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VOLKACH
Wartung versäumt: Feuerwehrfahrzeug außer Betrieb
Die Teleskop-Rettungsbühne (TRB) der Feuerwehr Volkach ist seit Dezember außer Dienst gestellt. Die Stadt hat die schon für 2017 vorgeschriebene Wartung nicht durchführen lassen.
Foto: Guido Chuleck | Die Teleskop-Rettungsbühne (TRB) der Feuerwehr Volkach ist seit Dezember außer Dienst gestellt. Die Stadt hat die schon für 2017 vorgeschriebene Wartung nicht durchführen lassen.
Guido Chuleck
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:19 Uhr

Die Teleskoprettungsbühne der Feuerwehr Volkach steht derzeit auf "Status 6 - nicht alarmierbar". Der Grund: Die Stadt Volkach hat die vorgeschriebene Wartung verpasst.

„Außer Betrieb“ – normalerweise prangen solche Schilder an Aufzugtüren oder einem defekten Fahrkartenautomaten. An einem Feuerwehrfahrzeug ist dieser Aufkleber ungewöhnlich, wenn es nicht gerade in Wartung ist. Im Falle der Teleskop-Rettungsbühne (TRB) mit dem Rufnamen „Florian Volkach 33/1“ wird das Fahrzeug jedoch von der Kommune nicht, wie bundesweit von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) vorgeschrieben, nach zehn Jahren Dienst gewartet. Vielmehr ist es vom Kommandanten Fred Mahler im Dezember außer Dienst gestellt worden, mit dem „Status 6 – nicht alarmierbar“.

Fahrzeug dient als zweite Fluchtweg

Der Grund: Obwohl das 2007 angeschaffte Fahrzeug, das nicht nur beim Altstadtbrand 2012 gute Dienste geleistet hat, schon im vorigen Jahr zur Zehn-Jahres-Wartung hätte gebracht werden sollen und das Geld auch im Haushalt der Stadt eingestellt war, ist diese Frist verstrichen. Jetzt steht das Fahrzeug, das bei Bränden in Gebäuden ab dem dritten Obergeschoss als zweiter Fluchtweg eingesetzt werden soll, nutzlos im Feuerwehrgerätehaus. Bei Bränden wird laut Information des Landratsamtes automatisch die Drehleiter aus Dettelbach alarmiert, womit die vorgeschriebene Hilfsfrist von zehn Minuten aber nicht eingehalten werden kann. Die Anhängeleiter AL 16/4 soll nach einer Anweisung des Bürgermeisters von Gaibach nach Volkach gebracht werden. Doch das Innenministerium, der Landesfeuerwehrverband Bayern und die DGUV akzeptieren sie nicht als zweiten Fluchtweg.

Bürgermeister will vergleichen können

Warum die TRB nicht zur Wartung gegeben worden ist, begründet Bürgermeister Peter Kornell mit „fehlenden Vergleichsangeboten“. Die Firma Palfinger, die den Hersteller des Fahrzeugs gekauft hat, berechnet laut ihrem Angebot für die Zehn-Jahres-Wartung 28 000 Euro. Es lag nur dieses eine Angebot vor, so der Bürgermeister. Er sprach von „einer Art Kartell“. Egal, wo die Stadt angefragt habe, sei man an den Hersteller verwiesen wurden mit dem Hinweis auf die Gewährleistung. Ob die noch notwendig ist, konnte Kornell nicht nachvollziehen. Selbstverständlich müsse das Fahrzeug mit seinem Spezialaufbau auch von einer spezialisierten Firma gewartet werden. „Doch wenn ich es für 20 000 Euro haben kann, warum soll ich dann 28 000 Euro ausgeben?“, fragt das Stadtoberhaupt. Zumal nicht klar sei, ob die Gewährleistung ab Kauf oder Auslieferung gelte.

