Dieses Bild hat absoluten Seltenheitswert: Am Mittwochabend schritt Kitzingens Oberbürgermeister Stefan Güntner gefesselt aus seinem Rathaus. Hinter ihm kam die Spitze der Kitzinger Karnevalsgesellschaft (KiKaG) mit ihrem Präsidenten Rainer Müller, Vizepräsident Horst Podschun samt Elferräten aus dem Rathaus, mit dem symbolischem Schlüssel in den Händen. Vorausgegangen war ein Aufmarsch von rund 120 Närrinnen und Narren der KiKaG sowie von zehn auswärtigen Gesellschaften mitsamt dem Kolping-Musikkorps
Vor dem Rathaus agierte Rainer Müller als Rädelsführer, der Güntner samt seiner "Stadtratsbande" vorwarf, nicht gelernt zu haben. "Das Rathaus bleibt mein, da lass' ich euch nicht hinein", wehrte der OB ab. "Ihr demoliert mir nur das Rathaus – welch ein Graus", reimte Güntner. Er machte deutlich, dass die Stadt es sich nicht leisten könne, die Schäden zu beheben: "Wir müssen das Geld für die Stadtsanierung aufheben."
Rainer Müller schimpfte weiter über die Verkehrssituation am Stadtgraben vor dem ehemaligen Storg, dort sei man sich als Fußgänger oder Autofahrer seines Lebens nicht mehr sicher. Deswegen pochte der Obernarr auf ein Parkverbot in diesem Straßenabschnitt. Zudem belustigte sich der KiKaG-Präsident über den Bleichwasen-Parkplatz, der mehr eine Pfütze für kleine Enten und ein Beispiel der Verschwendung von Steuergeldern sei. Daher forderte Müller kostenlose Gummistiefel für alle Parker – inklusive Autowäsche im Bauhof.
Straßen kehren als Fitnessprogramm für den OB
Auch warf der Narren-Chef dem OB vor, sich auf städtische Kosten ein Fitnessprogramm für seine Fußball-Europameisterschaft der Bürgermeister genehmigt zu haben. Diesen Vorwurf konterte der OB, habe er doch Urlaub geopfert und alle Kosten für die Fußballmeisterschaft selbst aufgebracht.
Als Gipfel der Frechheiten empfahl Rainer Müller dem OB, als künftiges Fitnessprogramm die Kitzinger Straßen zu kehren. "Lass uns rein, sonst stürmen wir das Rathaus und brechen die Türe auf – und kehren dann den verstaubten Amtsschimmel hinaus", rief Müller dem Oberbürgermeister zu, der dann kapitulierte.
Zuvor taufte Rainer Müller mit Thomas Kögel einen neuen Elferrat, der vor der Aufnahme in den elitären Kreis einige Aufgaben meistern musste. Der Proband war einst Rettungstaucher bei der Marine gewesen, deswegen verwunderte es nicht, dass er keine Scheu vor dem kalten Kiliansbrunnen hegte.
Neuer Elferrat spielt Narhalla-Marsch auf einer Gießkanne
Bei einem Fragespiel schnitt Thomas Kögel gut ab, aber seine Gesangskünste hielten sich in Grenzen. Dafür machte er eine gute Figur dabei, ausstaffiert mit Taucherflossen, einen Walzer mit KiKaG-Lady Manuela Sindel zu tanzen. Den Höhepunkt der närrischen Prüfungsaufgaben bildete eine weitere Aufgabe aus dem Segment Musik. Denn Kögel musste allen Ernstes den Narhalla-Marsch auf einer Gießkanne spielen.
Geschäftsführer Thomas Podschun hofft darauf, dass die Menschen in der Stadt und dem Kitzinger Land den einen oder anderen Termin der KiKaG besuchen. Erster Höhepunkt ist die Frauensitzung am 8. Februar, darauf folgt die Weinselige Narrensitzung am 15. Februar. Beide Termine finden in der Fastnachtsakademie statt, Karten dafür gibt es ab dem 14. Dezember. Der Nachwuchs kommt beim Kinderfasching am 1. März auf seine Kosten.
Der Knaller ist die Prunksitzung am Rosenmontag, 3. März 2025, dann wird die "Putzfraa" Ines Procter zur 37. Trägerin des Schlappmaulordens gekürt.