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Redaktionstechnik
Wenn ein Auto ins Wasser stürzt, sind die Insassen plötzlich in Lebensgefahr: Diesen Rat geben Experten
Was macht man, wenn man mit seinem Fahrzeug in einen Fluss oder See schlittert? Welche Chancen hat man, heil aus der Situation herauszukommen? Nachgefragt bei Experten.
Im Main bei Fahr ist ein Auto untergegangen. Das Abblendlicht schimmert noch schwach an der Wasseroberfläche (Bildmitte) und zeigt den Rettungskräften den genauen Standort.
Foto: Hanns Strecker (Archivfoto) | Im Main bei Fahr ist ein Auto untergegangen. Das Abblendlicht schimmert noch schwach an der Wasseroberfläche (Bildmitte) und zeigt den Rettungskräften den genauen Standort.
Hanns Strecker
 |  aktualisiert: 05.03.2025 02:49 Uhr

Keine Utopie: Immer wieder versinken Autos in Flüssen oder Seen. Sei es aus Unachtsamkeit der Fahrer oder aus Leichtsinn, oft auch Unfall- oder wetterbedingt. Im Landkreis Kitzingen landeten im noch jungen Jahr 2025 schon zwei Autos im Main. Das erste Mal war Glatteis schuld, das zweite Mal eine deutliche Alkoholisierung des Fahrers.

Großaktion in Heidenfeld: Taucher der Bereitschaftspolizei Würzburg bergen den Unfallwagen. Der Fahrer wurde leicht verletzt. An dem Auto entstand Totalschaden.
Foto: Ruppert Laszlo (Archivfoto) | Großaktion in Heidenfeld: Taucher der Bereitschaftspolizei Würzburg bergen den Unfallwagen. Der Fahrer wurde leicht verletzt. An dem Auto entstand Totalschaden.

Nicht immer gehen solche Unfälle so glimpflich aus wie diesmal, als es keine Schwerverletzten oder gar Tote zu beklagen gab. Doch der Main und auch stehende Gewässer sind und bleiben eine potenzielle Gefahr. Deshalb ist es sinnvoll, die Antworten auf folgende Fragen zu kennen: Wie komme ich nach dem Unfall aus meinem Fahrzeug heraus? Wie kann ich mich und andere retten?

Was passiert mit einem Fahrzeug, wenn es auf die Wasserfläche trifft?

Je nach Höhe schlägt das Auto ziemlich hart auf, sagt Thomas Lindörfer, technischer Leiter bei der Kitzinger BRK-Kreiswasserwacht. Durch die Wucht sinkt es etwas, kommt dann aber durch den Auftrieb in der Regel gleich wieder hoch. Es schwimmt, treibt umher, mit den Rädern nach unten. "Das kann einige Minuten dauern, und jetzt ist der beste Moment, das Fahrzeug zu verlassen. Denn schon kurz danach sackt es nach vorne oder nach hinten weg. Es kann auch ins Trudeln kommen, sich drehen", so Lindörfer. Die Insassen laufen Gefahr, die Orientierung zu verlieren und nicht mehr zu wissen, wo oben und unten ist.

Langsam, Stück für Stück, hebt der Kran ein Auto am Kitzinger Mainkai aus dem Wasser.
Foto: Diana Fuchs (Archivfoto) | Langsam, Stück für Stück, hebt der Kran ein Auto am Kitzinger Mainkai aus dem Wasser.

Was ist nach dem Aufprall auf dem Wasser am wichtigsten?

"Die Schnelligkeit, herauszukommen, ist entscheidend", sagt Lindörfer. Er rät: Direkt nach dem Aufprall auf dem Wasser abschnallen und die Gelegenheit nutzen, sofort auszusteigen – "aber nicht über die Türe!" Diese lasse sich wegen des Wasserdrucks nur schwer öffnen. Und selbst, wenn es gelingt, laufen nach dem Öffnen sofort Wassermassen in das Fahrzeug. "Also merken: Es ist immer besser, das Fahrzeug über die Fenster oder das Schiebedach zu verlassen", weiß der Experte. Wichtig beim Verlassen durch die Fenster: "Am besten rücklings, den Kopf voran, den Blick nach oben. So kann man mit den Beinen noch etwas nachschieben, wenn man irgendwo hängen bleibt." Der Blick nach oben sei wirklich wichtig, denn so erkenne man die Wasseroberfläche und könne sich orientieren. 

