Am Sonntagnachmittag, nach nur wenigen Stunden Aufbau, wurde die Erfoglsschau mit Musik und Reden eröffnet und kann nun täglich bis zum 22. März in der Kitzinger Rathaushalle bei freiem Eintritt besichtigt werden. Dabei sorgte der renommierte Jazzpianisten Dieter Köhnlein für ein Wechselbad der Gefühle beim Publikum: Expressionistische Schläge auf den Flügel und ganz weiche melodische Töne fluten das Publikum.
Für Anton Sahlender, Leseranwalt dieser Zeitung und Ehrenredner des Nachmittags, ist das Siegerfoto ein Beispiel für ein politisches Bild, das gar keinen Politiker mehr zeigen muss: "Darin steckt die ganze Unmenschlichkeit der Null-Toleranzpolitik der Trump-Regierung. Dazu bedarf es wahrhaftig keines Trump-Portraits mehr." Gemeint ist das Foto von John Moore, das ein weinendes Mädchen vor einem Fahrzeug der US-Behörde zeigt, angeschnitten sind die Beine seiner Mutter und eines Beamten, der die beiden kontrolliert und verhaftet. Beide waren, so die Erläuterung zum Foto, einen Monat durch Südamerika unterwegs, um in den USA Asyl zu beantragen – viele Kinder wurden bei der Verhaftung von ihren Eltern getrennt und interniert.
Ein weltweites Problem
Ein Foto, das aber nicht nur auf die Situation in Amerika aufmerksam macht, sondern das weltweite Problem der Migration dokumentiert. Ein Problem, wie die Kuratorin der Ausstellung, Samira Damato sagte, alljährlich in den prämierten Fotografien sei Anbeginn des Wettbewerbs im Jahr 1955 immer mehr an Bedeutung gewinnt und damit auch dazu beiträgt, die Aufgabe von World Press Photo zu erfüllen: "Geschichten zu zeigen, die die Welt bewegen".
"Ihnen begegnet mit den ausgestellten Fotos Zeitgeschichte", sagte Sahlender zum Publikum. "Sie können bewegende und tief gehende Eindrücke von hier mitnehmen", die so zum Bestandteil des Wissens werden. Was wiederum zu einer gesteigerten Medienkompetenz führt, was weniger anfällig für verdrehte oder unseriös zugespitzte Nachrichten mache, "sie enttarnen dadurch leichter auch Bilder und Meldungen, die sensationslüstern und zudem falsch daher kommen".
Geänderte Qualitätskriterien
Ein Problem der Zeit, denn die Digitalisierung verändere Qualitätskriterien wie Relevanz, Aktualität, Ethik und Richtigkeit. Beim zunehmenden Kampf um die Aufmerksamkeit sollten Qualitätsmedien nicht mitmachen, um nicht ihre Integrität zu verlieren.
Deshalb die Empfehlung des Leseranwalts: Stets nach allen Seiten blicken, auch Nachrichten zur Kenntnis nehmen, die nicht Emotionen ansprechen und nicht dem täglichen Weltuntergang huldigen. "Vielleicht", so Sahlender, "ist das ein Grund, warum in diesem Jahr mehr starke Portraits und wunderbare Naturaufnahmen als sonst unter den ausgestellten preisgekrönten Fotos zu finden sind." Ohne dabei die "harten Fakten" zu vertuschen.
Die World Press Photo Ausstellung gastiert seit 2007 alljährlich in Kitzingen und zeigt die ausgezeichneten Pressefotografien, diesmal des Jahres 2018. Dabei ist Kitzingen einer der kleinsten Ausstellungsorte, in einer Reihe mit New York, Sydney oder Tokio, mit alljährlich allerdings über 20 000 Besuchern, 2019 gar knapp 29 000, bezogen auf die Einwohnerzahl die weltweit höchste Besucherzahl, wie Oberbürgermeister Siegfried Müller stolz fest stellte.
Die Ausstellung ist im Kitzinger Rathaus noch bis zum 22. März täglich von 10 bis 19 Uhr bei freiem Eitritt zu besichtigen.