter dem er betrachtet, reflektiert und handelt.

In De-Mut liegen Ruhe und Kraft.  Nach unstetem Hopping benötigen wir Stopping, Resilienz, Gelassenheit und De-Mut. Wirkliche Demut ist kein Zeichen von Schwäche, sondern etwas, das die Seele groß und stark macht. Dien-Mut bedeutet Hopping im Sinne von Aufstehen und Hoping als Kraftquelle.

Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen (althochdeutsch: Dien-mut), sondern um zu dienen (Mk 10,45). Das feiern wir an Ostern: Er war Gott gleich, und doch wurde er wie ein Sklave und den Menschen gleich.  Er lebte wie ein Mensch bis zum Tod am Kreuz. Paulus formuliert es im Brief an die Gemeinde im heute türkischen Ephesus: „Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe“ (Eph 4,2). In den frühchristlichen Gemeinden lautete die oberste Maxime: „In Demut schätze einer den anderen höher ein als sich selbst“ (Phil 2,3).

Wenn Gott auch zu schweigen scheint, die begründete christliche Hoffnung geht davon aus, dass Gott auf uns zu-kommt und uns er-wartet. Bei aller Aktivität und jedem Hüpfen: Ruhe, Gelassenheit und Hoffnung schenkt uns Gott, der bleibt – selbst in größter Gefahr.

Es gilt, diese Spannung zwischen Hopping und Hoping zu leben und auszuhalten.

Der Autor: Dr. Michael Persie (Buchbrunn), geboren 1950 in Bad Neuenahr, war bis September 2016 Lehrer am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Kitzingen-Ochsenfurt und unterrichtete in den Fächern Religion, Deutsch und Sozialkunde.

 
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