
Das weltweit schönste Rennen durch die Weinberge findet zweifellos in Sulzfeld statt. Beim Walhallalauf gilt es, auf sieben Kilometern um die 200 Höhenmeter zu überwinden. Dafür wartet dann auf alle, die durch das Ziel kommen, ein Gutschein für einen Schoppen. Das Durchkommen ist eine echte Herausforderung. In diesem Jahr war es sogar fast unmöglich. Die Spitzengruppe, so mussten wir erstaunt lesen, verlief sich in den Weinbergen.
Jetzt stellen sich natürlich Fragen. Vorneweg: Ja, wo laufen sie denn? Dann wäre wichtig zu wissen, ob die Gruppe inzwischen wieder aufgetaucht ist? Oder müssen wir uns Sorgen machen? Hat jemand eine ziellos umherirrende Läufergruppe gesehen? Irgendwelche sachdienliche Hinweise?
Lost im Maustal – das könnte der Stoff für eine neue Netflix-Serie sein. Vielleicht war aber auch alles ganz anders, viel banaler: Es spricht einiges dafür, dass die Gruppe einen Abstecher nach Kitzingen gemacht hat. Zu einem Geldautomaten. Um Geld für die Startgebühr zu besorgen. Weil die Warnung auf der Homepage des Veranstalters übersehen wurde: "Wichtiger Hinweis: In Sulzfeld gibt es keinen Geldautomaten mehr!"
Warum sind Weinbergsläufe nicht olympisch?
Die Geschichte wirft die Frage auf, warum es eigentlich bei Olympia keine Weinbergsläufe gibt? Jeder Firlefanz ist olympisch. Manchmal weiß man nicht, ob es noch Sport ist oder schon Quatsch-Comedy-Club samt bemerkenswerter Geschlechter-Debatte. Bei 329 Wettkämpfen in 32 verschiedenen Sportarten sollte doch auch ein Kräftemessen in den Weinbergen drin sein. Und wenn wir schon mal dabei sind: Steckenpferd-Reiten wäre auch mal schön.

Eine zeitgemäße olympische Disziplin wäre auch das Öffnen von Plastikflaschen, an denen der Deckel fest verankert ist. Gold für alle, die das zehnmal hintereinander unfallfrei schaffen! Diese seltsamen Lass-mich-dran-Deckel sind so unfassbar lästig. Kleiner Deckel, großer Ärger. Das nervigste Anhängsel aller Zeiten.
Der "angebundene Deckel" ist übrigens eine Idee der Europäischen Union und hat eine ähnliche Qualität wie die Frage, wie krumm eine Banane oder eine Gurke sein darf.
Es ist schier unmöglich, unfallfrei eine Milchtüte aufzumachen. Die am Mund herumwackelnden Deckel machen entspanntes Trinken praktisch unmöglich. Ohne zu kleckern, geht's nicht. Es ist erniedrigend. Und fühlt sich so an, als würde man sich beim Walhallalauf irgendwo in den Weinbergen verlaufen und für immer verloren gehen.
Denn diese Anordnung hat doch gewisse Vorteile.
Der Deckel fällt am Badesee oder sonstwo nicht mehr in den Schmutz.
Es werden auch garantiert nicht soviele Deckel nach dem entleeren
in der Umwelt liegen gelassen oder einfach weggeworfen.
Ich für meinen Teil würde sagen, bevor Sie so einen Samstagsbrief raushauen,
gegebenenfalls mit Ironie oder Satire kennzeichnen, oder einfach lassen.