
Gelächter dringt aus dem Deutschkursraum in der Flüchtlingsunterkunft Corlette Circle, Irinas Blick ist zu köstlich. Skeptisch hat sie einen Löffel selbstgekochten Brei probiert, verzieht nun das Gesicht, prustet grinsend los.
„Schmeckt ein bisschen fad ohne Salz, oder?“, fragt Diätassistentin Elke Römmelt die junge Ukrainerin. Aber für Babys soll das Essen ja noch nicht gewürzt werden. Worauf bei der Ernährung der Kleinen noch zu achten ist, erklärt Römmelt den elf Frauen an diesem Vormittag.
Einige Lebensmittel sind noch unbekannt
Denn gerade, was Babynahrung und Lebensmittel betrifft, kennen sie sich in Deutschland noch nicht so gut aus. Als die Kursleiterin ihnen etwa Pastinake und Fenchel zeigt, sind Fragezeichen in den Gesichtern der Mütter zu lesen – das haben sie in ihren Heimatländern nicht verwendet. Mit Kartoffeln gekocht und püriert, lässt sich daraus jedoch ein schneller Mittagsbrei zubereiten.
Also: Ran an die Arbeit. Während die Frauen Gemüse schnippeln, versucht Elke Römmelt ihnen zu erklären, dass die Milchnahrung ab dem fünften Monat nach und nach durch Brei ersetzt werden kann – unabhängig davon, ob ein Kind allergiegefährdet ist oder nicht. „Wie sagt sie?“, flüstert Awaz Duha zu. Schnell übersetzt die Irakerin – kommt auch sie mal nicht weiter, erklärt Römmelt einfach mit Händen und Füßen.
Mit der Umstellung des Mittagessens beginnen
Mittlerweile ist der erste Brei aus Pastinaken und Kartoffeln fertig. Noch einen Schuss Öl dazu, denn Omega 3 ist gut für Hirn- und Netzhaut. Die Expertin empfiehlt, mit der Umstellung des Mittagessens von Milch auf Brei zu beginnen. Sobald das Kind zwei Stunden nach dem Füttern nicht mehr gestillt werden muss, gilt diese Mahlzeit als ersetzt – erst danach sollte die nächste in Angriff genommen werden. „Wichtig ist auch, die Lebensmittel einzeln einzuführen“, so die Diätassistentin. Denn zeigt ein Baby mal eine Reaktion, lässt sich schnell herausfinden, wodurch diese verursacht wurde.
„Und was ist mit Gläschen?“, will Zohre wissen. „Nicht schädlich, aber sehr teuer“, antwortet Elke Römmelt ihr. Schnell schreibt die Afghanin mit – ihr Zettel ist schon von oben bis unten vollgekritzelt. Unter anderem steht da, dass man auch mal Fisch kochen kann; nur mit den Gräten aufpassen muss. Und dass Trinken bei der Umstellung auf Brei noch nicht so wichtig ist, da das Essen flüssig genug ist.
17 Babys leben im Corlette Circle
„Die Frauen sind immer so wissbegierig“, sagt Sieglinde Schraut. Als ehrenamtliche Helferin ist sie mit dabei, hat die Aktion in der Flüchtlingsunterkunft angestoßen.
Denn schon seit einigen Jahren bietet das Netzwerk Junge Eltern/Familien, das am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) geführt wird, dort Babybreikurse an – unter anderem für Mütter mit Migrationshintergrund. Schraut ist schon mit einigen Frauen hingefahren. Da im Corlette Circle aber mittlerweile 17 Kinder wohnen, die noch kein Jahr alt sind, wurde es Zeit, dort einen separaten Kurs zu organisieren.
Nach zwei Stunden haben die Frauen fünf verschiedene Breisorten vor sich auf dem Teller – mal mit Äpfeln, mal mit Haferflocken, ungesalzen, ungesüßt. Damit geht's nach Hause; mal schauen, ob es dem Baby schmeckt.
Neue Kurse zum Thema Babyernährung
Auch 2017 Jahr bietet das Netzwerk Junge Eltern/ Familien Kurse zur Ernährung für Kinder unter drei Jahren an:
Babys erster Brei, 25. Januar und 1. Februar, jeweils von 9.30 bis 11 Uhr. Was kommt nach der Muttermilch? Theorieteil über Beikost, im Praxisteil wird gekocht. Im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen.
Gesundes für kleine Leckermäulchen, 13. Februar, 15 bis 16.45 Uhr. Zubereitung von kleinkindgerechten Leckereien mit wenig Zucker. Familienstützpunkt Kitzingen, Obere Bachgasse.
Heute kochen Papas und Opas, 16. März, 19 bis 21 Uhr. Zubereitung von Fleisch- und Gemüsegerichten und Beilagen. Was und wie viel braucht mein Kind? Im Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen.
Kochen für Groß und Klein, 29. März und 5. April, 19 bis 21 Uhr. Rezepte für die ganze Familie, was ist mit Kleinkindern beim Essen zu beachten. Im AELF.
Alle Kurse kosten drei Euro und sind bis zwei Tage vor Beginn buchbar unter www.aelf-kt.bayern.de/ernaehrung/familie