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Rüdenhausen
 Wenn eine kleine Amsel hundert Sänger aus der Fassung bringt: Kuriose Anekdoten aus der Welt der Blasmusik
"Musikalische Missgeschicke" heißt die Sammlung wahrer Begebenheiten, mit der Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen nicht nur Posaunisten und Klarinettisten erheitert.
Blasmusik ist seine große Leidenschaft. Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen hat wahre Geschichten über das oft amüsante Musikerleben in seinem Buch 'Musikalische Missgeschicke' verewigt. 
Foto: Diana Fuchs | Blasmusik ist seine große Leidenschaft. Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen hat wahre Geschichten über das oft amüsante Musikerleben in seinem Buch "Musikalische Missgeschicke" verewigt. 
Diana Fuchs
 |  aktualisiert: 17.08.2023 03:28 Uhr

Instrumente auf Abwegen und tödliche Töne: Als Musiker erlebt man so einiges. Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen, leidenschaftlicher Blasmusikfreund, hat jahrelang wahre Geschichten und Anekdoten zusammengetragen. In seinem neuen Buch "Musikalische Missgeschicke" lässt der Autor professionelle Musiker erzählen – Ernst Mosch, Herbert von Karajan, Justus Frantz – und fränkische Musikanten, einige aus dem Raum  Kitzingen. Hier verrät Graf zu Castell-Rüdenhausen seine sieben Lieblingsgeschichten.

1. Nächtliche Ruhestörer gründen eine Kapelle

Die 'Rüdenhäuser Wengertsmusikanten': Wer hätte gedacht, dass aus den nächtlichen Ruhestörern einmal eine ansehnliche  Blaskapelle werden würde?
Foto: Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen | Die "Rüdenhäuser Wengertsmusikanten": Wer hätte gedacht, dass aus den nächtlichen Ruhestörern einmal eine ansehnliche Blaskapelle werden würde?

 Ausgerechnet in der Karwoche fielen einer Gruppe weinseliger Rüdenhäuser alte Blasinstrumente in die Hände. Vom Wein beflügelt, entlockten die Möchtegern-Musikanten den Posaunen, Hörnern und Trompeten, die Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen für seine Instrumentensammlung erworben hatte, allerhand Misstöne, die sie selbst aber genial fanden. Lautstark zogen sie durch ihren Heimatort – "nachts um vier, kurz vor Ostern". Die Dorfbewohner waren darüber nicht amüsiert.

"Am nächsten Tag haben wir uns entschuldigt. In jugendlichem Übermut versprach ich, dass wir bis zur Kirchweih drei Märsche vernünftig spielen könnten", berichtet zu Castell-Rüdenhausen. Mit Unterstützung einiger Mitglieder des Posaunenchores klappte das tatsächlich. Die "Rüdenhäuser Wengertsmusikanten" gibt es nun schon über 30 Jahre. 

2. Geldsäcke? Nein, Taubenfutter unterm Hintern der Musiker

Von Ernst Moschs Liebe zu Brieftauben konnten seine Musiker ein Lied singen...
Foto: Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen | Von Ernst Moschs Liebe zu Brieftauben konnten seine Musiker ein Lied singen...

Der "König der Blasmusik", Ernst Mosch, hatte ein großes Hobby: Tauben züchten. Während einer Europatournee mit seinen Original Egerländer Musikanten kaufte er in Dortmund 700 Kilo Taubenfutter ein, berichtet zu Castell-Rüdenhausen. Der Bus war bereits voll beladen, also quetschte man die Säcke unter die Sitze der Musiker. "Als Passanten beim Blick in den Bus fragten, worauf die Musiker denn da sitzen, bekamen sie zur Antwort: 'Das sind unsere Einnahmen vom heutigem Konzert.'"

3. Vögel in den Ohren

Eine kleine singende Amsel schaffte es im Rüdenhäuser Schlosspark, einen ganzen Chor zu verwirren.
Foto: Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen | Eine kleine singende Amsel schaffte es im Rüdenhäuser Schlosspark, einen ganzen Chor zu verwirren.

Moschs Nachfolger, der jetzige Leiter der Egerländer Musikanten, Ernst Hutter, denkt heute noch an sein vogelwildes Tenorsolo bei einem Konzert in Nürnberg. Anstatt der "Südböhmischen Polka" hatte er die "Dompfaff-Polka" im Kopf – und in den Fingern. Der Buchautor erinnert sich zudem an eine Erzählung aus Rüdenhausen: Eine kleine Amsel brachte mit ihrem Gesang den Leiter eines großen Chores derart aus dem Konzept, dass er es einfach nicht schaffte, seinen Sängern die richtigen Anfangstöne vorzugeben.

