
Reger Flugverkehr herrscht zurzeit bei Elsbeth Senft in Abtswind. Vor allem tagsüber ist dort ganz schön was los, denn die Seniorin hat 28 Nester mit Schwalben in ihrem Hof. Auf einer kleinen Fläche der Holzdecke, direkt am Hofeingang, haben sie sich eingenistet. Bei etwa drei Jungvögeln pro Nest kommt man auf mehr als 120 Mehlschwalben.
Immer wieder fliegen sie ein, schnell zum Nest, um die Jungen zu füttern, deren hungrige Schnäbel kurz hervorspitzen. Ganz schnell geht das, und schon sind die Älteren wieder weg.
Nicht zum ersten Mal sind die flinken schwarz-weißen Vögel bei Senft zu Gast, immer von April bis Anfang September. Früher hatten sie dort auf dem Bauernhof in den Ställen ihr Reich. Landwirtschaft und Nutztiere haben die Senfts längst nicht mehr, aber die Schwalben sind aber geblieben. "Schwalben hatten wir schon immer", sagt die Seniorin.
"Wir freuen uns, wenn sie da sind. Ich bin aber auch froh, wenn sie Anfang September wieder wegziehen", sagt sie. Was auch kein Wunder ist, denn die Vögel hinterlassen einiges an Dreck. Den Boden haben die Senfts wegen des Kots mit Plastikkästen abgedeckt, die Kästen werden frühs und abends gereinigt.
Über die Gewohnheiten und Eigenheiten der Vögel wissen Elsbeth Senft und ihre Tochter Doris Senft-Balogh bestens Bescheid; sie beobachten die Mehlschwalben seit Jahren. Im April, wenn die Schwalben aus dem Winterquartier kommen, werde erst einmal um die Nester gekämpft. Schwalben sind ihrem Standort treu. Sie kommen meist wieder zu ihrem Nest zurück. Sie brüten dann zweimal, im April/Mai und im Juli.
Schwalben fangen pro Tag und Tier bis zu 3500 Insekten

Ab 8 Uhr werden sie aktiv. Meist bis abends gegen 19 Uhr ist beinahe ständig Ein- und Ausflug im Hof. Etwa ab August macht dann die zweite Brut ihre Flugversuche, manchmal als Schwarm, erzählt Doris Senft-Balogh. Nicht nur das beobachtet die hauseigene Katze genau, die oft im Hof lauert. Ab und zu erwische die Katze auch einen der schnellen Flugkünstler, wenn diese zu nah in Richtung Boden kommen.
Eine Besonderheit gab es vor zwei Jahren. Als ein Nest mit den Jungen von der Decke zu Boden fiel, fütterten die Senfts die kleinen Schwalben mit Mehlwürmern, bis sie groß waren. "Ihre Eltern trauen sich nämlich am Boden nicht mehr hin. Also haben wir sie drei Wochen lang dreimal am Tag gefüttert", berichtet Doris Senft-Balogh.

Mehlschwalben stehen unter Naturschutz. Auch das Zerstören der aus Lehm gebauten Nester wird bestraft. Sie sind wirkungsvolle Insektenvernichter. Laut der Vogelwarte Sempach bringt ein Schwalbenpaar täglich 250 bis 350 Portionen mit 15 bis 20 Insekten pro Portion zum Nest. Das sind zu bis 7000 Insekten pro Schwalbenpaar und Tag oder bis zu 3500 Insekten pro Schwalbe.