Langsam fährt ein schneeweißer 18-Tonner-Lkw des Roten-Kreuz auf den Parkplatz des Katastrophenschutz-Zentrums in Wiesentheid. Die zwei ehrenamtlichen Fahrer, Sanitäter aus dem Raum Main-Spessart, sind überrascht, wie viele Sanitätskollegen dort auf sie warten. Das liegt daran, dass dies die letzte Versorgungsfahrt seit Beginn der Feststellung des Katastrophenfalles ist. Und die unterfränkische BRK-Führung nahm dies zum Anlass, den vielen freiwilligen Helfern für ihre aufopfernde Unterstützung zu danken.
"Im Schnitt jede Woche einmal fuhr der Lkw des unterfränkischen Katastrophenschutzes, der in Lohr stationiert ist, in den Großraum Augsburg, um dort von einem BRK-Zentrallager palettenweise Gesichtsmasken, Schutzkittel, Schutzbrillen, Einweghandschuhe und Desinfektionsmittel zu laden, um sie in ganz Unterfranken zu verteilen." Bezirksgeschäftsführer Harald Erhard, zugleich Beauftragter für das Krisenmanagement Unterfranken, berichtet von insgesamt 13 Fahrten. Drei weitere Fahrten wurden von den Mainfränkischen Werkstätten übernommen.
Engpässe gut aufgefangen
"Jede Fahrt war eine logistische Meisterleitung", so Erhard. Der beladene Lkw fuhr nach Wiesentheid, wo bereits ein weiterer Lkw des Roten Kreuzes mit zwei Mann sowie Jörg Uhrig, Leiter des Fachbereiches Logisik Unterfranken, wartete. Dieser übernahm einen Teil der Ladung und verstaute sie in dem zweiten Lkw, der dann die sogenannte Ost-Tour begann: Rhön-Grabfeld, Hassberge, Kissingen, Schweinfurt und zuletzt Kitzingen. Alle Rot-Kreuz Stellen wurden mit dem beliefert, was sie bestellt hatten. Der erste Lkw startete in Richtung Würzburg, Main-Spessart bis nach Aschaffenburg.
"Natürlich gab es, wie überall, zuerst Engpässe," meinte Erhard. "Gerade mit Mundschutzmasken war der Markt leergefegt und die Preise horrend. Durch das Zusammenwirken staatlicher und BRK-interner Stellen konnten wir das aber gut auffangen." Wie weiter zu erfahren war, machte sich die Führung schon Gedanken hinsichtlich Diebstählen angesichts der doch sehr wertvollen Ladungen. Aus diesem Grund wurden die Transporte in keinster Weise in der Öffentlichkeit kommuniziert. Und: Die Verbände hatten schnell reagiert und nicht im täglichen Einsatz benötigtes Material an einen verschlossenen Lagerort, der nur wenigen Verantwortlichen bekannt war, gebracht.
"Diese Maßnahmen hatten gut gegriffen", zeigt sich Erhard zufrieden. "Im Gegensatz zu anderen Stellen hat bei uns kein einziger Diebstahl stattgefunden." Für Bernd Rossmanith, unterfränkisicher Bezirksbereitschaftsleiter des BRK, ist der Umschlagplatz in Wiesentheid geradezu ideal. Ziemlich abgeschieden am Ortsrand bei der BRK-Rettungswache und zentral zur Autobahn. Er erinnert sich noch an den März, als plötzlich unzählige Anfragen von Rot-Kreuz-Stellen kamen, ob man nicht bei der Materialbeschaffung behilflich sein könnte, da quasi kein Ersatz mehr vorhanden war. Da auch die Lieferungen durch gewerbliche Speditionen nicht mehr zuverlässig funktionierten, war klar, dass ein verlässliches Logistik-System auf die Beine gestellt werden musste. Und das hat nach allen Regeln der Kunst geklappt, waren sich alle Verantwortlichen einig.