"So ruhig und aufmerksam habe ich die Schülerinnen und Schüler schon lange nicht mehr erlebt", staunte Matthias Menz, der Fachschaftsleiter Geschichte am Armin-Knab-Gymnasium in Kitzingen. Die ungeteilte Aufmerksamkeit der rund 120 Schülerinnen und Schüler von der neunten bis zur elften Klasse galt dem Vortrag von Prof. Dr. Erika Rosenberg-Band.
Die Schriftstellerin aus Argentinien erzählte kürzlich von ihrer Bekanntschaft mit dem Ehepaar Schindler und verriet aufregende Details aus deren Leben. Der Vortrag wurde von der Akademie Frankenwarte Würzburg gemeinsam mit dem Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen am Main organisiert, nachdem die Schulklassen den Film "Schindlers Liste" von Steven Spielberg im Unterricht gesehen hatten.
Biographie von Emilie Schindler soll Erinnerungen aufrechterhalten
Rosenberg-Band, 1951 als Tochter von emigrierten deutschen Juden in Buenos Aires geboren, lernt Emilie Schindler 1990 in Argentinien kennen. Aus einer zufälligen Begegnung entsteht eine enge Freundschaft. Schindler sei wie eine Oma gewesen, die die Schriftstellerin nie hatte. Bei ihren Treffen sprachen sie intensiv über die Zeit des Nationalsozialismus.
Schindler offenbarte Rosenberg-Band bewegende Einblicke in ihre Vergangenheit, wie sie und ihr Mann Oskar Jüdinnen und Juden in ihrer Emaille-Fabrik anstellten, um sie vor der Deportation in Konzentrationslager zu bewahren. Es entstand die Idee, gemeinsam die Biographie der damals 83-Jährigen zu verfassen. Seit dem Tod von Emilie Schindler 2001 hält Rosenberg-Band weltweit Vorträge, auch da sie sich "innerlich gezwungen" fühle, die Erinnerung an ihre Freundin aufrechtzuerhalten. Nicht zuletzt, da die Persönlichkeit Emilies Spielfilm "Schindlers Liste" aus Sicht Rosenberg-Bands ausgeblendet und zu Unrecht kleingehalten werde.
Anekdoten aus dem Leben des Ehepaars Schindler
Emilie und Oskar Schindler seien für die Arbeiterinnen und Arbeiter in der Fabrik wichtige Vertrauenspersonen gewesen. So wandte sich einmal ein Mann an Emilie Schindler, dessen Brille während der Arbeit zerbrochen war. Ohne sie hätte er seine Arbeit nicht ausführen können. Die SS-Soldaten, die die Fabrik kontrollierten, hätte er unmöglich um Ersatz bitten können, ohne damit in Lebensgefahr zu geraten. Emilie Schindler besorgte ihm noch am selben Tag heimlich eine neue Brille.
Auch habe sie jüdischen Müttern geholfen, ihre Kinder vor dem NS-Regime zu verstecken, indem sie sie bei Bekannten untergebracht habe.
Die Botschaft, die Rosenberg-Band den Jugendlichen mitgab, ist eindeutig: "Eure Generation hat keine Schuld an dem, was damals passiert ist. Aber es ist eure Aufgabe, aus der Welt etwas Besseres zu machen."