Ein Mensch wollte ein großes Festmahl am Abend feiern, so erzählt der Evangelist Lukas im Evangelium zum Sonntag. Viele Einladungen waren verschickt worden. Als alles fertig ist - das Essen ist zubereitet, die Tische sind gedeckt, das Haus ist geschmückt - werden alle, wie es damals Brauch war, ein zweites Mal eingeladen: „Kommt, denn alles ist bereit. Das Fest soll jetzt beginnen.“ Doch da entschuldigen sich die Geladenen. Sie können nicht kommen, sagen sie. Sie haben Gründe, geschäftliche und private. Vielleicht sind es auch Ausflüche. Es gibt Anderes, Wichtigeres, Unaufschiebbares. Und liest man den Abschnitt genau, erkennt man: Sie sind satt. Sie brauchen nichts. Feiern können sie selbst.
Die Enttäuschung, wenn etwas geplant war und dann Freunde kurzfristig absagen – haben Sie sie auch schon einmal gespürt? Der Stich ins Herz, wenn man den Eindruck hat: Ich bin jemandem nicht wichtig genug. Und vielleicht kennen Sie auch die andere Seite, das Absagen aus triftigen Gründen. Doch wenn wir ehrlich sind: nicht immer waren es sachliche Gründe, die uns hinderten. Manchmal haben wir einfach die Prioritäten anders gesetzt.
Ein Mystiker hat gesagt: „Wer keine Zeit für Gott hat, glaubt nicht an Gott.“ Dabei kann „Zeit für Gott“ sehr unterschiedlich gefüllt sein. Das Gleichnis ist so erzählt, dass wir uns mit denen identifizieren, die zu Gottes Fest eingeladen sind. Wir sollen uns fragen: Was ist mir wichtig? Womit fülle ich mein Leben aus? Ist da noch Platz für Sehnsucht und Spiritualität? Man kann ja so beansprucht sein von Besitz, Arbeit und Beziehungen, dass kein Platz mehr für Gott ist.
Am Ende lesen wir: Das Fest findet statt. Der enttäuschte Gastgeber lässt sich davon nicht abbringen. Andere werden eingeladen. Nun geht der Blick des Gastgebers in die Gassen und auf die Plätze der Stadt, dann über alle Grenzen hinaus. Menschen kommen, die nicht zum engeren Kreis gehörten. Sie bringen nichts mit, haben kein Festgewand an. Sie tragen nur das Gewand ihrer Verletzlichkeit und ihrer Sehnsucht. Und ich stelle mir vor, wie sie staunen und sich freuen, wenn sie den Festsaal betreten. Alles ist bereit und es mangelt an nichts.
Der liebende Gott lädt ein. Wenn wir suchend, bedürftig, offen und neugierig sind, werden wir seine Einladung hören. Das Ziel ist ein großes Fest. Das Abendmahl, das wir in unseren Gottesdiensten feiern, ist ein kleiner Vorgeschmack davon. Es ist irdische Gemeinschaft, aber auch ein Teil des Himmels. Da ist Vergebung und Hoffnung, Gemeinschaft und Seelenstärkung, vollkommener Augenblick und vorweg genommene Zukunft. Wer immer wir sind, geworden sind, und in uns tragen als Zukunft und Möglichkeiten – wir sind willkommen. Was hindert uns daran zu kommen?
Die Autorin: Kerstin Baderschneider ist seit Dezember 2019 Dekanin für die rund 20.000 Gemeindeglieder in den 21 Kirchengemeinden und 18 Pfarreien im Dekanat Kitzingen.