
"Haare schlimm – alles schlimm!" Mit dieser kurzen Formel bringt es Monika Henneberger auf den Punkt. Die Obermeisterin der Friseur-Innung Kitzingen weiß: "Die Kunden warten sehr auf die Öffnung der Friseursalons". 33 Betriebe mit zusammen 80 Mitarbeitern in Stadt und Landkreis Kitzingen gehören der Innung an. Und alle hoffen, dass es im Februar endlich weitergehen kann. Wie die Mainbernheimerin weiter betont, sei der jetzige zweite Lockdown "sehr hart". Auch mit Blick auf die Auszubildenden im Friseurhandwerk: "Es stehen Prüfungsvorbereitungen für die Azubis an, die ja im Moment weder die Schule, noch die überbetrieblichen Unterweisungen besuchen können."
Dazu kämen die finanziellen Sorgen. Die Nebenkosten wie Miete und Versicherungen laufen weiter und auch die eigene Krankenversicherung, die gerade bei Selbständigen ins Geld geht. Und das alles "bei Null Umsatz – und das jetzt schon wieder sechs Wochen lang." Weiteres Problem laut Henneberger: Die Formulare der Überbrückungshilfe III , die für diejenigen gilt, deren Betrieb ab 16. Dezember geschlossen werden musste, sind noch nicht abrufbar.
Ihre Prognose: "Es wird Schließungen geben. Manche Mitglieder sagen mir, sie wissen nicht, wie es weitergehen kann. Zumal uns in Aussicht gestellt wird, dass es noch länger dauern könnte."
Umfrage in haarigen Zeiten
Keine schönen Aussichten – zumal der Drang, endlich mal wieder zum Friseur zu können, täglich zunimmt. Es gibt im Moment kaum ein Gespräch, in dem nicht spätestens nach zweieinhalb Minuten das Wort Friseur auftaucht. Das ist in der Redaktion nicht anders – wir haben deshalb eine kleine Umfrage unter Kollegen gemacht, wie sie die haarigen Zeiten erleben.
Die Kollegen Andreas Brachs und Eike Lenz hatten Glück: Beide erhaschten unmittelbar vor dem Shutdown im Dezember noch kurzfristig einen Friseur-Termin. Vorsichtshalber schön kurz schneiden war angesagt. Eike Lenz musste sich dafür sogar einige spöttische Bemerkung einhandeln, aber: "Wie sich zeigte: Wer zuletzt lacht, lacht am Besten. Bis Anfang Februar brauche ich jetzt erst einmal keinen weiteren Schnitt."
Finderlohn beim Friseur
Michael Mößlein war ebenfalls kurz vor Lockdown-Beginn Haare schneiden. Und nachdem die Haarpracht bei ihm eher zu einem Finderlohn beim Friseur führt, "bietet sich die Kurzhaarfrisur bei mir von Natur aus an." Und er findet: "Schämen braucht man sich in diesen Zeiten aber ohnehin nicht: Es sehen ja alle auf dem Kopf irgendwie überreif aus."
Barbara Herrmann betont einen "simplen Grundsatz des Haarstylings: Je länger desto einfacher." Sie sagt: "Ob die Haare zehn oder 20 Zentimeter über die Schulter reichen, ist eigentlich egal." Das sei allemal besser, als es womöglich den unerfahrenen Ehemann machen zu lassen", wie es wohl schon in ihrem Freundinnen-Kreis vorgekommen sein soll.

Julia Lucia wollte in der Weihnachtswoche zum Frisör, das letzte mal war sie Mitte September. Ihre Kinder nennen die Frisur der Mutter „Corona-Helm“. Das soll sich dringend ändern: Sie hat sich jetzt ein Schneideset bestellt. Die Cousine soll dann wenigstens die Ohren frei schneiden. Sie wird aber verdonnert, sich vorher Anleitungen in YouTube-Kanälen anzuschauen.
Vielleicht nicht mit dem letzten Ernst geht Redakionssekretärin Petra Leonhardt an die Sache heran. Sie empfiehlt, nach einem "supertollen Aufsatz für den Staubsauger" zu googeln, damit könnte sich jeder die Haare schneiden.
Ihre Kollegin Gerda Mengler geht normalerweise alle sechs Wochen zum Friseur: "Das fehlt mir sehr!" Sie lässt es geschehen: "Meine halblangen Haar dürfen inzwischen vor sich hin wachsen, wie sie wollen und die Farbe ist halt ganz natürlich."

Unsere Redaktionsvolontärin Maria Faiß sagt: "Bei mir ist das mit einer Kurzhaarfrisur wirklich ein leidiges Thema. Ich habe zum Glück einen Freund mit Haarschneidemaschine und eine talentierte Mutter. Die hat mir an Weihnachten die Haare ohne größere Verluste geschnitten. Gar nicht schneiden ist auch keine Lösung."
"Ich sehe mich ja nicht"
Man muss es eben pragmatisch sehen. So wie der Autor dieser Zeilen. Der hat angekündigt, sich demnächst in "Wuschel" umzubenennen. Bei ihm bilden sich erste Locken, weshalb die Sache für ihn so langsam zum Lockendown wird. Ansonsten gilt für ihn: "Alles halb so wild, ich sehe mich ja nicht!"