An diesem Montag wird Walter Hahn 80 Jahre alt. Hinter ihm liegen nicht nur über 50 Jahre Berufsleben, die er als Lehrer und Schulamtsdirektor, später als Bürgermeister von Wiesentheid, absolviert hat. Es sind einige Jahrzehnte, in denen der aus Brünnau stammende Hahn die Kommunalpolitik im Landkreis mitgestaltet hat.
So gehörte er 48 Jahre dem Kreistag an, erst in Gerolzhofen, nach der Gebietsreform in Kitzingen. Bei den Freien Wählern gilt der stellvertretende Landrat und Ehrenvorsitzende als Grandseigneur der Gruppierung.
Das war einmal. Seit 2008 ist Hahn im Ruhestand. 2014 folgte der Rückzug aus dem Kreistag und damit aus dem politischen Leben. Wie geht es ihm heute? „Im Großen und Ganzen bin ich froh und dankbar“, sagt Hahn, nachdem das Jahr 2016 für ihn mit Krankenhausaufenthalten und Reha nicht so einfach war.
Sein Leben ist ruhiger geworden. Nun bestimmen nicht mehr Termine den Alltag, sondern er selbst. Das hat Hahn zu schätzen gelernt. Kürzlich habe er einen alten Terminkalender gefunden. Heute kaum vorstellbar für ihn, wie das zu bewerkstelligen war. Pflichtbewusst sei er eben gewesen: „Ich wollte den Erwartungen entsprechen.“ Bis zum 70. Lebensjahr war er voll dabei. Den Terminkalender braucht er nun nicht mehr. Das genießt er. „Ich kann jetzt über meine Zeit verfügen“, sagt Hahn. Zum Entspannen reiche ihm der Blick aus dem Wohnzimmerfenster auf eine Obstwiese mit vielen Bäumen und Tieren.
Selbstverständlich verfolgt Hahn die Politik nach wie vor, aus der Ferne, aus der Zeitung oder im Fernsehen. Bei den Treffen seiner Freien Wähler ist er gerne und sagt, was er denkt. Mit seinem Bürgermeister-Nachfolger in Wiesentheid komme er gut aus, auch wenn ihn manches vielleicht störe oder wundere. Aber aktiv einmischen – nein, danke.
Dass er ruhiger geworden sei, stellt auch seine Frau Dorothea fest. Mit ihr ist er seit 56 Jahren verheiratet. „Du ärgerst dich mal, aber nicht mehr so richtig“, hakt sie ins Gespräch ein. Kurz nach dem Ruhestand habe er einen Schlussstrich gezogen. Manche Themen beschäftigen ihn aber nach wie vor. Er war bei vielen Vereinen Mitglied und ist es, er war passionierte Sportler beim TSV Wiesentheid und er sorgt sich um die Zukunft der Vereine, wo sich kaum mehr Vorstände und Übungsleiter fänden. Die Kommunen und der Staat müssten da stärker helfen, wünscht er sich.
„Sport ist das A und O, das sagt jeder Doktor. Auch ein 80-Jähriger braucht Sport“, so Hahn. Dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit seinem Fahrrad unterwegs sein kann, stört ihn. Dafür setzt er sich auf den Heimtrainer. Den Sport mochte Hahn von klein auf. Ob Fußball oder Leichtathletik – das förderte er auch in den Orten, in denen er als Lehrer wirkte. Heute schaut Walter Hahn am liebsten Fußball im Fernsehen. Nur wenn der Ball rollt, ist ihm der Fernseher wichtig.
Bücher zu lesen, ist seine Sache nicht, auch wegen der Augen. Dafür schmökert er in der Zeitung, oder in Zeitschriften. Und in den Sachen von früher, die er ordnerweise aufgehoben hat. „Er wirft nichts weg“, sagt seine Frau.
Geprägt haben ihn die Kriegs- und Nachkriegsjahre, wo er keineswegs immer rosigen Zeiten als Sohn einer Landwirtsfamilie auf dem Dorf erlebte. Dennoch war es eine unbeschwerte Kindheit, an die Walter Hahn häufig zurückdenkt.
Ein Lehrer am damals frisch gegründeten Wiesentheider Gymnasium motivierte ihn zusammen mit zwei Gleichaltrigen aus Brünnau, es doch am Gymnasium zu versuchen. Also setzte sich Hahn jeden Tag bei Wind und Wetter aufs Fahrrad, um in die Schule zu strampeln. „Ich hatte die Energie und den Willen.“
Das führte zunächst zum Abitur, später zum Studium als Lehrer für landwirtschaftliche Berufsschulen in München. Dann machte er eine Zusatzausbildung fürs Lehramt. 1960 begann er in der Dorfschule in Altenschönbach, 1970 wurde er nach Wiesentheid versetzt, wo er Rektor wurde, später Schulrat. „Als Lehrer muss man eine außergewöhnliche Begabung haben, um mit Kindern umzugehen“, sagt er heute.
Der Mensch habe für ihn immer im Mittelpunkt gestanden. Die meisten seiner vielen früheren Schüler kennt er heute noch. 1990 stieg er um und ließ sich zum Wiesentheider Bürgermeister wählen.
Hahn wurde für sein Engagement häufig ausgezeichnet. Er ist Altbürgermeister und Ehrenbürger von Wiesentheid, Träger des Bundesverdienstkreuzes, Ehrenvorsitzender der Freien Wähler im Kreis Kitzingen. Seit 1961 ist er mit seiner Frau Dorothea verheiratet, zwei Kinder und eine Enkelin gehören zur Familie.