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Mönchsondheim
Wenn Archäologen beim Bauern den Hof umgraben
Ein Blick auf eine der beiden für das Museum aufbereiteten archäologischen Grabungsstätten in Mönchsondheim.
Foto: Maria Keil | Ein Blick auf eine der beiden für das Museum aufbereiteten archäologischen Grabungsstätten in Mönchsondheim.
Maria Keil
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:07 Uhr

Einen besonderen Einblick in das Dorfleben längst vergangener Zeiten bot der Archäologe Reiner Burkard. In einer Sonderführung des Kirchenburgmuseums stellte er zwei auf dem Gelände hergerichteten archäologischen Grabungsstätten vor.

Die 12-köpfige Besuchergruppe stieg zuerst in das Untergeschoss eines - in diesem historischen Dorfensemble versteckten - neu errichteten Gebäudes. Zu sehen gab es dort im Untergrund hauptsächlich Löcher. Es sind, im Fachjargon der Archäologie als Befund bezeichnete, sich im Erdreich abzeichnende Strukturen früherer menschlicher Wohn- oder Kultstätten. Sie markieren wesentliche Elemente uralter menschlicher Siedlungen. Mit Lichtinstallationen sind im Kirchenburgmuseum die bei den Grabungen entdeckten und freigelegten Pfostenlöcher ehemaliger Gebäude verschiedener Zeitalter, ein Abwasserkanal und eine etwa ein Meter große Vorratsgrube aus der Jungsteinzeit inszeniert.

Wie lässt sich der Fundort datieren?

Ein Besucher möchte wissen, woher man nun weiß, dass das eine Loch aus dem Hochmittelalter und das andere aus vorgeschichtlicher Zeit stammen. "Anhand des Füllmaterials", erklärt Burkard, die darin enthaltenen jüngsten Funde datieren das Loch. Am häufigsten werden Keramikscherben gefunden. Daher sind diese auch für die Archäologen eine sehr wichtige Quelle. Inzwischen kann man anhand von Keramik mitunter auf ein Jahrzehnt genau datieren. In Mönchsondheim kamen Linearband-Keramiken aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., mittelalterliche Spielsteine, Kochtöpfe, Ofenkacheln und Werkzeuge zum Vorschein.

Schnell verstehen die Besucher, dass sich eine Welt eröffnet, die normalerweise unter dem Dorf begraben liegt. Vorbei an dem jüngsten Zugang des Museums – einem noch vor zehn Jahren bewohnten, aber nun verlassenen Anwesen – der ein zukünftiges Projekt der Dorfarchäologie darstellt, gehen wir weiter auf den ehemaligen Hof eines Kleinbauern. Hier haben die Archäologen so ziemlich alles umgegraben. Einen tiefen Blick unter den Küchenfußboden haben sie bewahrt. Deutlich wird hieran, dass die Grabung in einem Haus komplizierter ist als auf dem offenen Feld. Viele Strukturen aus Jahrhunderten oder sogar Jahrtausenden überlagern sich. Archäologe Burkard rekonstruiert nicht nur alte Gefäße aus ihren Scherben, sondern auch gleich die Geschichte einer ganzen Region.

Vorträge zum Thema Dorfarchäologie

Dass die Bewohner in Mönchsonheim ein Interesse an der Sachkultur ihrer Vorfahren haben, beweisen sie mit ihrem ehrenamtlichen Engagement seit vielen Jahren. Und auch für die Wissenschaft ist die Dorfarchäologie mehr als ein Mauerblümchen der Disziplinen. Früher lebten schließlich fast alle Leute auf dem Dorf, warum sollte man also nur Stadtkerne oder römischen Festungen ausgraben?

Mehr zum Thema Dorfarchäologie wird es am Freitag, 29. März, bei einem Vortrag von Professor Bernd Päffgen aus München im historischen Rathaus in Iphofen geben. Außerdem seien die weiteren Veranstaltungen der Kirchenburg empfohlen: ein Vortrag am Samstag, 6. April, über archäologische Fundstücke und ein weiterer archäologischer Rundgang durch die Kirchenburg mit dem Museumsleiter am Samstag, 20. April.

Neuzugang und zukünftiges Projekt der Dorfarchäologie in Mönchsondheim.
Foto: Maria Keil | Neuzugang und zukünftiges Projekt der Dorfarchäologie in Mönchsondheim.
 
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