
Bei angenehm milden Herbstwetter feierte Castell den Abschluss der Kirchweih mit dem traditionellen Auszug der Bürgerwehr. Pünktlich kurz vor neun Uhr hatten sich die Männer in schwarzem Frack und Zylinder um Hauptmann Volker Hartmann am Gasthaus Schwane getroffen, um von dort zum Rathaus zu ziehen. Am Platz davor ist die erste von drei Stationen auf dem Weg zum späteren Schießen, das hoch oben über dem Dorf, unweit des Weingartens, stattfand.

Am Rathaus warteten bereits Bürgermeister Christian Hähnlein mit den Amtsträgern der Gemeinde, um abgeholt zu werden. Wie üblich, richtete das Gemeindeoberhaupt zuvor einige Worte an die Gekommenen, das waren neben der Bürgerwehr etliche Zuschauer, sowie die Kinder, die die später zu gewinnenden Preise trugen. Besonders begrüßte er Günter Klöss-Schuster, der bis vor kurzem insgesamt 16 Jahre als Dekan in Castell tätig war. Auch er nahm am Auszug teil.
Tradition wird an die jüngere Generation weitergegeben
In seinen Worten stellte der Bürgermeister diesmal die Auszeichnung Genussort in den Mittelpunkt, die Castell erst kürzlich verliehen bekam. "Für mich ist es ein Genuss, euch alle jedes Jahr am Rathaus begrüßen zu dürfen", so Hähnlein. Ein Genuss sei, dass die Tradition der Bürgerwehr jedes Jahr auch an die jüngeren weiter gegeben werde. Er schwärmte weiter, es sei "ein Genuss, in einem Ort leben zu dürfen, in dem andere Urlaub machten. Man solle das Leben auf dem Land, in Castell, mit allen Sinnen genießen, gab der Bürgermeister den Gekommenen mit. Schließlich wurden Bürger für langjährige Teilnahme am Auszug geehrt. Das waren Philipp Baumann, Dominik Heilmann, Norbert Scheidler (je 20 Jahre), sowie Erhard Heilmann (40 Jahre).

Die zweite Station führte ins Schloss, wo Ferdinand zu Castell die Bürgerwehr empfing. Er blickte auf zwei Jubiläen, 250 Jahre Castell-Bank, sowie den ersten Beleg des Casteller Wappens 1224, also vor genau 800 Jahren. Man solle nicht nur in Geschichte blicken, sondern auch nach vorne. Castell sei trotz vieler Geschichte kein Museum, es solle "auch in Zukunft unsere Heimat sein", wünschte er.
An der Kirche empfing diesmal mit Martin Voß der momentane Stellvertreter des Dekans die Bürgerwehr. Er legte den Begriff Stellvertreter näher aus. Ein Vertreter sie ein Auftrag auf Zeit, jeder Mensch sei ein Stellvertreter Christi auf Erden. Nach einem kurzen Gebet durfte auch er sich einreihen, um unter den Klängen der Großlangheimer Musikanten mit zum Schießen zu ziehen. Am Nachmittag fand der Schloßtanz statt, abends wurden zum Abschluss der Kirchweih die Preise für die besten Schützen ausgegeben.