Er klingt wie ein Bienenschwarm und sieht aus wie ein kleiner Bruder des Disney-Roboters Wall-e. Summend und brummend steht der Copter zwischen Gras und Klee. Die roten und grünen Lichter blinken aufgeregt an dem weißen Flugkörper, die vier Propeller rotieren startbereit.
Jan Schäfer drückt mit den Daumen die Steuerknüppel diagonal nach unten. Das Summen wird schriller. Dann hebt Phantom 3 ab, schwebt leicht schwankend nach oben. Schwierig ist das Drohnenfliegen nicht – und genau das kann zur Gefahr werden.
Immer mehr Menschen nutzen die kleinen Fluggeräte, machen in der Freizeit Bilder und Videos aus der Vogelperspektive. „Anfänger geraten dabei leicht in einen Bildrausch“, sagt Jan Schäfer. Sie konzentrieren sich nur noch auf die Aufnahme und fliegen dabei zu hoch, zu weit oder stürzen ab.
„Wer Copter steuert, sollte wissen, was er tut“, sagt Schäfer. Der 28-jährige Würzburger ist Fluglehrer der Braunschweiger Agentur Copting, die ab September Schulungen für Drohnenpiloten auch im Innopark in Kitzingen anbietet. Das Ziel: Zwischenfälle wie Anfang August nahe des Münchner Flughafens verhindern.
Bei München wäre es fast zum Zusammenstoß zwischen Drohne und Airbus gekommen
Damals hatte ein Drohnenpilot beinahe einen Zusammenstoß mit einem Airbus der Lufthansa verursacht. Die Drohne hatte sich der Maschine mit 110 Menschen an Bord in 1700 Metern Höhe bis auf zehn Meter genährt. Ein Crash konnte verhindert werden. Für Schäfer ist solch „extrem fahrlässiges Verhalten“ nicht nachvollziehbar.
Er fordert, sich klar an geltende Regeln wie maximale Flughöhen, Sichtkontakt zum Copter oder Abstand zu Flugplätzen zu halten. In seinen Schulungen will er genau diesen rechtlichen Hintergrund vermitteln.
Jedes Seminar besteht aus einem theoretischen und einem praktischen Teil, neben Recht werden technische Fakten zu Coptern oder Meteorologie gelehrt. Und es wird geflogen. Auf der Übungswiese in Kitzingen erklärt Schäfer das Fluggerät. An dem Roboterähnlichen Körper ist unten die Kamera installiert, mittels einer App wird das Bild aufs Smartphone übertragen. So lässt sich vom Boden aus die Aufnahme optimieren. Gelenkt wird der Copter per Fernsteuerung.
„Wer Copter steuert, sollte wissen, was er tut“Jan Schäfer, Drohnen-Fluglehrer
Nach dem Start steht die Drohne ähnlich einer Hummel vor dem Blütenkelch in der Luft. Die Propellerblätter rotieren, der Wind lässt das Gerät trudeln. „Leicht nach links gegensteuern“, sagt Schäfer. Der Copter namens Phantom 3 reagiert auch auf kleinste Daumenbewegungen. Nur, wohin muss der Steuerknüppel geschoben werden, damit das Phantom nach links schwebt? „Für die meisten Anfänger ist es schwierig, sich die Bewegungsachsen in der Luft vorzustellen“, sagt Jan Schäfer.
Der Copter kann hoch und runter, nach vorne und hinten, links und rechts – und sich auf der Stelle drehen, womit alle Richtungen wieder vertauscht werden. Endlich legt sich die Drohne surrend in eine weite Linkskurve und schwebt blinkend weiter. „In der Schulung üben wir Drehungen, richten die Nase des Copters aus, fliegen Achter oder trainieren eine Notlandung“, sagt Schäfer. Fehler sind hier kein Problem, über der Wiese im Innopark ist ausreichend Platz. Außerhalb sieht das manchmal anders aus.
Fluglehrer Jan Schäfer sieht einen Führerschein für Copterpiloten positiv
Strommasten gilt es da zu meiden, bemannten Luftfahrzeugen auszuweichen. Und natürlich Abstürze zu verhindern, etwa weil der kleine Elektromotor ausfällt. Der Akku von Phantom 3 reicht laut Schäfer für rund 20 Minuten, über das Handydisplay lässt sich der Stand prüfen. „Der Copter wiegt gut ein Kilogramm. Wenn sowas vom Himmel fällt, vielleicht gar jemanden auf den Kopf, das kann gefährlich werden“, sagt der 28-Jährige. In seinen Schulungen lehrt er deshalb das Fliegen, nicht das Bilder machen – obwohl er ausgebildeter Fotograf ist.
„Wenn so was vom Himmel fällt, das kann gefährlich werden.“Jan Schäfer zur Gefahr durch Drohnen
Schäfer hat nach seiner Ausbildung zum Fotografen unter anderem für die Deutsche Flugsicherung gearbeitet, hat Flugscheine für Motorflieger und Ultraleichtflugzeuge gemacht. Seit 2013 ist er für die Agentur Copting tätig, zunächst als Copterpilot und nun als Schulungsleiter für Süddeutschland. Seine Begeisterung für das Fliegen will er dabei an professionelle Drohnenpiloten genauso weitergeben wie an Hobby-Flieger. Jeweils acht Stunden soll ein Seminar laut Schäfer in Kitzingen dauern, am Ende erhält jeder Teilnehmer ein Zertifikat. In manchen Bundesländern sei ein solcher Nachweis bereits Voraussetzung für eine Aufstiegsgenehmigung, sagt der 28-Jährige.
Nach Beinahe-Unglücken wie bei München könnte das bald überall gelten. Den von Experten geforderten Führerschein für Drohnenpiloten hält Schäfer für sinnvoll, ebenso wie einen Transponder zur Ortung der Copter. An diesem Nachmittag schwebt das weiße Phantom jedoch noch ohne Kennzeichnung zurück Richtung Boden. Gras und Klee beugen sich im Wind der Propeller. Der Flugkörper setzt auf. Der linke Daumen löst sich vom Steuerknüppel, das Summen verstummt. Gelandet.
Drohnen und Flugschulungen
Die Verkaufszahlen für Drohnen in Deutschland steigen. Bis zu einem Gewicht von fünf Kilogramm ist der Betrieb von Drohnen privat ohne Erlaubnis möglich. Fluggeräte, die mehr wiegen, darf man nur auf Modellflugplätzen oder mit Einverständnis des zuständigen Landesamtes steigen lassen. Auch für gewerbliche Einsätze benötigt man eine Aufstiegsgenehmigung.
Wer seine Drohne in einem Abstand von weniger als 1,5 Kilometern zu einem Flughafen steigen lassen will, braucht eine Erlaubnis der Luftaufsicht. Copting ist ein Braunschweiger Unternehmen, das sich auf ferngesteuerte Flugsysteme spezialisiert hat.
Flugschulungen für Drohnenpiloten werden in Niedersachsen und Franken angeboten. Das erste Seminar in Kitzingen findet am 3. September statt, weitere Termine sind laut Fluglehrer Jan Schäfer am 28. September, 15. und 26. Oktober geplant.