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Albertshofen
Warum der Wasserbeschaffungsverband ein Segen für die Gärtner in Etwashausen ist
Die Bewässerung ist für große Gartenbaugemeinden wie Albertshofen, Etwashausen und Segnitz von entscheidender Bedeutung. Deshalb entstand 1930 eine Genossenschaft.
Mit eigenen Brunnen bewässern Etwashäuser Gärtner ihre Freilandflächen  wie hier am Lerchenbühl in Etwashausen.
Foto: Hartmut Hess | Mit eigenen Brunnen bewässern Etwashäuser Gärtner ihre Freilandflächen wie hier am Lerchenbühl in Etwashausen.
Hartmut Hess
 |  aktualisiert: 08.09.2022 02:40 Uhr

Wasser ist eines der Mega-Themen unserer Zeit. Bewässerungsprojekte wie für die Iphöfer Weinberge beschäftigen Politik und Bewirtschafter landwirtschaftlicher Flächen. Eine existenzielle Rolle spielt die Bewässerung für die großen Gartenbaugemeinden in unserem Landkreis, Albertshofen, Etwashausen und Segnitz. Mit der Wasserversorgung aus Brunnen haben die Gärtner ausreichend und auch bezahlbares Wasser zur Verfügung. Und sie bewegen sich auch noch in normalen Grenzen, im Gegensatz zur den Kollegen in der Bergtheimer Mulde, in der 66 Betriebe 1000 Hektar mit Kohl & Co. bewirtschaften und im Jahr 2021 mit 550 Millionen Liter Wasser bewässerten, was die Grundwasserpegel noch stärker sinken ließ.

"Der Wasserbeschaffungsverband ist eine super Sache", attestiert der Segnitzer Erwerbsgärtner Jürgen Hofmann seinen Kolleginnen und Kollegen in Albertshofen. "Jeder Bürger sollte dankbar sein und dem WBV Beifall klatschen", sagt Albertshofens Bürgermeister Horst Reuther. Er weiß als Gärtnermeister und Bürgermeister um das segensreiche Wirken des Wasserbeschaffungsverbands (WBV) für die Gärtnereibetriebe und auch die Entlastung der Gemeinde. Denn der WBV nimmt der Gemeinde die komplette Arbeit für die Wasserversorgung ab und steht Pate für den moderaten Trinkwasserpreis mit aktuell 1,35 Euro pro Kubikmeter.

830.000 Kubikmeter Wasser verkauft

Der Wasserbeschaffungsverband hat im vergangenen Jahr insgesamt 830.000 Kubikmeter an seine Kunden verkauft, davon 130.000 Kubikmeter Trinkwasser und 700.000 Kubikmeter Brauchwasser.

Der WBV hatte sich 1930 als Bewässerungsgenossenschaft aus den Reihen der Gärtner rekrutiert, später im Ort 13.000 Meter an Wasserleitungen verlegt und später auch auf den Feldern. Der WBV war und ist eine Selbsthilfe-Einrichtung der Gärtner. Heute versorgt der WBV mit seinen 670 Mitgliedern alle Bürgerinnen und Bürger mit frischem Trinkwasser, ohne dass dazu Fernwasser eingekauft werden müsste.

Daneben wird eine Gesamtfläche von 472 Hektar für Freilandgemüse und Zierblumen in den Gemarkungen Albertshofen und Etwashausen versorgt. Davon wird für 120 Hektar die wassersparende Tröpfchenbewässerung für Erdbeeren, Zucchini, Spargel und den Weinbau eingesetzt.

Auf das Pumpwerk mit dem dahinter liegenden Speichersee deutet der Vorsitzende des Wasserbeschaffungsverbandes Albertshofen, Erich Wenkheimer. Der Verband ist ein Segen für die Gemeinde und vor allen den großen Erwerbsgärtnern.
Foto: Hartmut Hess | Auf das Pumpwerk mit dem dahinter liegenden Speichersee deutet der Vorsitzende des Wasserbeschaffungsverbandes Albertshofen, Erich Wenkheimer.

Das rührt daher, da sie sich Kitzinger Gemarkung bis weit an Albertshofen vorbei bis kur vor Mainsondheim zieht und auch die Gärtnerflächen zwischen Albertshofen und der Firma Fehrer in Etwashausen vom WBV erschlossen sind. "Sollten unsere Brunnen nicht ausreichen, können wir auf Wasser vom WBV zurückgreifen", nennt Etwashausens Gartenbaugruppen-Obermeister Christian Gräbner einen Vorteil der Gemarkungs-Nachbarschaft zu Albertshofen.

Systemrelevant für die Ernährung

Der WBV betreibt insgesamt sieben Brunnen zur Gewinnung von Uferfiltrat in Mainnähe, von denen derzeit nur die ergiebigsten zwei in Betriebe sind "Wir Gärtner brauchen ausreichende Wassermengen um den hohen Anforderungen vom Handel und Verbraucher gerecht werden zu können", sagt WBV-Vorsitzender Erich Wenkheimer. Er hofft darauf, dass die Akzeptanz der notwendigen Bewässerung in der Bevölkerung noch zunimmt, denn die gärtnerische Produktion ist systemrelevant für die Ernährung der Menschen.