4. Singen statt spielen

Stimme statt Instrumente: Echte Musikanten wie die aus Marktbreit lassen keinen  Festzug-Veranstalter  hängen.
Foto: Fotostudio Menth | Stimme statt Instrumente: Echte Musikanten wie die aus Marktbreit lassen keinen Festzug-Veranstalter  hängen.

"Schön ist es, wenn Musiker aus der Not eine Tugend machen", findet Graf zu Castell-Rüdenhausen. So sollten Kilian Mend und seine Marktbreiter Musikanten  bei einem Besuch in Tschechien kurzfristig einen Festzug spielen. Doch ihre Instrumente lagen gerade im Bus, kilometerweit weg. "Also marschierten sie kurzentschlossen singend mit: 'Wohl auf die Luft geht frisch und rein'."

5. Frankenthal hin, Frankenthal her

Wenn die Musikerkollegen vom Busfahrer 'entführt' werden, bläst sich zur Not auch der Aufbautrupp die Seele aus dem Leib.
Foto: Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen | Wenn die Musikerkollegen vom Busfahrer "entführt" werden, bläst sich zur Not auch der Aufbautrupp die Seele aus dem Leib.

Mit einem äußerst beharrlichen Busfahrer hatten einst die Hergolshäuser Musikanten zu tun, die Europameister in böhmisch-mährischer Blasmusik. Statt Frankenthal in der Rhön steuerte der Fahrer Frankenthal bei Gera an. Jeden Hinweis, er möge doch die Route prüfen, ignorierte er stoisch. "Zum Glück war die früher angereiste Aufbautruppe im richtigen Frankenthal gelandet. Der kleine Trupp spielte, was das Zeug hielt."

6. Hochzeitsfeier mit nur fünf Liedern

Unglaublich, aber wahr: Mit gerade mal fünf Stücken kann man das Publikum nötigenfalls einen ganzen Abend unterhalten.
Foto: Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen | Unglaublich, aber wahr: Mit gerade mal fünf Stücken kann man das Publikum nötigenfalls einen ganzen Abend unterhalten.

Unvergesslich ist für den Autor der Missgeschicke auch ein Auftritt der Rüdenhäuser Blaskapelle auf einer Hochzeit in der Eifel. "Es war kurz nach unserer Gründung und wir hatten nur fünf Lieder im Repertoire, gerade genug für ein Ständchen." Die Hochzeitsgesellschaft jedoch erwartete, dass die Franken die musikalische Untermalung des gesamten Festes übernahmen. "So viele Wiederholungen an einem Abend hat es weder vor- noch hinterher je gegeben."

7. Spielen oder spülen? 

Was hier so idyllisch aussieht – Musiker und Bürgerwehrler vor dem Rüdenhäuser Schloss – hat eine besondere Geschichte. 
Foto: Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen | Was hier so idyllisch aussieht – Musiker und Bürgerwehrler vor dem Rüdenhäuser Schloss – hat eine besondere Geschichte. 

"Es war eine Geburtstagsfeier im Rüdenhäuser Schloss", erzählt Karl zu Castell-Rüdenhausen von einem Missverständnis. Zwei Trompeter aus dem Salzburger Land musizierten und schauten auch mal zu den Helferinnen in die Küche. "Sie fragten: 'Madla, derf ma euch was spuin?' Darauf antwortete eine postwendend: 'Nein danke, wir haben eine Maschine.'"

Musikalische Missgeschicke

Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen trug Anekdoten aus dem Musikerleben zusammen.
Foto: Diana Fuchs | Karl Graf zu Castell-Rüdenhausen trug Anekdoten aus dem Musikerleben zusammen.
Das Buch: In Karl Graf zu Castell-Rüdenhausens 10. Buch geht es um "Musikalische Missgeschicke" in der Blasmusikszene, bereichert durch Erlebnisse der Wildecker Herzbuben, der Hot Dogs, von Stefanie Hertel, Dieter-Thomas Heck, Gunther Emmerlich, Kurt Henkels und Vicky Leandros.
Tricksereien beim Grand Prix der Volksmusik oder ein Auftritt auf der falschen Beerdigung – alle Geschichten sind wirklich passiert. Das Buch ist im Josef-Röll-Verlag erschienen und im Rüdenhäuser "Weinkeller am Schloss" erhältlich sowie unter karl@castell-ruedenhausen.de, Tel. (09383) 70 44. 
Fortsetzung: Der Autor bittet Musikanten, ihm originelle Erlebnisse aufzuschreiben oder zu erzählen. Dann stünde einem 2. Band nichts im Wege.
Quelle: ldk
 
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