Bürgerhaus, Jägerhaus, Feuerwehrhaus: Wer Bürgermeister Josef Mend in Hellmitzheim so sprechen hörte, hätte annehmen können, in Iphofens Stadtteil sei ein Bauboom ausgebrochen. Ganz so ist es ja nun nicht. Doch Hellmitzheim hat sich herausgeputzt. Die Straßen im Ortskern sind frisch saniert, Stadt und Freistaat fördern private Bauherren bei der Sanierung ihrer Gebäude, und im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ ist Hellmitzheim in den Bezirksentscheid eingezogen. All das zeigt: Die Gemeinschaft funktioniert – und die Stadt unterstützt mit ihren Investitionen den Aufbruch in die Zukunft.
Gerade erst hat sie 62 000 Euro ins Bürgerhaus gesteckt, kleine Renovierungsarbeiten, die sich rasch zu einer größeren Summe läppern. Fachwerk und Sandsteingewände wurden ausgebessert, Fenster saniert, der Sockelputz erneuert, gerade wird noch gepflastert. Als Mend 1990 als Bürgermeister anfing, überlegte man noch, das Anwesen ins Freilandmuseum zu verfrachten. Keine gute Idee, wie die Bürger fanden. Die Stadt sanierte das Anwesen und machte es zum Bürgerhaus, das heute ideeller Mittelpunkt im Dorf ist. „Es hat sich gelohnt, dass das Haus in Hellmitzheim geblieben ist“, sagte Mend am Mittwochabend auf der Bürgerversammlung im Gasthaus Girscht.
Ähnliche Ziele verfolgt die Stadt in diesen Tagen mit dem Jägerhaus. Das um 1755 errichtete Gebäude ist eines der wenigen, das vom Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs verschont geblieben ist. Ein Stück Zeitgeschichte, sagen sie im Dorf – und doch war es noch bis vor Kurzem dem Untergang geweiht. Es stand leer, siechte dahin, die Stadt als neue Eigentümerin ließ das Dach notsichern. Dann kam die Flüchtlingskrise, der Freistaat suchte dringend nach Wohnraum und legte ein Förderprogramm für Kommunen auf, das die Sanierung des Anwesens reizvoll machte: Auf die kalkulierten Baukosten von 560 000 Euro werden der Stadt 450 000 Euro Zuschuss gewährt. Dafür verpflichtet sie sich, das Gebäude für mindestens sieben Jahre anerkannten Asylsuchenden zu vermieten. Vor Kurzem hat Staatssekretär Gerhard Eck aus Bayerns Innenministerium Hellmitzheim besucht und dabei den Förderbescheid mitgebracht.
Jägerhaus soll im Juli fertig sein
Mend hält die Sanierung für richtig, er spricht von „extrem hoher Wertigkeit“. Im Erdgeschoss habe man zwar stark in die marode Bausubstanz eingegriffen. Dafür sei im Obergeschoss der historische Zustand weitgehend erhalten geblieben. Allen, die das Gebäude gerne abgerissen und neu aufgebaut hätten, rief er am Mittwochabend zu: „Man kann alles nachbauen, aber Nachgebautes ist eben nicht die Substanz.“ Im Juli soll das Gebäude fertig sein. Auf den Bildern könne man sehen, dass es ein wunderschönes Haus geworden sei. „Es darf jetzt auch jemand widersprechen!“, sagte Mend. Aber von den 50 Hellmitzheimern im Saal mochte keiner widersprechen.
Auf einer Klausur, zu der sich Bürger des 390-Seelen-Ortes vor Kurzem außerhalb ihres Dorfes trafen, wurde die „Sanierung von Baudenkmälern“ als eine der Stärken notiert. Die Zettel mit den Schlagworten hingen bei der Bürgerversammlung zum Nachlesen an einer Pinnwand. Auf den grünen Kärtchen waren die Stärken notiert: die ausgebauten Straßen, zwei aktive Gasthäuser, Kleinunternehmer, Rad- und Wanderwege, Bauerngärten. Die roten Zetteln listeten die Schwächen auf: die nahe Bahntrasse, stark beanspruchte Flurwege, begrenzte Außenentwicklung oder fehlende Einkaufsmöglichkeiten.
„Wir haben hier sehr viel zu bieten“, stellte Stadtrat Hans Brummer fest.
Saniert werden derzeit auch Feuerwehrhaus und Kindergarten im Ortskern. Die große Lösung beim Kindergarten ist zwar vorerst vom Tisch, da sich die benötigten Räume auch auf anderem Weg schaffen lassen. Doch Mend machte klar: Sollte der Bedarf weiter wachsen, könnte das Dachgeschoss des Gemeindehauses zur Kinderkrippe ausgebaut werden. Für die Zukunft des Ortes könne es gar nicht genug Kinder geben. 2016 verzeichnete Hellmitzheim vier Geburten.