
Wer so tief im Weinbau verwurzelt ist wie Wolfgang Patzwahl, kommt natürlich an Sulzfeld nicht vorbei. Während seines Studiums an der Technischen Universität (TU) München von 1987 bis 1993 führten immer wieder Exkursionen in den Ort am Main. Es entstand eine innige Verbindung – mit Folgen. Als es Mitte der 90er Jahre Wolfgang Patzwahl beruflich in die Landesanstalt für Weinbau- und Gartenbau nach Veitshöchheim zog, landete er privat genau dort, wo er sich inzwischen bestens auskannte: in Sulzfeld.
Berufliche Wechsel, immer wieder neue Herausforderungen – das gehörte von Anfang an zum Leben des 53-Jährigen, der 1999 zum Doktor der Agrarwissenschaften promovierte. Projekte betreuen – das ist ganz in seinem Sinn. Wobei er immer, wenn man das so sagen kann, der Rebe verfallen blieb. Seine Stationen im Schnelldurchlauf: Patzwahl fungierte als Geschäftsführer und Fachberater des Naturland Fachverbands Wein, nahm von 2001 bis 2004 eine Dozentenstelle für Weinbau und Pflanzenernährung an der schweizerischen Hochschule Wädenswil an und war Leiter des Versuchsbetriebs Weinbau der Hochschule auf der Halbinsel Au.
Eigene Firma gegründet
Zurück in Franken, gründete er 2004 sein eigenes Beratungs- und Ingenieurbüro für Technik und Management im Wein- und Gartenbau. Damals wohnte er in Buchbrunn – eher übergangsweise, weil sich in Sulzfeld gerade nichts gefunden hatte. Dann waren da noch ein Lehrauftrag an der Hochschule Weihenstephan mit dem Schwerpunkt Bewässerungstechnologie sowie ein durch und durch ungewöhnliches Projekt: Auf der Halbinsel Krim half der Weinfachmann mit, ein 200 Hektar großes Weingut aus dem Boden zu stampfen.

So oft es hinaus in die Welt ging, kehrte Patzwahl doch immer wieder zurück. Und Sulzfeld, das er nie aus den Augen verloren hatte, war (endlich) auch wieder eine Option: 2013 kaufte die Familie ein altes Haus im Sehnsuchtsort und begann in Eigenregie den Aus- und Umbau. Die engen Gassen im Altort, das Maustal – Patzwahl wusste irgendwie immer, dass er dorthin gehört.
Der promovierte Agrar-Ingenieur für Wein- und Obstbau, der ursprünglich aus Lehr bei Ulm stammt, war von früher Jugend an „ein politisch interessierter und politisch denkender Mensch“. Das soll sich jetzt auszahlen. Zumal er durch seinen beruflichen Werdegang sich allemal auch das Rüstzeug angeeignet habe, um auch als Bürgermeister bestehen zu können.
Das Altern der Gesellschaft
An Arbeit wird es dabei nicht mangeln: "Auf den Ort kommen einige Herausforderungen zu“, sagt der 53-Jährige, der für die Wählergemeinschaft Pro Sulzfeld (WPS) bei den Kommunalwahlen antritt. Der Klimawandel wirke sich neben dem Wald vor allem auch auf den Wein aus, hier sieht Patzwahl „sein“ Thema auf der Tagesordnung. Wie sich Weinberge bewässern lassen, da hat er lange geforscht und probiert. Da macht dem Fachmann keiner was vor.
Was ihn ebenfalls umtreibt: die Alterung der Gesellschaft. Hier „Strukturen schaffen“, damit Sulzfeld das Älterwerden gut hinbekommt. Ebenso wie die Sanierung der Stadtmauer und der Kanäle. Und dass die Gemeindefinanzen nach einer kostenintensiven Altortsanierung konsolidiert werden müssen, hat er ebenfalls auf dem Plan. Den personellen Umbruch will er generell für einen Neuanfang nutzen, etwa was die Transparenz der Gemeindepolitik anbelangt.
Der Ingenieur möchte Sulzfeld für die Zukunft im ökologischen als auch ökonomischen Sinn sozial verträglicher gestalten. Deswegen will er Entscheidungen im Gemeinderat nicht nur von optionalen Fördertöpfen abhängig machen, sondern zuerst Ideen sammeln. „Es geht mir um die Sache“ betont er und verspricht Fairness sowohl gegenüber Gerhard Schenkel, der nach 36 Jahren abtritt, als auch gegenüber seinem Gegenkandidaten Matthias Dusel. "Gutes mit neuem Schwung weiterentwickeln – Neues schaffen", dafür will Patzwahl als Bürgermeister stehen – und so dem Ort seiner einstigen Exkursionen einiges zurückgeben.
Partei: Wählergemeinschaft pro Sulzfeld (WPS)
Wohnort: Sulzfeld
Beruf: Dipl. Ing. agr. (Univ.), Wein- und Obstbauberater, selbstständiges Ingenieurbüro
Ehrenämter: Vorsitzender des Vereins Miteinander – Förderverein für kulturelle Vielfalt, Fachbeirat des Vorstands des Netzwerk Inklusion Bayern
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Hobbys: Fahrrad fahren, Laufen, Gärtnern, Literatur, musizieren in einer Band (Querflöte, Akkordeon)
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