Diese Fläche mit Zierpflanzen wird auch über das Brauchwassersystem des Albertshöfer Wasserbeschaffungsverbands bewässert.
Foto: Hartmut Hess | Diese Fläche mit Zierpflanzen wird auch über das Brauchwassersystem des Albertshöfer Wasserbeschaffungsverbands bewässert.

Hitze und Wassermangel können bei den Gemüsekulturen schnell zu Stresssituationen führen, deswegen ist die Bewässerung zu den erlaubten Zeiten elementar für den Gemüsebau. "Dass unsere Gärtner sehr gut wirtschaften, zeigt der neueste Messwert von 16,6 Milligramm pro Liter Trinkwasser", attestiert Wenkheimer seinen Berufskollegen. Der WBV betreibt neben dem Leistungssystem auch zwei Pumpwerke um das Wasser zur Endabnahme zu transportieren.

Da nur zu bestimmten Tageszeiten bewässert werden darf und es sommerliche Temperaturspitzen gibt, fährt der WBV zweigleisig, damit die Grundwasserpegel nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. Der WBV hat einen 1.000 Kubikmeter fassenden Trinkwasserspeicher am Rothweg oberhalb der Weinberge und daneben noch einen 14.000 Kubikmeter fassenden Speichersee am um Verbrauchsspitzen ausgleichen zu können.

Die Gärtner in Segnitz betreiben eigene Brunnen, bekommen vom Wasserwirtschaftsamt jährliche Kontingente zugeteilt und kommen damit gut zurecht. Denn in Segnitz gibt es nicht mehr viel Flächen für Freilandgemüse und die Unterglasfläche bewegt sich unter zehn Hektar. "Die Nähe zum Main und der Staustufe sind hilfreich, dass unsere Brunnen ergiebig sind", betont Jürgen Hofmann.

Der WBV-Vorsitzende Erich Wenkheimer an den Steuerungsschränken in der Zentrale des Verbandes.
Foto: Hartmut Hess | Der WBV-Vorsitzende Erich Wenkheimer an den Steuerungsschränken in der Zentrale des Verbandes.
 
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  • robert.hippeli@t-online.de
    Seit wann sind Zierpflanzen systemrelvant?
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  • Kritiker2022
    "während in Bergtheim durch die Brunnen der Grundwasserspiegel immens gesenkt wird"
    Das wird zwar hier immer und immer wieder in den Raum gestellt, aber ist das überhaupt der Fall?
    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/unterfrankens-wasserknappheit-drohen-verteilungskaempfe-art-10662444
    Diesem Artikel nach wird die Studie, welche diese Frage beantworten kann und soll doch erst im nächsten Jahr veröffentlicht.
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  • sabbel
    Wer erst mal ins mediale Kreuzfeuer gerät, ist sowieso die ärmste Sau auf der Welt, weil hier Generalisten, die viel Ahnung von allem haben, aber in der Tiefe leider nicht so viel, Meinungen bilden. Hätten z.B. die privaten Kontrolleuere der "rückwärtslaufenden" Wasseruhr in Bergtheim die korrekte Einbaulage des Zählers festgestellt, (ein simpler Pfeil), wäre sofort klar gewesen, dass es sich um einen technischen Fehler in der Hydraulik handelt.
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  • sabbel
    Doppelpost
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  • Kritiker2022
    Wieso der unterschiedliche Ton bzgl. der Bewässerung in Bergtheim und in Albertshofen? Der Sachverhalt ist doch vergleichbar, in beiden Fällen wir Grundwasser zur Bewässerung entnommen.
    Der WBV hat mit einer verkauften Wassermenge von 700.000 qm deutlich mehr Grundwasser entnommen als alle Betriebe der Bergtheimer Mulde insgesamt (550.000 qm?!). Die o.g. Zahl von 550.000 Mio. qm ist falsch, die Mainpost selbst schreibt regelmäßig von 550 Mio. Litern was 550.000 qm entspricht.
    In Albertshofen regnet es auch nicht viel mehr, die Böden sind deutlich schlechter und sandiger, die Bewässerung deshalb weniger effektiv (weniger Ertrag pro verbrauchtem qm). Wenn man die Artikel in der Gesamtschau betrachtet ergibt dies ein wenig objektives Bild.
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  • sabbel
    Grundwasser ist nicht gleich Grundwasser, weil (so wie ich das verstehe) in Albertshofen das Wasser neben dem Main als Uferfiltrat gefördert wird, während in Bergtheim durch die Brunnen der Grundwasserspiegel immens gesenkt wird. ???
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  • p-koch-dettelbach@t-online.de
    So ist es, der ganze Sand im Maintal wird vom Main durchtränkt. Das sieht man ganz gut an den Sandgruben.
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