zurück
Kitzingen
Wohlfühlabend in Club-Atmospähre: Die Konzertreihe "Jazz and more" widmete sich der Jazzgitarre
Die Konzertreihe 'Jazz and more' in der Alten Synagoge, Kitzingen, hatte zuletzt 'die Gitarre im Jazz' als Schwerpunkt. Von links: Bernhard Pichl, Gast Wesley G., Rudi Engel und Florian Kettler.
Foto: Andreas Brachs | Die Konzertreihe "Jazz and more" in der Alten Synagoge, Kitzingen, hatte zuletzt "die Gitarre im Jazz" als Schwerpunkt. Von links: Bernhard Pichl, Gast Wesley G., Rudi Engel und Florian Kettler.
Andreas Brachs
 |  aktualisiert: 28.02.2025 02:40 Uhr

Improvisation ist im Jazz das Salz in der Suppe, der entscheidende Faktor, der einen Auftritt spannend, abwechslungsreich und überraschend macht. Improvisieren musste auch das Jazz-Trio der Konzertreihe "Jazz and more" – allerdings schon vor dem Konzert am Freitag in der Alten Synagogen in Kitzingen.

Für das Konzertmotto "Die Gitarre im Jazz" war ausgerechnet Stargast und Gitarrist Andreas Dombert krankheitsbedingt ausgefallen. Und so musste schnell ein adäquater Ersatz her. Die Gruppe um Rudi Engel (Bass), Bernhard Pichl (Piano) und Florian Kettler (Schlagzeug) fand ihn in Wesley G., einem aus Wiesbaden stammenden, erfahrenen Jazzgitarristen.

Hätte es nicht vorab die Ankündigung der ungeplanten Umbesetzung gegeben, das Publikum hätte wohl kaum etwas davon gemerkt. Erstens kennen sich die Musiker und haben schon miteinander gespielt, und zweitens verbreitete Wesley G. von Anfang an eine lockere, spielfreudige Stimmung im Quartett.

Vor und im Konzert war Improvisation gefragt

Hut ab: Wesley G. führte das Publikum durch die 100-jährige Geschichte der Jazzgitarre.
Foto: Andreas Brachs | Hut ab: Wesley G. führte das Publikum durch die 100-jährige Geschichte der Jazzgitarre.

Eine weitere Improvisation: Wegen Umbauten an der Bühne spielten die Musiker auf dem Parkett, sozusagen auf Tuchfühlung mit dem Publikum. Diese Nähe sorgte zusammen mit der von der Nebelmaschine leicht verräucherten Blau- und Rotlichtatmosphäre für ein familiäres Jazz-Club-Feeling unter den rund 80 Gästen.

Inhaltlich spannte das Quartett einen weiten Bogen über die unterschiedliche Stilistik von Jazzgitarristen des 20. und 21. Jahrhunderts, von Wes Montgomery über Django Reinhardt, George Benson, Joe Pass bis Pat Metheny, um die bekanntesten zu nennen. 

Lehrreich und unterhaltsam zugleich waren die Anekdoten, die Pianist und Jazz-Professor Bernhard Pichl und Wesley G. in die Anmoderationen und Überleitungen einfließen ließen. Spannend zu verfolgen war auch, wie der versierte Jazzgitarrist sein Spiel jeweils den Protagonisten der Jazzgeschichte anpasste. Den rechten Daumen als Spielgerät zieht Wesley G. dem Plektrum vor, so wie Wes Montgomery. Für G. wird damit mehr Gefühl auf die Saite und damit in den Ton übertragen und letztlich "mehr Herz".

Doch zeigte der Gast des Abends, dass er auch das Spiel mit dem Plättchen beherrscht, wenn er wie sein ehemaliger Lehrer Joe Pass Melodie, Akkorde und Walking Bass zugleich intonierte. Erfrischend war auch das Eingeständnis, dass selbst ein Künstler mit jahrzehntelanger Bühnenerfahrung wie Wesley G. mitunter an seine Grenzen kommt, etwa bei Pat Methenys ebenso meisterhaften wie eigenwilligen Kompositionen.

Vier gleichberechtigte Musiker in Tuchfühlung zum Publikum

Faszinierend an diesem "Jazz and more"-Konzert war aber nicht nur die Virtuosität des Gitarristen, sondern der ausgewogene Beitrag des Trios. Die Stammbesetzung ließ ihrem Gast zwar mit ihrem soliden Fundament genug Raum zum Glänzen, setzte in den Soli aber absolut gleichberechtigte Akzente. Dass der Rhythmus-Sektion aus Bass und Schlagzeug fast der gleiche Anteil am Solospiel eingeräumt wurde wie Piano und Gitarre, zeichnete die drei gleichberechtigten Musiker aus, die alle Meister ihres Instruments sind, und gewährte dem Publikum seltene Hörerlebnisse. Ebenso spannend wie ungewöhnlich: ein Solo-Duett von Bass und Schlagzeug.

Mit ihren Mainstream-Jazz-Nummern hatten die Macher beim überwiegend älteren Publikum den richtigen Ton getroffen. Auf Experimente verzichteten die Musiker zwar, boten aber nicht nur Klassiker, sondern streuten auch mal eine überraschende Calypso-Variante ein. Ein Abend zum Wohlfühlen. Die Reihe, die vor etwa fünf Jahren in Haßfurt entstand und nun in Kitzingen ihre Heimat gefunden hat, verdient Fortsetzung und Publikum.

Den nächsten Akzent setzen "Jazz and more" am Freitag, 14. März, ab 20 Uhr in der Alten Synagoge. Mit "The Women Composers in Jazz" widmen die Musiker einen Abend den Komponistinnen im Jazz, verstärkt durch zwei Frauen (Gesang und Gitarre) sowie einen Trompeter.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Kitzingen
Andreas Brachs
Django Reinhardt
Geschichte des Jazz
Jazzgitarristinnen und Jazzgitarristen
Pat Metheny
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top