Liebe Leserinnen und Leser,

wenn Sie als betagter Kitzinger auf die Stadt blicken, dann fallen Ihnen nicht nur die Kirchtürme der beiden Konfessionen auf. Sie nehmen bedeutsame Veränderungen von Bauwerken und ganzen Wohnvierteln wahr. Aus drei großen deutsch und amerikanisch genutzten Militärbereichen haben sich ansehnliche Wohn- und Gewerbeflächen entwickelt. Zugegeben, das hat Jahrzehnte gedauert: Die Weinhandelsstadt ist konvertiert zu einem bedeutenden Logistik- und Gewerbezentrum mit wachsender Wohn- und Infrastruktur. Kitzingen mit seiner Landrätin und den Oberbürgermeistern samt Planern und Verwaltern muss sich vor Würzburg, Schweinfurt und Nürnberg nicht verstecken.

Amerikanische Kasernen werden von fähigen Bauträgern konvertiert zu wohnlichen und freundlichen Bereichen, die eine neue und alte Heimat bieten.

Konversionen, Konfessionen hat es in der jüngeren Kitzinger Geschichte seit der Reformation gegeben. Reformatorische und katholische Persönlichkeiten haben seit Jahrhunderten die Kitzinger Geschichte geprägt. Stellvertretend seien die Heilige Hadaloga und Martin Luthers Gefährte Paul Eber erwähnt.

Der lateinische Begriff „converto“ bedeutet: umwenden, umkehren, umdrehen, kehrt machen, im Kreise drehen (Jahresverlauf), hinkehren, hinwenden, hinrichten, hinlenken, um- und verwandeln, verändern, umgestalten, sich verwandeln. Mit der Vorsilbe „con-“ wenden wir uns einander zu und betreiben eine Konversation, eine gepflegte Unterhaltung.

Ein „Konvertit“ ändert sein Bekenntnis und wendet sich einer anderen Konfession zu. Der Revertor kehrt um und  zurück, um sich zum Beispiel mit jemandem auszusöhnen.

Verto, converto, reverto – es geht darum, sich oder etwas zu verändern, zu verwandeln, neu zu machen.

In Kitzingen sind nicht mehr Tausende amerikanischer Soldaten und Hunderte Panzer stationiert. Kitzingen ist eine ansehnliche, farbenfrohe und muntere Stadt geworden. Vom Stadt-Balkon aus lässt sich über Monate mit einem Glas Wein in der Hand die Silhouette genießen. Touristen statt Soldaten, Wohnmobile und Fahrräder an Stelle von Militär prägen die Stadt.

Dank an alle Planer und Macher, die Kitzingen verändert und zu einer friedlichen Stadt gemacht haben!

Denken wir auch an unsere eigene Veränderung und Umwandlung bis hin zur Versöhnung, wenn wir die Konversionsflächen besuchen und die eine oder andere Konversation wagen. Keine Angst, die Kitzinger sind friedlich und freundlich!

Unvergessen ist die Bombardierung von Kitzingen im Zweiten Weltkrieg. Möge die Konversion der militärischen Flächen für „immer“ dem Frieden dienen, gerade auch zusammen mit den europäischen Partnerstädten.

Der Autor: Dr. Michael Persie (Buchbrunn), geboren 1950 in Bad Neuenahr, war bis September 2016 Lehrer am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Kitzingen-Ochsenfurt und unterrichtete in den Fächern Religion, Deutsch und Sozialkunde.