Wer im Landkreis Kitzingen oder Schweinfurt kürzlich einen blauen Bollerwagen gesehen hat, ist vermutlich Christian Klingen über den Weg gelaufen. Der Direktkandidat der Alternative für Deutschland (AfD) verteilte aus seinem mobilen Wahlkampfgefährt Flyer und sprach Wähler an. Denn der 52-Jährige möchte für die AfD in den Bundestag einziehen. Seine wichtigsten Schwerpunkte sind die Themen Demokratie, Euro-Rettungspolitik, Zuwanderung und innere Sicherheit.
Aus Sicht von Klingen herrscht in Deutschland eine gewisse Politikmüdigkeit. Die Bürger würden denken, sie könnten nichts verändern und nirgends mitbestimmen. „Deswegen brauchen wir mehr direkte Demokratie auf allen politischen Ebenen.“ Wie das aussehen könnte? „Indem man Volksabstimmungen nach Schweizer Vorbild einführt“, sagt Klingen. Hätte die Bevölkerung beispielsweise über die Einführung des Euros abstimmen können, hätte es – davon geht Klingen aus – den Euro vermutlich gar nicht erst gegeben.
Klingen sieht schwarz für den Euro
Der Euro ist aus seiner Sicht vollkommen gescheitert. „Was ist das für eine Währung, die wir seit acht Jahren retten müssen?“, kritisiert der Markt Einersheimer. Für eine Rettung des Euro sieht er schwarz. Aus der Krise könne aus seiner Sicht nur noch die Wiedereinführung nationaler Währungen führen.
Ein weiterer Schwerpunkt ist für ihn das Thema Zuwanderung – „ein brennendes Thema der AfD, bei dem leider einiges schief geht in Deutschland.“ Laut Klingen muss man klar zwischen dem Recht auf Asyl und dem Recht auf Zuwanderung unterscheiden. „Wer politisch verfolgt wird, genießt nach dem Grundgesetz Asyl, was natürlich auch vorübergehend möglich sein sollte.“ Das berechtige aber nicht zur dauerhaften Einwanderung.
Hilfe zur Selbsthilfe
„Wir können nicht ganz Afrika umsiedeln, auch wenn die Bundeskanzlerin sagt, es geht ohne eine Obergrenze. Das wird unser Sozialsystem irgendwann sprengen“, prophezeit der AfD-Politiker. Eine Lösung der Flüchtlingskrise sieht er vielmehr darin, in den jeweiligen Ländern vor Ort tätig zu werden.
Christian Klingen im Interview
Denn Frauen, ältere Menschen und Kinder, die Hilfe am nötigsten hätten, würden verlassen in ihrer Heimat sitzen. Nach Deutschland kämen vor allem junge Männer, die dringend in ihren Herkunftsländern gebraucht würden. Klingen: „Man darf ihnen nicht die Fische geben, sondern die Angel. Hilfe zur Selbsthilfe also.“
Als ausgebildeter Polizeibeamter liegt ihm außerdem das Thema der inneren Sicherheit am Herzen. Nachdem Deutschland zunehmend in den Fokus islamistischen Terrors gerückt sei, sieht Klingen vor allem Handlungsbedarf beim Aufstocken der Polizei. Deshalb fordert er: mehr Personal, modernisierte Ausrüstung und eine bessere Vernetzung, um schneller Fahndungserfolge zu erzielen.
Zur Person
Der Vorsitzende des Bezirksverbandes der AfD ist 52 und in Würzburg geboren. Am Röntgengymnasium machte er sein Abitur, anschließend machte er 1985 bei der Bayerischen Bereitschaftspolizei die Ausbildung zum Polizisten.
Nachdem er einige Jahre an verschiedenen Standorten in Bayern eingesetzt war, absolvierte er an der Hochschule Hof einen Abschluss zum Diplom-Verwaltungswirt. Daraufhin arbeitete er zunächst in der Personalabteilung der Universität Würzburg. Seit rund 23 Jahren ist er in der Stabstelle „Arbeitssicherheit, Tier- und Umweltschutz“ beschäftigt. Seit 2000 wohnt er in Markt Einersheim.
Für Politik interessierte sich Klingen schon während seiner Schulzeit. Als die AfD 2013 gegründet wurde, trat er kurz danach der Partei bei. Im Bezirksverband Unterfranken war er zunächst Rechnungsprüfer.
Als der Kreisverband Kitzingen Schweinfurt ins Leben gerufen wurde, wurde er kurz darauf Vorsitzender. Seit 2016 ist er Vorsitzender des Bezirksverbandes Unterfranken und Mitglied der Programmkommission. Ehefrau Andrea Klingen ist ebenfalls Mitglied der AFD und Generalsekretärin des Kreisverbandes.