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Kitzingen
"Wir schenken uns nichts" – oder doch eine Kleinigkeit? Kurz vor Heiligabend ist die Geschenkefrage brandheiß
Fragen über Fragen kurz vor Heiligabend: Was schenke ich bloß der griesgrämigen Gerda, was dem zackigen Zeitungsausträger? Und wo kriege ich die alte Woodstock-Platte für Onkel Herby her?
Foto: Diana Fuchs | Fragen über Fragen kurz vor Heiligabend: Was schenke ich bloß der griesgrämigen Gerda, was dem zackigen Zeitungsausträger? Und wo kriege ich die alte Woodstock-Platte für Onkel Herby her?
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 24.12.2023 02:46 Uhr

Briefe! Seit Jahren hoffe ich zu Weihnachten auf handgeschriebene Briefe von Lieblingsmenschen. Seit Jahren: Fehlanzeige. Meinen Kollegen geht es anders, aber nicht unbedingt besser. Nur ein Einziger - Kollege F. - ist derzeit entspannt. Sein "Ich weiß gar nicht, wenn ich das letzte Mal Weihnachtsstress hatte" macht alle anderen kirre. Kollegin B. bekommt kaum Schlaf, weil nachwachsende Wunschzettel ihr Letzteren rauben, Kollegin P. kämpft sich durch den Baby-Born-Wünschedschungel ihrer Enkelinnen.

Ich selbst rödel' rum, weil sich nirgends der richtige Rückenkratzer für Onkel Otto findet und der handgepflückte griechische Bergtee für die gesundheitsbewusste Freundin überall ausverkauft ist. Bei Kollege E. hat es das Christkind auch nicht leicht. E. wünscht sich schwer zu Beschaffendes: gute Gespräche und Optimismus für die Zukunft. 

Früher gab es das Rührgerät oder die Holzeisenbahn

Was müssen das für schöne Zeiten gewesen sein – damals, als man allen Männern mit Socken oder Hemd eine Freude machen konnte, allen Frauen mit einem rostfreien Rührgerät und den Kindern mit einer Holzeisenbahn. Falls das kein nostalgisches Märchen ist. Fakt ist jedenfalls: Schenken heute ist eine Aufgabe, für die ein bisschen Liebe lange nicht reicht.

Jedes Geschenk soll individuell und sorgfältig ausgewählt sein, nicht zu groß, nicht zu klein – man will den Beschenkten ja weder in Zugzwang bringen noch ihm Minderwertigkeitskomplexe machen. Männer zu beschenken ist extra schwer. Laut einer neuen Studie findet sich die Hälfte von ihnen nicht gern in der Rolle des Annehmenden wieder. Wer so ein Alphamännchen daheim hat, kann an Weihnachten verzweifeln – oder es einfach ganz entspannt hinnehmen, dass Präsente eben nicht jedem Menschen Freude machen. Dann kriegt der Schorsch halt nix.

Hauptsache, man hat es vorher besprochen. Wenn vereinbart ist: "Heuer schenken wir uns wirklich nichts!", darf man an Heiligabend nicht enttäuscht sein, wenn echt kein Päckchen unterm Baum liegt. Hand aufs Herz: Besteht diese Gefahr? Jetzt ist noch Zeit zu sagen: Eine Kleinigkeit wär' schon schön. Ein handgeschriebener Brief etwa.

 
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