
Das 18. Kitzinger Sozialforum des VdK beschäftigte sich mit der zunehmenden Altersarmut. Der Kreisverband hatte als Referenten den Allgemein-, Notfall- und Sozialmediziner Gerhard Trabert eingeladen, der sich unentgeltlich um Menschen in Armut kümmert. Im Impulsvortrag bezeichnete er Altersarmut als Skandal. Betroffen seien meist Kinder und Alleinerziehende sowie Frauen über 65, zusammen 16,6 Prozent der Bevölkerung, Tendenz: steigend.
Deutlich zu geringe Renten führten zu Vereinsamung mit psychischen Konsequenzen, tendenziell festzustellen bei älteren Menschen. Arme Menschen erkranken häufiger, Krankheiten verstärken die Armut, Menschen sterben zudem früher, erreichen oft noch nicht einmal das 65. Lebensjahr.
Obwohl viele Berufe krank machten, solle länger gearbeitet werden. Da Frauen durchschnittlich 20 Prozent weniger verdienen, sieht Trabert hier die Politik gefragt, denn es seien Frauen, die Betreuungstätigkeiten bei Kindern und in der häuslichen Pflege ausübten. Ihre Verantwortung schlage sich aber nicht im Einkommen und in der Rente nieder. Bei vielen Alleinerziehenden drohe gar die Versorgung zusammenzubrechen. Da selbst ein höheres Bildungsniveau keinen Schutz biete, sei arm sein ein Trauma.
Kitzinger Tafel bestätigt steigende Nachfrage
In der Diskussion bestätigte Katharina Müller (Kitzinger Tafel) eine steigende Nachfrage von Rentnern. Überwiegend nach 45 Jahren Arbeit verzweifelten Frauen, wenn der Mann verstirbt und dessen Rente ausfällt. Sie nannte Tafeln das Armenhaus des Landes. Diese Entwicklung bestätigte Helmtraut Hartmann (Diakonie Schweinfurt), der Anteil Alleinerziehender und Frauen aus dem ländlichen Bereich sei auffällig. Dass sich viele Menschen nichts mehr leisten könnten, nannte Gerald Möhrlein (AWO) beschämend. Oft werde die wahre Lage erst im Einzelgespräch bekannt. Er forderte einen würdevolleren Umgang. Denn es seien die alten Menschen, die Familien mit Kindern das Arbeiten erst ermöglichten.
Armut kennt VdK-Bezirksgeschäftsführer Carsten Vetter als großes Problem. Er sei regelmäßig erschüttert, wenn er sieht, wie wenig Rente manche bekommen und sich keine Mietwohnung mehr leisten können. Ohne Hilfemechanismen gehe dann nichts mehr. Die zudem inflationäre Entwicklung treffe auch mittlere Einkommen und löse Panik aus. Man habe "es schon geschafft", wenn die Rente über dem Sozialhilfeniveau liegt.
Forderung nach sozialem Wohnungsbau
Trabert unterstrich seine Forderung nach sozialem Wohnungsbau und rief dazu auf, Wege aus dem Dilemma zu finden. Entscheidungsträger hätten aber ein anderes Blickfeld. Ihnen empfahl er, sich mehr um Menschen am Rande der Gesellschaft zu kümmern. Hartmann merkte an, dass Unterstützungszahlungen von 50 Euro längst nicht mehr ausreichten, wenn es um Heizungskosten von 1000 Euro und mehr geht. Möhrlein versprach zwar im Einzelfall zu helfen, es gehe aber meist um permanente Leistungen, die aus Mitgliedsbeiträgen nicht zu stemmen seien. VdK-Kreisgeschäftsführer Peter Fersch erinnerte, dass in Familien beide arbeiten müssten, um mit dem Einkommen zurechtzukommen. Das wirke sich später auf die Rente aus.
Trabert schloss mit der Forderung, dass Niedriglöhne bekämpft werden müssten, sonst sei Altersarmut vorprogrammiert. Dazu müsse die Politik selbst Erfahrungen sammeln, um zu erkennen, welche Nachteile schon Kinderarmut für die Gesellschaft mit sich bringt.