Fahrzeug für Baumschnitt verwendet

Nun kann das Fahrzeug selbst, ein handelsüblicher MAN-Laster, noch gefahren werden. „Ich habe es für Baumschnittarbeiten einsetzen lassen; wir haben ja eine Verkehrssicherungspflicht“, sagt Kornell. Er verglich die Fristüberschreitung mit Privatfahrzeugen, „wenn da der TÜV abgelaufen ist, darf man trotzdem noch eine Zeit lang fahren“. Problematischer hingegen dürfte sein, dass bei den Fahrten die nicht gewartete Rettungsbühne eingesetzt wurde. Wäre es beim Einsatz der Bühne zu einem Unfall gekommen, so hätte Kornell sicherlich Fragen der Kommunalen Unfallversicherung Bayern (KUVB) beantworten müssen. Deren Pressesprecher Eugen Maier hielt sich hinsichtlich einer Klärung, ob die Versicherung in solchen Fällen zahlen wolle, zurück. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir aus datenschutzrechtlichen Gründen keine Details über das aufsichtsdienstliche Tätigwerden unserer Prävention gegenüber der Stadt Volkach weitergeben dürfen“, lautet seine Antwort.

Kreisbrandrat schaltet Landratsamt ein

Inzwischen hat Kreisbrandrat Roland Eckert etwas unternommen: Die Mitteilung, dass das Fahrzeug wegen fehlender Wartung außer Dienst gestellt wurde, hat er ans Landratsamt weitergegeben. „Von dort wurde die Stadt Volkach aufgefordert, die TRB gemäß den Bestimmungen der Unfallverhütungsvorschriften prüfen zu lassen. Nunmehr ist die Stadt Volkach am Zug“, schreibt Eckert. Anscheinend wird die Stadt nun handeln, denn der Bürgermeister will die Wartung erneut ausschreiben. „Bekomme ich dann wieder nur ein Angebot, von Palfinger, dann soll in Gottes Namen Palfinger den Auftrag bekommen“, sagt er.

 
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  • S. R.
    Was leider nicht beachtet wird, ist, dass die Teleskopbühne ja nicht von heute auf morgen unbrauchbar werden kann - sie funktioniert ja weiterhin. Das ist der typische, deutsche Behördenwahnsinn. Weiter liegt es immer noch im Ermessen des Kommandanten - in Absprache mit dem Bürgermeister - das Fahrzeug auf "Status 6" zu setzen. Hier zeigt sich also wieder, dass auch der Kommandant lieber dem Bürgermeister auf diese Weise eine auswischen möchte und somit auch in gewisser Weise die Bürger der Innenstadt gefährdet. Auf der anderen Seite hätte der Bgm natürlich damit rechnen können. Eine fristgerechte Prüfung wäre auch nicht verkehrt gewesen. Was dieser Kommentar also aufzeigen soll: Ganz so einfach, wie der Sachverhalt dargestellt wird, ist es auch in diesem Fall nicht. Man muss sich durchaus weiter informieren und darf auch gewisse Hintergrundfakten nicht vergessen, bevor man leichtfertig ein Urteil abgibt.
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  • R. A.
    Hier wird auf den BGM eingedroschen, das ist nicht korrekt. Der Preis ist abgesprochener Wahnsinn. Wenn ich hier reinschreibe, dass meine Hubarbeitsbühne von der Fa Rothlehner, welche alle Fabrikate zertifizieren pro Jahr keine 1000 Euro ( ohne Ersatzteile natürlich) kostet, so kann ich es verstehen. Nicht verstehen und akzeptieren kann ich in keinster Weise, dass er versucht, das auszusitzen. Das geht gar nicht. Es stellt sich für mich die Frage, warum nur alle 10 Jahre geprüft wird. Da ist Klärungsbedarf
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  • A. B.
    Eine Hubarbeitsbühne wird jedes Jahr mit einer kleinen Wartung gewartet. die 10 Jahres wartung, ist bei Gewerblichen Bühnen schon anch 6 Jahren fällig. (Austausch der Hydraulikschläuche, ziehen der Teleskope) Bei der feuerwehr, auf grund der seltenen Benutzung nur alle 10 Jahre.
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  • R. A.
    Wenn man sieht, wie oft die "seltene" Benutzung vonstatten geht, muss man sich nur wundern. Die kolportierte "kleine" "Wartung bezieht sich auf eine Durchsicht, einwandfreie Funktion der verbauten Bauteile und ersetzen von Beschädigungen. Somit wird zeitnah erkannt, wo es krankt. Bei solchen 10 Jahreswartungen muss man sich nicht wundern, dass alles getauscht wird. Somit bleibt die Frage, wo hier der Schmarrn der Verwaltungen gelagert ist. Jedes Jahr kleine Kosten und ein funktionierendes System oder alle 10 Jahre ein quasi neues Gerät.
    Dieses Land bringt mich immer mehr zum Kopfschütteln.
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  • W. P.
    28.000€ für eine Wartung? Da kann man das Zögern des Bürgermeisters durchaus verstehen. Scheinbar laufen die Preisabsprachen der Feuerwehrausrüster aus der Vergangenheit immer noch.
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  • K. K.
    Wissen Sie was bei dieser Wartung alles anfällt? Sie sollten sich bezüglich Absprachen etwas zurück halten!
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  • H. M.
    Sehr geehrter Herr 1958kosp,

    keine Ahnung, was fällt denn an?
    Schlau und unbestimmt daherreden hilft jedenfalls nicht.

