
Er fällt schon auf, der BRK-eigene Großraumbus, der zu einer mobilen Impfeinheit umgebaut wurde. Die grellen, gelb und roten Sicherheitsfarben, wie sie auch die anderen Rettungsfahrzeuge haben, stechen ins Auge. David Möslein, ehrenamtlicher Rettungssanitäter im BRK-Kreisverband Kitzingen, hat den "richtigen" Führerschein für dieses Gefährt und parkt den Bus gekonnt auf dem Parkplatz des Volkacher Einkaufspark ein. Als Berufsfeuerwehrmann kennt er sich mit solchen Großfahrzeugen aus. Mit ihm im Bus: das mobile Impfteam.
Jeder kann unangemeldet kommen
"Das Impfteam besteht aus drei Mitarbeitern, einem Arzt, einer medizinischen Fachkraft und einer Verwaltungskraft. Sie haben heute genügend Impfstoff dabei, um jeden Interessierten zu impfen", erklärt der Leiter des Impfzentrums, Matthias Heckelt."

Dazu ergänzt Felix Wallström, Kreisgeschäftsführer des Kitzinger Roten Kreuzes: "Flexibel, unkompliziert und spontan ist unser Motto für dieses Impfmodell." Und: "Es steht auf zwei Säulen. Zum einen bringt der Bus den Impfstoff zu den Menschen, zum anderen hat der Bus auch individuelle Öffnungszeiten." Als Beispiel nennt Wallström, die Mittagspause und den Feierabend. Ganz wichtig ist ihm, dass alle unangemeldet kommen können.

Schon kurz nach 9 Uhr sind die ersten Impfwilligen da. Matthias Heckelt zeigt sich sehr zufrieden. "Gestern waren wir in Kitzingen. Da haben wir fast 70 Personen geimpft." Aufgefallen ist ihm, dass dort vermehrt ausländische Mitbürger zum Bus kamen, die schlecht Deutsch sprechen. "Augenscheinlich finden sie sich mit der Situation am und im Bus besser zurecht", so der Impfleiter.

Die Volkacher Martina F. ist nach kurzer Zeit jetzt dran. Sie wird über den vorderen Buseingang hereingebeten. Die Studentin Valentina Ruppert führt die Aufnahme durch. Ein komplett installiertes EDV-System macht die Registrierung in nur wenigen Minuten möglich und dann geht’s weiter in den Mittelteil des Busses, wo der Arzt Markus Ölschläger bereits zum Patientengespräch wartet. Normalerweise arbeitet er in der Uni Würzburg, ist aber an einigen Tagen im Monat für das Impfzentrum im Einsatz.

Ihm zur Seite steht David Möslein, der vom Fahrersitz jetzt zum Assistenten des Arztes gewechselt ist. Möslein zieht den Impfstoff auf, kontrolliert das Kühlungssystem und führt genau die Impfregistratur. Der Arzt bekommt eine aufgezogene Spritze und injiziert den für manche langersehnten Impfstoff in den Oberarm. Ein kurzer Piks, ein Eintrag plus Stempel in den Impfpass und schon ist alles erledigt.
Auch Zweitimpfungen möglich
"Bitte warten Sie noch kurz vor dem Bus. Sollte es Ihnen nicht gut gehen, rufen Sie mich!", sagt der Arzt aufmunternd zu der Patientin. Einige Unentschlossene stehen vor dem Bus. Sie beobachten wohl erst einmal die Situation. Wenn Ölschläger etwas Zeit hat, geht er direkt auf die Leute zu, stellt sich vor und führt informelle Gespräche. Manch einer erklärt dann spontan, sich impfen zu lassen. Andere meinen, es sich noch überlegen zu wollen und vielleicht nachmittags nochmal zu kommen. Die Situation ist entspannt, die Besucher sehr zufrieden. "Wo kannst du denn heute noch so locker mit einem Arzt sprechen?", ist die Meinung vieler, die vor dem Bus warten.

Ein älterer Herr hat fast Tränen in den Augen, als er geimpft wurde. Nicht vor Schmerz, sondern vor Freude und Erleichterung. "Ich bin jetzt 70 Jahre alt und noch nicht geimpft. Ich komme einfach mit dem ganzen Anmeldekram nicht zurecht. Schon gar nicht mit dem Computerzeug. Und am Telefon kam auch nie eine Verbindung zu Stande", sprudelt es nur so aus ihm heraus. Ein Freund habe das mit dem Bus in der Zeitung gelesen und da habe sich sofort entschlossen, herzukommen. Vom Team wurde er dann noch aufgeklärt, was er für die Zweitimpfung zu beachten habe. "Dies ist genau unsere Zielgruppe", erklärt Matthias Heckelt.
Eine Urlauberin hat eine Frage: Sie sei vor ein paar Wochen mit dem Impfstoff Astra geimpft worden. Ob sie sich hier ihre zweite Impfung holen könnte? "Da sind Sie genau richtig hier!", antwortet der Arzt. Er klärt sie auf, dass nach den neuesten Empfehlungen der Ständige Impfkommission auf Astra ein mRNA-Impfstoff folgen sollte. Und das wäre Biontech, was im Bus verimpft wird. Fünf Minuten später ist sie geimpft. Sie ist fast sprachlos. "Also, so was gibt es bei uns zu Hause nicht!", sagt sie im breiten Norddeutsch. Am Abend zeigt die Statistik, dass 80 Personen geimpft wurden. Arzt und Impfleiter sind sich sicher: "Unser Modell hat Zukunft!"