Bayern München, der FC Augsburg und der VfL Wolfsburg haben sie in ihrem Stadion stehen. Legia Warschau (Polen), Schachtar Donezk (Ukraine) oder Red Bull Salzburg (Österreich) ebenfalls. Seit kurzem steht die Jokerarea, die Ersatzbankheizung für Fußballer, auch auf dem Sportgelände des SC Schwarzach. Zukünftig werden die Kicker des Kreisligisten im Winter nie mehr kalte Füße auf der Auswechselbank haben und können trotz niedriger Temperaturen entspannt dem Treiben auf dem Platz folgen.
Schwarzachs Sportvorstand Josef Hitzinger, Jokerarea-Erfinder Dieter Wirsching und Werbepartner Stefan Schöderlein tragen die Module zur Ersatzbank des Stadtschwarzacher Sportgeländes. Die ist bereits mit zwei Werbebanden versehen. Auf der einen prangt mit großen Lettern auf weißem Hintergrund der Schriftzug „Jokerarea“, auf der anderen das Emblem von Schöderleins Versicherungskanzlei. Aber die Werbung ist nicht das Besondere. Vielmehr das, was dahintersteckt. Nämlich die Halterung für die Heizmodule, die die Drei in wenigen Minuten in diese hineinschieben. Jetzt nur noch den Stecker eingesteckt und keiner würde mehr kalte Füße bekommen.
„Bei einer Außentemperatur von Null Grad hätten die Spieler hinter der Bande rund 27 Grad und bräuchten keine Wolldecken mehr“, erklärt Wirsching, der früher beim FC Schweinfurt 05 und dem Würzburger FV kickte und die Würzburger Kickers zum Toto-Pokal-Sieg 2014 führte. Josef Hitzinger, hauptverantwortlich für die Umsetzung, grinst über beide Ohren: „Es ist fantastisch, dass es geklappt hat. Ich stand mit Dieter immer wieder im Austausch und er meinte, dass die Jokerarea auch etwas für Schwarzach wäre.“
Doch immer wieder winkte Hitzinger ab. Das Projekt sei finanziell nicht darstellbar, begründete der Funktionär, vor allem, weil die „Ersatzbankheizung“ anfänglich ausschließlich für Stadien produziert wurde und entsprechend groß war. Ein Modul ist so groß wie zwei Ersatzbanksitze im Stadion, veranschaulicht Wirsching die Maße.
Erst als der gebürtige Stammheimer eine abgespeckte Version auf den Markt brachte, wurde es für Hitzinger interessant. Eigentlich hatte er die verkleinerten Heizmodule für Garten- und Campingtische vorgesehen, nachdem er sie erstmals unter seinem eigenen Gartentisch montiert hatte. „Wir sitzen bei zehn Grad Außentemperatur mit Flip Flops auf der Terrasse und frieren nie mehr“, sagt Wirsching. Auch in einigen Würzburger Bars sind die Module bereits im Einsatz. Es gibt sie sogar als folierte und bedruckte Kreidetafel. Wärme geht dadurch aber nicht verloren.
Aber auch diesmal hätte es der Verein aus dem Schwarzacher Becken nicht stemmen können, doch mit Stefan Schöderlein und Wirsching selbst fanden sich zwei Unterstützer, die nun als Werbepartner auf den Banden stehen. „Ich war sofort begeistert von der Idee. Heutzutage muss man den Spielern etwas bieten. Zudem habe ich die Entwicklung der letzten Jahren beim SC Schwarzach mitbekommen und habe deshalb sofort meine Unterstützung zugesagt“, erklärt Schöderlein. Natürlich weiß Hitzinger, dass einige die Installation der Jokerarea in Schwarzach für übertrieben halten werden. Aber dem hält er entgegen, dass alle Projekte beim Sportclub wohl durchdacht sind und wohl jeder Verein, egal in welcher Liga er spielt, die Jokerarea, wenn sie umsonst ist, mit Kusshand nehmen würde.
„Mittlerweile habe ich noch einen zweiten Amateurverein aus dem Saarland beliefert. Aber der SC Schwarzach war der erste Amateurverein, der die Jokerarea hat – nach dem FC Bayern München“, schmunzelt Wirsching. Zukünftig können sich die Schwarzacher Ersatzspieler nämlich wie Profis fühlen. Schließlich ist die „große“ Jokerarea bei renommierten Vereinen installiert und Weltstars wie Robert Lewandowski oder Thomas Müller müssen, sollten sie auf der Auswechselbank der Allianz Arena Platz nehmen, nicht mehr frieren.
Müller war es auch, der ungewollt die Idee für Wirschings Innovation lieferte: „Ich habe im Dezember 2016 am zweiten Weihnachtsfeiertag im TV einen Bundesliga Rückblick gesehen und einen frierenden Thomas Müller mit Wolldecke auf der Bank gesehen. Das Bild hat sich bei mir eingeprägt.“ Danach informierte sich der Stammheimer beim Patentamt und tüftelte zusammen mit seinem Bruder Reiner Wirsching an einer Ersatzbankheizung. Diese musste Infrarotwärme ausstrahlen, durfte keine Luft, Licht oder Gerüche erzeugen.
„Sie musste komplett neutral sein, so dass die Spieler nichts mitbekommen. Zudem robust und schnell abbaubar“, erinnert sich 47-Jährige an die Anfänge. Wirsching entwickelte innerhalb von zehn Monaten eine marktreife, ausklappbare Ersatzbankheizung. „Eine Kälteschutzvorrichtung mit Infrarot-Strahlentechnik“, erklärt er. „Diese Wellen setzen durch molekulare Schwingungen Energie frei, die wir als Wärme empfinden – um die Spieler vor Kälte und die Muskulatur vor Abkühlung zu schützen.“
Auch Tritte kann die Jokerarea aushalten. Verbrennungen sind bei kurzen Berührungen ausgeschlossen, versichert ihr Erfinder. Aufgrund seiner guten Kontakte steht die Jokerarea in den Arenen in Salzburg, Warschau oder Donezk. In Nürnberg, Fürth und Ingolstadt war sie ebenfalls schon im Einsatz. Am besten sei es jedoch, wenn Vereinsverantwortliche die aufgebaute Jockerarea sehen und sich begeistern lassen. So wie seit kurzem auch in Schwarzach.