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Mainbernheim
Wort zum Wochenende: Geben Sie dem Hass keinen Raum
Paul Häberlein
 |  aktualisiert: 22.02.2025 02:32 Uhr

Eigentlich fing es ganz harmlos an. Da war zunächst dieses Kratzen im Hals an jenem Freitagmorgen. Eine Erkältung schien sich anzubahnen. Irgendwann tat das Schlucken dann weh. Es brannte wie Feuer in meinem Hals. Bei der Taufe am Nachmittag wurde meine Stimme im schwächer. Den Segen konnte ich nur noch leise flüstern. Und dann war die Stimme ganz weg.

Das aber war erst der Anfang. Das Atmen fiel mir immer schwerer. Irgendwann ging kaum noch Luft durch meinen Hals. Mein Hausarzt hat sofort reagiert. Kurz darauf lag ich schon im Rettungswagen. Es ging mit Blaulicht in die Kopfklinik nach Würzburg. Neben mir saß der Notarzt, während ich nach Luft gerungen habe. Und da war diese Angst, zu ersticken. Todesangst. Die Zeit blieb fast stehen. Minuten wurden zur Ewigkeit. Ich dachte, wir kommen nie mehr in Würzburg an.

Dort angekommen stand er vor mir, sah meine Not und hat seine Hand auf meine Schulter gelegt. "Jetzt bist du bei mir! Jetzt musst du nicht ersticken!" Dieser Arzt in der Kopfklinik sah meine Angst, meine Todesnot. Und diese zwei kurzen Sätze nahmen die Angst. Was für ein Seelsorger.

Als ich ein paar Stunden später wieder atmen, sprechen und klar denken konnte, kam er noch einmal zu mir auf die Intensivstation. "Das war knapp!" Aber er konnte mir helfen. Gott, sei Dank. Meinem Leib und meiner Seele hat er gutgetan.

Ich war der einzige Patient auf der kleinen Intensivstation der Kopfklinik an diesem Wochenende. Und so haben wir uns irgendwann dann länger unterhalten können. Er hat mir erzählt, dass er in Syrien geboren und aufgewachsen ist. Irgendwann konnte die Familie aus Syrien fliehen, entkommen. Schon damals flohen Menschen vor dem Terror. Am Montag wurde ich dann von einem anderen Arzt untersucht. Er kam aus dem Iran. Und auch er hat mir geholfen. Wunderbare und einfühlsame Menschen, denen ich begegnen durfte. Engel – Boten Gottes.

Nachdem Jesus die Geschichte vom barmherzigen Samariter erzählt hat, stellt er folgende Frage. "Wer ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?" Darauf antwortet der Schriftgelehrte: "Der die Barmherzigkeit an ihm tat." Schließlich gibt Jesus ihm folgenden Rat. "So geh hin und tu desgleichen!"

Am Sonntag ist Bundestagswahl. Gehen Sie wählen. Und geben sie dem Hass keinen Raum. Weder in Ihrem Herzen noch in unserem Land.

Der Autor: Paul Häberlein ist Pfarrer in Mainbernheim und Dekanatsjugendpfarrer im Dekanat Kitzingen.

 
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