Zu einer Vielzahl an Projekten informierte Bürgermeister Klaus Köhler in der Bürgerversammlung in Wiesentheid. Dazu begrüßte er rund 40 Bürgerinnen und Bürger, Gemeinderäte mit einbezogen. Zu besprechen gab es einiges in den zweieinhalb Stunden, richtig Brisanz war kaum geboten.
Ein Schwerpunkt in den Ausführungen Köhlers, wie auch später bei der Kritik, waren die vielen Baustellen, sowie der Verkehr im Ort. Seit März ist der Bereich Schlossplatz/Rathaus komplett gesperrt, weil der Platz saniert und umgestaltet wird. Ein Ende ist laut Bürgermeister in Sicht, die Durchfahrt werde ab Januar wohl wieder für den Verkehr geöffnet. Dagegen dauern die Arbeiten an der Kanzleistraße in Richtung Reupelsdorf bis Juni nächsten Jahres an. Er wisse, dass die deswegen erforderlichen Umleitungen durch Wohngebiete "langsam an die Substanz gehen", wie Bürgermeister Köhler feststellte.
Ärger über Abkürzungen
In dem Zusammenhang monierte später mit Uli Drexelius ein Bürger eine Strecke um den Schlosspark, die durch die Flur führt und von vielen, selbst von Lastwägen, als Abkürzung genutzt wird. Am Reupelsdorfer Weg sei das Bankett deswegen mehrmals massiv aufgefüllt worden, auch an den angrenzenden Äckern habe die Gemeinde nachgebessert. Das koste Personal und Material, monierte Drexelius. Außerdem werde sich dort auf den schmalen Flurwegen kaum an Verkehrsregeln oder Schilder gehalten.
Das sei bekannt, so Bürgermeister Köhler. Generell prangerte er in dem Zusammenhang die Disziplinlosigkeit an, auch und gerade im Bereich der Baustellen rund um den Schlossplatz. Die dortigen Schilder interessierten oft nicht, selbst das geltende absolute Halteverbot in der Neumannstraße werde ignoriert. "Wir könnten dort jeden Tag Bußgelder verhängen, bis die Kasse klingelt", so Köhler. Kontrolliert werde doch kaum, kritisierte ein Bürger.
Umgehung frühestens ab 2026
In seinen Ausführungen ging das Gemeindeoberhaupt auf den aktuellen Stand zur Umgehung Wiesentheids ein. Er zeigte den Gekommenen die kürzlich vom Ingenieurbüro vorgestellte favorisierte Variante auf, die man vorantreiben wolle. Allerdings müsse man realistisch sein, ein Baubeginn könne im günstigsten Fall 2026 sein.
Beim Überblick zu Beginn der Versammlung streifte Bürgermeister Köhler weitere Großprojekte, die derzeit die Gemeinde beschäftigen. Die Erweiterung der Kläranlage steht an, der Umbau des Rathauses läuft auf Hochtouren. Die Planung des Kindergartens am Lindachsgraben läuft, Baubeginn soll hier Anfang 2024 sein, Inbetriebnahme ein Jahr später. Die Sanierung der Grund- und Mittelschule hat kürzlich begonnen, hier gehe man von einer Bauzeit von sechs Jahren aus, so Köhler.
"Kleinere Brötchen backen"
Zu den Finanzen des Marktes informierte Köhler, dass Wiesentheid mit 4,6 Millionen Euro aus der Gewerbesteuer rechnen könne. Auf der Gegenseite stünden 9,9 Millionen Euro bei Baumaßnahmen im Etat.
Aktuell belaufe sich der Schuldenstand seiner Kommune auf 280.000 Euro. Künftig müsse man wohl kleinere Brötchen backen, orakelte der Bürgermeister. Es gelte, "die Pflichtaufgaben zu erfüllen, dann schauen, was übrig ist." Von den 4997 Einwohnern des Marktes lebten 3655 direkt in Wiesentheid, das sind 80 Einwohner mehr als im Vorjahr.
Zur Bürgerversammlung hatte Uli Drexelius einen ganzen Fragenkatalog zu teils sehr komplexen Themen vorgelegt. Diesen konnte Bürgermeister Köhler nur teilweise abarbeiten. Dazu gehörte der Friedhof, der auch von anderen angesprochen wurde. Dort gehe nichts voran, es herrsche keine Ordnung, wurde kritisiert. Bürgermeister Köhler warb um Beteiligung am bestehenden Arbeitskreis, bisher machten neben Offiziellen lediglich zwei Bürger mit.
Industriegebiet, Allgemeinarzt und Radweg-Konzept
Ludwig Albert wollte wissen, warum sich im längst fertig erschlossenen Industriegebiet Mähling Richtung Rüdenhausen nichts tue. Es bestünden jede Menge Anfragen, die jedoch häufig von Branchen, die man nicht wolle, so Köhler. Die Gemeinde habe zudem gewisse Vorstellungen, was angesiedelt werden solle. "Wir verscherbeln die Flächen nicht an den Erstbietenden."
Andrea Drexelius monierte, die Gemeinde solle sich künftig um die Ansiedlung weiterer Allgemeinärzte im Markt kümmern. Franz Warta fragte nach einem Radweg-Konzept, als Radfahrer sei es derzeit im Ort sehr gefährlich. Man wisse um die Probleme, das einst dazu begonnene Konzept sei auch durch andere Behörden gebremst worden, hieß es dazu.