Wenn man noch kein Freund des mehr oder weniger langsamen, aber beständigen Gehens ist, auf der Casteller TraumRunde muss man Wanderfan werden. Die 12,3 Kilometer fordern ein bisschen, aber man wird mehrfach belohnt.
Der Testlauf in der Besetzung Vater und Tochter fand an einem Freitag im Juni statt: sonnig, warm und gute Fernsicht, was bei dieser Runde besonders wichtig wird. Leichtes Wandergepäck reicht. Turn- oder Walkingschuhe auch. Schweres Gerät ist nicht erforderlich. Los geht es um 9.15 Uhr.
Gleich vorweg, man sollte die Runde linksrum machen. So wie sie in dem Wanderführer „Wanderglück im Kitzinger Land auf der Spur“ beschrieben wird (siehe Infokasten). Andersrum wird es mühsam. Man müsste erst „klettern“. Dass die erste Steigung in Castell Kniebrecher heißt, sollte Warnung genug sein.
Also, linksrum. Vom Parkplatz am Info-Pavillon in Richtung Greuth. Es zeigt sich, dass bei der Markierung echte Profis am Werk waren. Fast keine Chance, sich zu verlaufen. Nach jeder Abzweigung zeigt das Schild „TraumRunde Castell“, dass man auf Linie ist. Allerdings, gucken sollte man schon. Sich verquatschen ist Quatsch. Kann schon sein, dass man da an einer Abzweigung vorbei stolpert. Los geht's am Schlosspark vorbei – den kann man sich für später aufheben – zum Sportplatz. Nach dem Sportheim eine Überraschung: Die Casteller hatten mal ein Schwimmbad und haben noch eine Kneipanlage. Die kann man ausprobieren, muss das aber nach den paar Metern nicht. Auch was für später.
Weiter geht es übers offene Feld. Der Blick zurück lohnt sich: Zwischen Mais- und Sonnenblumenfeldern immer wieder die Casteller Schönheiten, die Kirche und die Burgruine sind ständige Begleiter. Schnell ist man in den Weinbergen des Hohnhart. Das Silvanerdenkmal, das erzählt, dass in Castell der heute typische Franke erstmals angebaut wurde, ist einen Blick wert.
Durch Weinberge und Felder geht es, den Ortsteil Greuth im Blick, gleichmäßig bergauf. Sobald der Waldrand erreicht ist, wird es steiler. Die erste einigermaßen schweißtreibende Stelle ist erreicht. Um die 339 Höhenmeter kommt man halt nicht rum. Immerhin lenken lichtdurchflutete Eichen- und Buchenwälder auf dem Weg Richtung Friedrichsberg ab. Nach gut eineinhalb Stunden ist man oben. Auf dem Hochplateau treffen die Abtswinder und die Casteller TraumRunde aufeinander. Die Casteller folgt ab jetzt dem Steigerwald-Panoramaweg und dem Keltenweg und ist so, wie man sich einen Wanderweg wünscht.
Mal breiter, mal ein Pfad, mal dichter Wald, mal schöne Aussicht. Schnell ist der Waldrand oberhalb von Wüstenfelden erreicht. An einem Getreidefeld, auf dem gerade der Mähdrescher unterwegs ist, geht es abwärts und dann gleich wieder rechts in Richtung Tränksee. Aufpassen: Beim Weitergehen am Waldrand entlang nicht zu viel quasseln, sonst ist man an der Stelle vorbei, wo der Weg in den Wald abzweigt. Aber auch das merkt man, weil man die Logos schnell vermisst.
Gleich nach dem Überqueren der Hauptstraße erreicht man auf schmalen Wegen über die ehemaligen Wallanlagen das Gelände der Casteller Burgen. Ein Ausflug lohnt sich allein wegen dieses Geländes rund um den Schlossberg, nicht nur wegen der Gerichtslinde und der Ausblicke, die an der Stelle ganz besonders sind. Zeit, sich umzusehen. Denn der Rest ist nur noch der Abstieg nach Castell. Drei Stunden waren wir unterwegs, mit einer kleinen Rast und ohne das Gefühl, gerast zu sein. Am Ende der Lohn. Wir sind im Schwan gelandet. Nach Wildschweinbratwurst mit Kartoffel-Lauch-Püree und Pfifferlingen (14,90 Euro) und einem Cordon Bleu (12,50 Euro) – für den Pflicht-Silvaner war es leider zu warm – war die Anstrengung vergessen. Heimfahren, ein Spaziergang durch den Schlosspark oder die Beine in der Kneippanlage vertreten – drei Möglichkeiten am Ende einer Wanderung, auf der man zum Wander-Fan werden kann oder muss.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.wanderglueck-kitzingerland.de. Mehr Bilder zur Serie unter kitzingen.mainpost.de
Die TraumRunde Castell – Der Wegverlauf
Die Strecke: Der Weg beginnt in Castell (1) am Info-Pavillon gegenüber dem Gasthof Schwan. Es geht in Richtung Greuth, vorbei am Feuerwehrhaus nach links Richtung Sportplatz. Gegenüber liegt der fürstliche Schlossgarten (2), der zum großen Teil offen ist. Am Sportheim vorbei führt der Weg zur Kneippanlage (3), passiert das ehemalige Casteller Schwimmbad am Quelltopf Gründleinsloch. Der Weg quert die Kreisstraße und erreicht die Weinberge des Hohnhart. Ein altes Weinbergshäuschen (4) lädt zur Rast.
Der Weinort Greuth (5) wird umwandert. Dann beginnt der Anstieg durch die Weinberge auf die Steigerwaldanhöhe. Auf dem Hochplateau vorm Wald wird ein Rastplatz (6) mit weitem Blick erreicht. Der Weg führt durch Buchen- und Eichenwälder an der Steigerwaldkante entlang Richtung Wüstenfelden, dann am Tränksee (7) vorbei, bis zum Waldparkplatz oberhalb von Castell. Nach Überqueren der Ortsstraße erreicht der Weg das Gelände der beiden historischen Casteller Burgen. Die Wall- und Grabenanlagen sind gut erkennbar. Die ausgezeichnete „Schönste Weinsicht Deutschlands 2012“ (8) bietet einen Blick ins fränkische Land. Nach dem Auf und Ab auf schmalen Waldwegen durch die alten Wallanlagen erreicht der Weg die Ruine der Burg Castell auf dem Schlossberg (9). Von jetzt an geht es nur noch abwärts zurück nach Castell (1).
Die Daten: 12,3 Kilometer, rund vier Stunden, 339 Höhenmeter, Mehrere Anstiege. Anforderung: mittlere bis gute Kondition.