„Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam.“ Ein Werbespruch, an den sich sicher viele noch erinnern können und der seine Wirkung nicht verfehlte.
Polio – Kinderlähmung – forderte noch in den 1950er Jahren auch in Deutschland tausende Erkrankte und geschätzte 10 000 Tote, vor allem Kinder.
Der Präsident des Rotary-Clubs Kitzingen, Tino Schwarz, stellte diese Erkrankung und den Kampf dagegen in den Mittelpunkt seiner Einführung in die traditionelle Matinee des Clubs am Sonntagvormittag in der Alten Synagoge.
Die Impfung gegen Polio ist ein zentrales Thema der Rotarier weltweit. Im Laufe der Jahre hat Rotary International sich stark engagiert und rund 1,2 Milliarden Euro an Spenden investiert.
In Deutschland gilt die Seuche Dank Impfungen als ausgerottet und „innerhalb kurzer Zeit konnte die Erkrankung fast von der Welt entfernt werden“, sagte Schwarz.
Warum nur fast? „Weil zwei Länder nicht mitspielen“, so Schwarz. Im immer noch in Kriegswirren steckenden Afghanistan und in in Pakistan traten 2017 weltweit die einzigen Poliofälle auf. Vor allem Pakistan bereitet dabei Schwarz Sorge, denn dort gibt es eine „Fatwa“ gegen die Impfungen, Impfteams werden getötet. Die Folge: Die Seuche könnte sich von dort aus durchaus wieder ausbreiten.
Warum machte der Magdeburger Kinderarzt Gunther Gosch deutlich: Nur wenn es in einer Gesellschaft genügend Geimpfte gibt, etwa 95 Prozent der Bevölkerung, können sich Seuchen nicht wieder ausbreiten. Immer wieder haben Epidemien die Bevölkerung der Welt drastisch reduziert. Etwa die Pest im 14. Jahrhundert, der in Europa geschätzt ein Drittel der Bevölkerung erlag. Oder die Spanische Grippe 1918 bis 1920, die bis zu 100 Millionen Menschen das Leben kostete.
Wie erfolgreich Impfungen, zusammen mit steigender Bildung und sauberem Trinkwasser ist, zeigt eine weitere Zahl von Gosch: Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag die Kindersterblichkeit bei 25 Prozent, heute sind es drei Promille.
Das Problem heute ist ein starker Rückgang der Impfbereitschaft, vor allem bei Kindern. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung sind „Impfgegner“ mit denen kaum geredet werden kann. Wichtig sei die Auseinandersetzung mit Impfkritikern, denen klar gemacht werden müsse, welchen gesellschaftlichen Nutzen Impfungen haben. Um die Situation im Land zu verbessern, fordert der Kinderarzt eine ganze Reihe an Maßnahmen, auch staatliche.
Vorbild könnten etwa US-Amerikanische Bundesstaaten sein in denen die Devise „no vacc - no care“ gilt: Wer nicht geimpft ist, hat keinen Anspruch auf den Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen, etwa Kindergärten oder Schulen.