Ein Kranfahrzeug des THW hat den versunkenen Pkw am Haken.
Foto: Hanns Strecker | Ein Kranfahrzeug des THW hat den versunkenen Pkw am Haken.

Kann man elektrische Fensterheber noch bedienen, wenn das Auto im Wasser ist?

Die Bordelektrik ist so konzipiert, dass sie auch bei Feuchtigkeit und Wasser noch einige Zeit betriebsbereit bleibt, betont Thomas Lindörfer. Das heißt, dass die elektrischen Fensterheber noch eine bestimmte Zeit funktionieren. Beim Wasserunfall vor kurzem an der Fähre in Fahr war das eingeschaltete Abblendlicht des versunkenen Fahrzeugs noch deutlich an der Wasseroberfläche zu erkennen war und den Einsatzkräften den exakten Standort zeigte.

Wie funktioniert die Elektronik bei Elektroautos?

Dazu schreibt der ADAC: Die mit einer 12-Volt-Batterie ausgestattete Technik der Bordelektronik sei grundsätzlich auch auf Elektroautos übertragbar. Auch hier gelte: Eine bestimmte Zeit lang sind die elektrischen Fensterheber noch betriebsbereit. Auf einen genau definierbaren Zeitraum will sich allerdings kein Experte einlassen.

Rettungstaucher Klaus Bartke am Main bei Fahr. Er ist kurz vor dem Abtauchen zum versunkenen Fahrzueg. Kameraden sichern ihn dabei.
Foto: Hanns Strecker | Rettungstaucher Klaus Bartke am Main bei Fahr. Er ist kurz vor dem Abtauchen zum versunkenen Fahrzueg. Kameraden sichern ihn dabei.

Was kann ich als Zeuge eines Wasserunfalles tun?

Wichtigste Regel: Sofort einen Notruf über die 112 absetzen! "Ein aktives Eingreifen im Wasser kann sehr gefährlich werden", mahnt Klaus Bartke. Er ist langjähriger Rettungstaucher bei der Wasserwacht, Ortsgruppe Sulzfeld. Beim Wasserunfall kürzlich in Fahr am Main war er der verantwortliche Einsatztaucher. Bei seinem Tauchgang wurde er durch Leinen von einem Kameraden gesichert. Spezielle Kleidung schützte vor der Kälte. Zudem stand am Ufer ein weiterer Sicherungstaucher bereit, der sofort im und unter Wasser hätte helfen können. "All das fehlt natürlich einem zivilen Helfer und er kann sehr schnell selbst in eine lebensgefährliche Situation geraten!" Am besten ist es, sich am Ufer zu positionieren und schwimmenden Personen an Land zu helfen.

Unter Wasser hat der Taucher das Fahrzeug gesichert. Ein Kranfahrzeug des THW hebt den versunkenen Pkw hoch und holt ihn ans Ufer.
Foto: Hanns Strecker | Unter Wasser hat der Taucher das Fahrzeug gesichert. Ein Kranfahrzeug des THW hebt den versunkenen Pkw hoch und holt ihn ans Ufer.

Wie lange kann ein Verunfallter unter Wasser überleben?

Dazu sagt Sebastian Eibicht, leitender Notarzt des BRK im Landkreis Kitzingen: "Feste Parameter gibt es nicht. Fakt ist, dass ich im Winter schon Personen hatte, die knapp eine halbe Stunde leblos im Wasser waren. Im Team konnten wir sie wiederbeleben. Durch die Kälte verlangsamen sich der Herzschlag und der gesamte Stoffwechsel. Somit sind gezielte Reanimationsmaßnahmen durchaus erfolgreich." Die Situation sei ähnlich wie bei Verschütteten in einer Lawine. 

Ein Kranfahrzeug des THW holt das Baden gegangene Auto ans Ufer.
Foto: Hanns Strecker | Ein Kranfahrzeug des THW holt das Baden gegangene Auto ans Ufer.
 
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