Nachts eine Runde in Nachbars Pool drehen. Ein Stück Obst vom fremden Baum naschen. Die Parkscheibe vordrehen. Kavaliersdelikte? Mitnichten. Selbst auf dem Dorf kann man heutzutage nicht mehr bedenkenlos über die Stränge schlagen. Ein Sicherheitsdienst oder die Polizei sind schnell zur Stelle. Oder beide.
Dass ab und zu trotzdem kleine Gesetzesübertretungen passieren, ist reiner Neugierde geschuldet. Manchmal auch dem Übermut. Oder einer Hunger-Attacke. Kommen alle drei Faktoren zusammen, wie am Wochenende bei einem Weinfest im Landkreis Kitzingen, reiben sich Kirchweihburschen und -mädchen die Hände: So entstehen die besten Geschichten für die Kirchweihzeitung.
Der Ort, um den es geht, ist nicht groß. Mitglieder verschiedener Vereine helfen beim Aufbau und beim Festbetrieb, es wird gebacken, geschmückt – und nach getaner Arbeit gefeiert. Dieser Tage saßen junge und nicht mehr ganz so junge Menschen spät nachts beim Wein zusammen. Die Teller waren leer, die Essensstände längst geschlossen. Da kamen ein paar Burschen auf die Idee, man könnte nachschauen, ob in einer der Kühltheken des Caterers noch Verzehrbares schlummert.
Als es noch keine nächtliche Sicherheits-Patrouille gab
Einem schon etwas erfahreneren Mann war nicht ganz wohl beim Gedanken an möglicherweise unlautere Essensbeschaffung. Aber er ignorierte die Warnung seiner Frau ("Was willst'n du alter Dapp da dabei?") und schloss sich den hungrigen Jungs an. Immerhin war es in seiner Jugend (so vor 30 Jahren, Anm. d. Red.) noch überhaupt kein Problem, nachts in die Kaffeebar zu schleichen und dort ein paar Stücke Marmorkuchen zu schnabulieren. Security war noch nicht erfunden. Und es war Ehrensache, dass man ein D-Mark-Scheinchen auf den Tresen legte.
Diesmal kam der Mann gar nicht dazu, sich übers Bezahlen Gedanken zu machen. Er hatte noch nicht mal etwas Essbares in die Finger bekommen, als ihn ein Blitz traf – das Flash-Light des Sicherheitsdienstes – und eine Hand ihn am Kragen packte. Es folgte das volle Programm: Hausfriedensbruch! Polizei! Tatü-tata!
Und die, die alles angezettelt hatten? Ihre jugendlichen Muskeln hatten sie fix aus dem Lichtkegel befördert. Sie zu verpfeifen, kam für den älteren Kumpel nicht infrage. Und die Moral von der Geschicht'?
Wenn du junge Beine hast,
landest' nicht so schnell im Knast.
Bist du nicht mehr so ganz frisch,
bleibste besser brav am Tisch.
Alter schützt vor Torheit nicht –
das gibt ein schönes Kerm-Gedicht!