Drei Monate ist Kristin Langmann Fränkische Weinkönigin, fühlt sich pudelwohl. „Ich dachte, es wird stressiger“, lobt die Bullenheimerin, die in Uffenheim wohnt, ihre „Terminfee“ Eva Zürn vom Weinbauverband.
Sich auf ein tollstes Erlebnis festzulegen, fällt der 22-Jährigen schwer. Aber Samuel Koch, der seit dem Unfall bei „Wetten dass . .“ im Rollstuhl sitzt, hat sie am Sonntag in Bad Windsheim zu Tränen gerührt. „Er hat über ein Mädchen aus der Reha gesprochen, die inzwischen gestorben ist“, erzählt sie von der Veranstaltung zum Thema „Grenzen“. Koch habe dazu aufgefordert, sich von außen keine Grenzen aufzwingen zu lassen. „Er hat frei geredet, hat eine tolle Ausstrahlung, ist offensichtlich mit sich im Reinen.“
Die richtigen Worte zu finden, ist auch eine Stärke der Weinkönigin. Nur ein Beispiel: Als am Abend ihrer Wahl (20. März) zu Hause in Bullenheim bei der Spontanfeier in der Häckerstube alle auf ihre Rede warten, sagt sie mit Blick aufs Büffet: „Der Tag war lang, ihr habt sicher Hunger: Reden halten können wir später.“
Ein paar Tage später eine ganz andere Seite der 22-Jährigen: In Würzburg bekommen sogar gestandene Mannsbilder feuchte Augen bei den berührenden Worten, die Kristin findet anlässlich einer Spendenübergabe für Menschen mit Mukoviszidose.
Das hat seinen tieferen Grund: Kristin studiert Sozialpädagogik, hat ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Ochsenfurter Werkstatt für behinderte Erwachsene absolviert – es ist 'ihr' Thema, die Hingabe spürbar. Die junge Frau ist sicher, dass sie beruflich im Sozialbereich tätig sein will. „Ob mit Kindern oder Erwachsenen, wird sich zeigen.“
Für andere da sein, das hat Kristin von klein auf gelernt, spielerisch: Als Kind waren Barbiepuppen ihr ein und alles, „alle wurden gut von mir behandelt, total gepflegt. Man konnte mir eine Barbie geben, und ich war den ganzen Tag beschäftigt.“
Mit Hingabe spielen, mit anderen rumtollen, sich draußen so richtig dreckig machen – das war Kristins glückliche Kindheit auf den Bauernhöfen ihrer Großeltern in Dornheim (mütterlicherseits) und Bullenheim. „Ich bin ein Landkind – eine Landpomeranze, wie ich manchmal mit einem Augenzwinkern sage.“
In Bullenheim und Dornheim kannte sie jede Kuh beim Namen, es gab Schweine und Enten, Hunde und Katzen: Die Tiere wurden ausgiebig gestreichelt. Zehn bis 15 Milchkühe und der Erlös der Felder reichten damals als Lebensgrundlage für ihre Großfamilie, erzählt sie. Und wenn der Schlachter kam, gab es jedes Mal Drama, flossen Tränen. „Das hat mit heute, wo der Milchpreis im Keller ist, 1000 Kühe gerade mal eine Familie ernähren, nichts zu tun.“
Ihr Papa Wilfried hat das offenbar früh erkannt, sich auf die Weinberge konzentriert: Der Winzer ist hauptberuflich fürs Bürgerspital in Würzburg tätig. Dazu werden zwei Hektar eigener Wengert im Nebenerwerb bearbeitet, die Trauben an die GWF geliefert. „Als Kinder gab es nichts Aufregenderes als die Weinlese.
“ Kristin und ihre drei Jahre ältere Schwester Anna-Lena wurden von der Schule abgeholt, haben geholfen, „und dann gab es Vesper, das war das Schönste überhaupt“.
Die Erntehelfer, allesamt weitläufige Verwandtschaft, kämen seit über 30 Jahren immer wieder. „Manche sind über 70, haben Wehwehchen. Aber zur Lese sind alle da.“ Das mag auch daran liegen, dass Mama Ruth eine wahre Meisterin im Brotzeitvorbereiten und Kuchenbacken ist. „Ihre Ente zur Vesper im Weinberg ist legendär. Ich liebe es, wenn sie in den Garten geht, ein paar Sachen holt und etwas zaubert.“ Schwach wird Kristin, wenn es zu Hause einen schönen Braten mit Klößen gibt: Kloß mit Soß' tut es allerdings oft auch. „Ich esse so gut wie alles – und sehr gerne.“ Was ihr jetzt als Weinkönigin zugutekommt: Die 22-Jährige hat während Schulzeit und Studium als Bedienung in der Häckerstube gearbeitet. „Da kommen Einheimische und Fremde, Fröhliche und Mundfaule. Und du brauchst für jeden ein freundliches Wort, einen Spruch. Reden lernt man nur durch Reden.“
Verantwortung übernehmen – als Klassen- und Schulsprecherin, Weinprinzessin und -königin, in der Sozialarbeit, das liegt ihr. Ist Deutsche Weinkönigin ihr großes Ziel? „Ich gehe dorthin, gebe mein Bestes. Und dann nehme ich es, wie es kommt.“ Momentan ist Amtsinhaberin Janina Huhn in Franken zu Besuch, deren Nachfolgerin am 25. September gewählt wird. Wenn überhaupt, wird das bei dem Treffen eine Randnotiz: „Ich will ihr Franken zeigen, sie für unser Gebiet begeistern.“
Hat Kristin eine Wunschvorstellung in Sachen Partnerschaft und Familie? Bei der Frage lacht die 22-Jährige erst einmal fröhlich drauflos und fügt bestimmt an: „Also wenn Kinder, dann will ich vier Buben.“ Dann rollt sie die Augen – offenbar weit weg das Thema, zumindest im Moment. Wie es sein könnte, Familie und Kinder, das erlebt die Weinkönigin gerade hautnah: Ihr „kleiner Sonnenschein“ macht sogar die seltenen nervigen Momente im Nu vergessen. „Meine Cousine Maria ist eineinhalb Jahre alt, macht mir totale Freude. Ich sehe sie zwar nicht oft, aber wenn, dann hebt das die Stimmung für den ganzen Tag.“ Eine Prinzessin zur Unterstützung, besser kann das Leben als Königin doch nicht sein!