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Kitzingen
Warum ein Bankschließfach keine Wohnung ist: So komisch ist das deutsche Justizwesen
Freitags-Fragen: Vor seinem Auftritt in Kitzingen erklärt der Kabarettist Werner Koczwara, warum Lampenfieber eigentlich gar nicht sein müsste.
Werner Koczwara versteht es wie kein anderer, den Witz in der Justiz offenzulegen.
Foto: Thomas Zehnder | Werner Koczwara versteht es wie kein anderer, den Witz in der Justiz offenzulegen.
Nina Grötsch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:41 Uhr

Er war Autor für Harald Schmidt, ist laut Spiegel der "Erfinder des juristischen Kabaretts" und tritt regelmäßig in Gerichtssälen auf, um dort die verrücktesten Urteile und Paragrafen der deutschen Justiz aufs Korn zu nehmen. Am 7. Oktober tut Werner Koczwara genau das in der Fastnacht-Akademie in Kitzingen. Dazu die Freitags-Fragen:

Ihr Programm trägt den Namen 'Am achten Tag schuf Gott den Rechtsanwalt'. Braucht der Besuch Ihres Kabaretts denn juristische Vorkenntnisse?

Werner Koczwara: Nein, überhaupt nicht. Ich mache ja kein juristisches Seminar, sondern es geht dorthin, wo es in der Juristerei komisch wird. Es geht also zum Beispiel um sagenhaft sinnlose Klagen im Reiserecht oder bizarre Dinge wie das Urteil vom AG Salzgitter: 'Ein Mieter, der in seiner Wohnung stirbt, verhält sich vertragsgemäß.' Sehr schön ist auch das Urteil vom Bundesgerichtshof: 'Ein Bankschließfach ist keine Wohnung.'

Ist es tatsächlich wahr, dass Sie das Programm schon seit über 22 Jahren spielen?

Koczwara: Premiere war am 1. Mai 2000, es sind also mittlerweile schon über 23 Jahre. Damit ist es mit weitem Abstand das am längsten gespielte deutsche Kabarettprogramm. Man kann also so langsam vom ersten deutschen Kabarett-Klassiker sprechen.

Lässt das Programm nicht von Ihnen los? Oder ist es umgekehrt?

Koczwara: Ich spüre bei den Auftritten keinerlei Ermüdungsanzeichen – weder bei mir, noch beim Programm. Das Thema Komik und Justiz ist eben zeitlos aktuell. Und ich spüre auch immer wieder: Letztlich lachen wir Deutschen beim Thema Recht und Ordnung über uns selbst. Und das ist ja bekanntlich die gesündeste Form des Humors.

Sie stehen am 7. Oktober also ohne jede Nervosität auf der Bühne? Oder ist auch ein altbewährtes Programm immer wieder eine Herausforderung?

Koczwara: Ich kann da nichts dafür, aber ich habe praktisch kein Lampenfieber – nicht einmal vor Premieren. Im Gegenteil, die Zeit in der Garderobe, bis es endlich losgeht, empfinde ich als eher langweilig. Meistens lese ich bis kurz vor Vorstellungsbeginn. Es besteht ja auch kein Grund zur Besorgnis, denn Landesjagdgesetz Paragraf 7 besagt: 'In Räumen, die dem Aufenthalt von Menschen dienen, darf nicht gejagt werden.'

Man nennt Sie "den Erfinder des juristischen Kabaretts". Wie kam es dazu?

Koczwara: Als Erfinder des juristischen Kabaretts hat mich der Spiegel tituliert. Ich halte das für Quatsch. Die Justiz liefert das Kabarett ja bereits frei Haus mit. Das muss man nicht erfinden. Wir Deutschen sitzen auf einem riesigen Schatz an Humor – das sind unsere kaum noch zählbaren Gesetze und Vorschriften. Und es werden ja nicht weniger. Aktuelles Beispiel: Im Strafgesetzbuch steht, wer einen Zettel vom schwarzen Brett reißt, wird, sofern es sich hierbei um eine amtliche Bekanntmachung handelt, mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft. Justizminister Buschmann hat vor etwa 15 Monaten verkündet, dass er das für Unfug hält und diesen Paragrafen abschaffen wird. Ich hab vor dem Interview kurz nachgeschaut… also, da war er noch drin.

Haben Sie einen Lieblingsparagraph?

Koczwara: Eindeutig Paragraf 314 BGB: 'Ein Ehegatte kann die Aufhebung der Ehe begehren, wenn er bei der Eheschließung nicht gewusst hat, dass es sich um eine Eheschließung handelt.'

Sie verfügen über eine ausgeprägte Schwäche fürs Schwäbeln. Wird man das auch bei Ihrem Auftritt in Kitzingen feststellen?

Koczwara: Es dürfte ohne Simultan-Übersetzung gehen. Außerhalb von Baden-Württemberg wird das Programm in akzentfreiem Oxford-Schwäbisch aufgeführt.

Auftritt in der FastnachtAkademie

Termin: Am Samstag, 7. Oktober, in der FastnachtAkademie in Kitzingen. Beginn: 20 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr.
Karten: Parkett: 22 Euro; Galerie: 18 Euro. Tickets erhältlich unter www.okticket.de  oder in der Fastnacht-Akademie.
Quelle: lni
 
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