    Besser wäre tatsächlich nachzufragen, was den 28.000 € kosten soll.
    In Vollzeitbeschäftigung gerechnet ein halbes Jahr beschäftigt?

    Sollte da das Landratsamt, der KBR nicht auf der Seite des Bgm. sein!?
    Eine Pflichtaufgabe sollte auf keinen Fall schamlos ausgenutzt werden.

    Gruß
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  • h. k.
    Man muss sich bei den Frauen und Männern der freiwilligen Feuerwehren immer wieder bedanken für ihren Einsatz, aber man muss sie auch entsprechend ausrüsten. Der Herr Bürgermeister nimmt in Kauf, dass diese Teleskoprettungsbühne ca. 4 Monate nicht einsatzbereit ist. Das Landratsamt hat nun mit einer Anordnung dafür gesorgt, dass die Überprüfung stattfindet. Den Damen und Herren, allen voran der Bürgermeister, sind anscheinend ein Hotel auf Stelzen wichtiger, als die Ausrüstung der Feuerwehr und damit die Sicherheit der Bürger.
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  • J. S.
    "Er sieht nicht ein!"
    Und jetzt hat er das nachsehen. Die Zeiten sind vorbei, wo es noch hieß: Wer zahlt, schafft an. Die Unternehmer sitzen jetzt am längeren Hebel. Ob die Wartung noch zum alten Preis oder nur geringfügig darüber gemacht wird? "Sie/Die sehen das nicht ein!" 30.000 plus?
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wir geben in Volkach oft ( ohne weitere Ausschreibungen) viel Geld für unsere Liegenschaften oder Gerätschaften aus! Aber viel leichtsinniger finde ich es persönlich, daß der 1. Bgm. unseren eigenen Bauhofarbeitern, seinen ihm anvertrauten Mitarbeitern ein Arbeiten an einer derzeit nicht zugelassenen Hubrettungsbühne befiehlt und das nicht nur einmal im Jahr. Normalerweise müssten alle Mitarbeiter und auch die Vorgesetzten ein Arbeiten damit und daran kategorisch ablehnen. Aber klar - eine Sicherung des Arbeitsplatzes steht oftmals selbstverständlich an erster Stelle, "Mann" will ja nicht unbequem auffallen. Seit meinem Wege - Unfall vor zwei Jahren, der bei der BGHW abgesichert war weiß ich jedoch, wie wichtig die Berufsgenossenschaften bei einer Behandlung beim Unfall selbst und danach sind. Angefangen von nötigen Zuzahlungen bis zu nötigen Weiterbehandlungen. Es ist für mich einfach nicht nachvollziehbar, wie selbstverständlich er sich über solche Verantwortlichkeiten hinwegsetzt. S
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wir hoffen immer wieder, daß wir so einen Großbrand in unserer Innenstadt niemals mehr erleben müssen, haben jedoch damals auch erleben müssen/dürfen, wie wichtig es ist, daß unsere Wehren bestmöglichst ausgestattet sind. Ich hatte als Anliegerin des Marktplatzes damals stundenlange Angst, daß unsere Innenstadt komplett abbrennt. Seit damals spendiere ich unserer Feuerwehr jedes Jahr 100 Liter "Holunderfeuer" Glühwein zum Verkauf an unserer Weihnachtsstraße für die vereinseigene Kasse als Zeichen meiner Dankbarkeit. Eine andere unmitttelbare Anliegerin hat damals danach, sie war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger, unserer Feuerwehr als Zeichen Ihrer Dankbarkeit eine kleine finanzielle Anerkennung zukommen lassen.
    Es ist nicht selbstverständlich, daß es Leute gibt, die in Ihrer Freizeit als freiwillige Feuerwehr sich für das Allgemeinwohl einsetzen! DANKE !!!!
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