Fast immer waren die Mädchen und Buben des Volkacher Waldkindergartens in den vergangenen zwölf Monaten an der frischen Luft. Seit der Eröffnung vor einem Jahr hat die "Waldbande", wie sich die Rasselbande nennt, mitten im Wald zwischen Volkach und Rimbach viele spannende Tage erlebt. Am kommenden Freitag, 18. Oktober, feiern die 17 Kinder zusammen mit dem Kindergarten-Team der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und den Verwandten den ersten Geburtstag der Einrichtung. An der Hütte im Krötenweg 1 – so die postalische Anschrift mitten im Wald – erwartet die Geburtstagsgäste von 14 bis 16 Uhr ein buntes Programm mit Barfußpfad und Lagerfeuer.
Das Naturprojekt an der Mainschleife hat sich prima entwickelt, erzählt Anne Däbel. Zu Jahresbeginn waren elf Kinder in der Einrichtung, heute sind es sechs mehr. 20 Kinder können maximal auf dem Gelände rund um die hölzerne Schutzhütte betreut werden. "Wir haben momentan drei freie Plätze", erzählt die Leiterin des Waldkindergartens.
"Ich könnte mir nicht mehr vorstellen, in geschlossenen Räumen zu arbeiten", zieht die Kitzingerin nach zehn Monaten Tätigkeit im Krötenweg Bilanz. Zuvor war die Erzieherin mit Fachausbildung Wald- und Naturpädagogik in einem "normalen" Kindergarten beschäftigt. Die Leitung der Waldbande hat sie im Januar übernommen. Weil die Fläche im Wald nicht umzäunt ist, müssen die Betreuerinnen immer ihre Augen und Ohren offen halten. Dabei kann sich die Kindergartenleiterin auf Erzieherin Laura Hettrich (Zeuzleben) sowie die Kinderpflegerinnen Simone Brendler (Nordheim) und Yvonne Naser (Sommerach) verlassen. Auch sonst hat das Team alle Hände voll zu tun, denn es gibt kaum einen Tag, an dem die Klamotten der Zwei- bis Sechsjährigen trocken bleiben. Umziehen ist an der Tagesordnung.
"Die Kinder sind gut ausgerüstet für jedes Wetter", erklärt Anne Däbel. Gummistiefel und Matschhosen sind obligatorisch, wobei es im Kindergarten eine Grundregel gibt: In die Pfützen springen ist erst ab Mittag erlaubt. "Sonst sind die ersten Kinder schon um 9 Uhr klitschnass", lacht Däbel. Von Montag bis Freitag wird der Nachwuchs von Eltern oder Großeltern bis 8.30 Uhr in den Wald gebracht. Danach gibt es unter freiem Himmel – außer bei starkem Regen – einen Morgenkreis, eine Art Begrüßung und Besprechung zugleich. Das Gefühl, willkommen zu sein, geht reihum. Dann heißt es spielen, spielen, spielen.
"Die Kinder können sich ihren Spielpartner frei aussuchen, auch Spielort und Spieldauer", erklärt die Leiterin. Vor dem Frühstück heißt es "Händewaschen". "Wir waschen unsere Hände nicht mit Seife sondern mit Lava-Erde", so Däbel. Bis zum Mittagessen herrscht Freispielzeit, die durch gezielte Angebote unterbrochen wird. Gelegentlich werden Stifte und Scheren gezückt, um das künstlerische Talent der Kinder zu fördern. Höhepunkte sind die Entdeckungswanderungen durch den Wald. Mistkäfer, Schnecken, Pilze und jede Menge Naturerlebnisse sorgen für abenteuerliche Erlebnisse, Hängematten und Yoga-Ecke für entspannende Momente.
Im Abschlusskreis darf jeder von den Erlebnissen am Vormittag erzählen. Nach einem gemeinsamen Lied wird Brotzeit gemacht. Einmal im Monat kochen alle auf dem Holzofen in der Hütte. Dieser ist die einzige Wärmquelle. Bei der Frage nach Wünschen fällt Anne Däbel zunächst nichts ein. "Das "Reizangebot im Waldkindergarten soll so gering wie möglich gehalten werden", sagt sie. Grundsätzlich wünscht sie sich die Unterstützung der Eltern und Spenden für die Überdachung der Freiterrasse, um bei schlechtem Wetter auch dort den Tag im Freien verbringen zu können.