Das Jahr ist noch jung, gerade mal zwei Wochen alt. Wie ist es Ihnen bisher ergangen? Sind Ihre Lebenskrüge mit Hoffnung, Energie und Resilienz noch gut gefüllt? Finden Sie jeden Tag etwas, woran Sie sich freuen können? Oder sind Sie manchmal dünnhäutig, genervt und der Nachrichten müde, die jeden Tag aus der Welt ins Wohnzimmer schwappen?
Im Evangelium des Sonntags wird von einer Hochzeit erzählt. Man feiert und genießt das gute Essen. Alle sind frisch frisiert, haben sich schön angezogen. Das Herz wird leicht, wenn die Musik in die Beine fährt und wenn man tanzt und singt und lacht. Jedes Fest ist ein Vorgeschmack der himmlischen Herrlichkeit, von der die Bibel erzählt. Der Tisch ist gedeckt, der Becher ist vollgeschenkt. Es mangelt an nichts.
Die Gäste merken es nicht, aber plötzlich wird es hinter den Kulissen unruhig. Der Wein geht zu Neige! Bald muss einer von den Bedienungen in den Festsaal gehen und es dem Brautpaar sagen: "Wir haben keinen Wein mehr." Das wird er dem Bräutigam ins Ohr flüstern. Dessen Gesicht wird versteinern. Der wird es der Braut weitersagen, die ihn fassungslos anstarren wird. Mitten im Lied wird die Musik aufhören zu spielen. Die Gäste, die eben noch ausgelassen getanzt hatten, werden bedröppelt dastehen. Das Lachen wird allen im Halse stecken bleiben und der letzte Bissen Festessen nicht mehr schmecken. Mit einem schalen Gefühl werden alle wieder nach Hause gehen. So schnell hat einen der Alltag wieder.
Aber dann geschieht ein Wunder. Das "erste Zeichen" nennt der Evangelist Johannes es, weil es das erste Wunder ist, das Jesus tut. Er lässt die Krüge mit Wasser füllen. Bis an den Rand. Und als jemand davon probiert, ist es Wein geworden. Von bester Qualität. Merkwürdig eigentlich, dass sich Jesus ausgerechnet darum kümmert, dass ein Fest weitergehen kann. Hätte es nichts Wichtigeres gegeben? Offenbar nicht in diesem Moment. Da darf sich einfach der Himmel über einer Hochzeitsgesellschaft öffnen und die Leichtigkeit andauern.
Das erste Zeichen im Johannesevangelium. Das erste Zeichen für uns am Anfang des Jahres, wo manche von uns vielleicht schon gemerkt haben, wie der Vorrat an positiven Gedanken und an Unbeschwertheit schrumpft. Aus der Geschichte von Kana lese ich: Jesus darf ich leer werdende Lebenskrüge zeigen und um Verwandlung bitten. Und wer weiß – vielleicht ist er im Hintergrund bereits am Werk.
An einer anderen Stelle im Johannesevangelium sagt Jesus: "Ich bin gekommen, dass sie das Leben in Fülle haben." Ist das nicht wunderbar?
Die Autorin: Kerstin Baderschneider ist seit Dezember 2019 Dekanin für die rund 20.000 Gemeindemitglieder in den 21 Kirchengemeinden und 18 Pfarreien im Dekanat Kitzingen.