Wertvoll? Oder Krimskrams, der in den Müll kann? In der Sendung „Bares für Rares“ ist das die entscheidende Frage. Bei der Trödel-Show mit Horst Lichter kann man seltene Fundstücke aus Keller oder Garage schätzen lassen. Die ZDF-Sendung ist ein Quotenhit: Seit 2013 läuft „Bares für Rares“ mit 220 Sendungen pro Jahr. Bis zu 3,5 Millionen Menschen schauen im Nachmittagsprogramm zu, wenn im „Händlerraum“ gefeilscht wird.
Vergangene Woche kam in der Erfolgssendung auch Kitzingen zu Ehren. Ein Verkäufer aus Königswinter stellte zwei Zinnkannen und einen Becher auf den Tisch des Gutachters, die er bei der Auflösung eines Antiquitätengeschäftes in der Eifel erstanden hatte. 80 Euro würde er dafür gerne bekommen, ließ der Mann den Moderator wissen. Experte Albert Maier konnte sofort erzählen, was es damit auf sich hat. Der Kunst- und Antiquitätenhändler glänzte mit seinem Fachwissen: Die Zinnbehälter identifizierte er als fränkische Schraubkannen, die zwischen 1840 und 1867 in Kitzingen hergestellt worden waren. Mit dem auf den Kannen eingravierten Namen „Dietz“ wusste der Experte ebenfalls etwas anzufangen: „Ein Zinnmeister aus Kitzingen – ein bekannter Name!“
Eine Art Thermoskanne
Über den Verwendungszweck konnte Albert Maier ebenfalls Auskunft geben: Die Behälter dürften mit zur Feldarbeit genommen worden sein. Als eine Art Thermoskanne, um den Inhalt tagsüber kalt zu halten. Und einen Wert hatten die beiden Kannen samt des Bechers auch: Alle drei Gegenstände zusammen wurden – obwohl laut Schätzer „Zinn aus der Mode“ ist – auf 250 Euro geschätzt. Mit diesem Richtwert ging der Verkäufer Ralf Behr in den „Händlerraum“, um seine Rarität möglichst teuer an den Mann zu bringen. Die Versteigerung selbst lief recht gut, die Experten zeigten Interesse: Das Erstgebot lag bei 120 Euro, über 150 ging es zu 180 und schließlich zum Endpreis: 190 Euro.
2006 war Schluss
Stephanie Falkenstein, Leiterin des Städtischen Museums Kitzingen, konnte auf Nachfrage dieser Zeitung die Geschichte der Krüge noch einmal konkretisieren: Bei dem Zinngießer dürfte es sich um Kilian Dietz gehandelt haben, der in Kitzingen „um 1850 am Marktplatz eine Zinngießerei und Porzellanwarenhandlung hatte“.
Über einige Generationen hinweg hielt sich das Geschäft am Marktplatz, das bis 2006 noch von Mathilde und Heiner Dietz betrieben wurde. Mit der Schließung endete eine 179 Jahre lange Ära. Das markante Eckhaus steht seither leer.
Auch das Stadtmuseum kann mit einigen dieser Zinnkannen aufwarten, wie Stephanie Falkenstein betont. Die kleine Zinnsammlung war zuletzt vor etwa zehn Jahren um zwei Schüsseln erweitert worden, die Kilian Dietz dem Kitzinger Museum seinerzeit aus seinem Privatbesitz vermachte.