Barbara Becker feiert am Sonntag das erreichte Direktmandat. Viele Parteifreunde freuen sich mit ihr, doch es herrscht auch Kopfschütteln. Ein Abend bei der CSU-Wahlparty.
„Ich könnte locker noch ein paar Monate so weiter machen“, sagt Barbara Becker am Sonntagabend bei der Wahlfeier im Wiesenbronner Sportheim, als klar ist, dass sie das Direktmandat für die CSU im Stimmkreis Kitzingen geholt hat. Und sie fährt fort: „Das Ergebnis hat ein Gutes: Jeder weiß jetzt, dass jede Stimme zählt.“
Vorsprung Beckers ist schnell klar
Dass Barbara Becker ins Maximilianeum zieht, ist schnell klar. Zu deutlich ist ihr Vorsprung vor den anderen Kandidaten, vor allem Frank Stierhof (FW) und Hans Plate (Grüne), die in einigen Stimmbezirken zwar Achtungserfolge holen, Beckers Sieg aber nie gefährden. Trotzdem dauert es einige Zeit, bis sich der Jubel unter den Anhängern Beckers Bahn bricht. Beifall ertönt erstmals, als ein TV-Sprecher Beckers Sieg verkündet.
Die Wahlparty der CSU beginnt verhalten: Die Parteifreunde nehmen die erste Prognose weitgehend emotionslos entgegen. Etwas über 35 Prozent für die CSU, so die Vorhersage um 18 Uhr, das ist historisch tief, hätte aber schlimmer kommen können. Und so konzentriert sich die langsam wachsende Zahl der Besucher auf die beiden Bildschirme im Saal, wartet auf die erste Schnellmeldung aus dem Landratsamt, die gegen 18.35 Uhr eintrifft und Erleichterung bringt: Barbara Becker steht auf über 50 Prozent – ein Wert, der im Laufe des Abends noch sinken wird und am Ende bei knapp 39 Prozent verharrt. Das liegt deutlich unter der Vergleichszahl von Vorgänger Otto Hünnerkopf, der als Routinier zuletzt 50,77 Prozent erreichte.
Wahlkampf war hart und teuer
Der erste Platz im Stimmkreis für Neuling Becker kommt nicht von ungefähr, ist wohl kein Selbstläufer. Ende Oktober hat sie mit ihrer Nominierung den Wahlkampf begonnen und insgesamt 800 Termine absolviert. Darunter sind 300 reine CSU-Veranstaltungen. Und Wahlkampf ist auch nicht gerade billig: Knapp 10 000 Euro dürften es am Ende gewesen sein, die sie in diesem Jahr aus eigener Tasche bezahlt hat.
Schon am Dienstag, 16. Oktober, geht es nach München zur ersten Fraktionssitzung. „Wir müssen schnell sein“, sagt Becker, denn angesichts des Wahlergebnisses sind Koalitionsverhandlungen nötig. „Bis 12. November muss der Ministerpräsident vom Landtag gewählt sein, sonst gibt es Neuwahlen. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, dass das klappt.“
Staffelstab von Vorgänger Hünnerkopf
Doch erst will der Erfolg gefeiert werden. Kurz vor 21 Uhr ergreift der Kitzinger CSU-Ortsvorsitzende Stefan Güntner das Mikrofon und verkündet unter großem Beifall das Wahlergebnis. Fast gleichzeitig betritt Noch-Landtagsabgeordneter Otto Hünnerkopf die Halle; er hat als Wahlhelfer gearbeitet. Nachdem er Barbara Becker gratuliert hat, kommentiert er das Wahlergebnis: „Was sind das für Zahlen! Wir sind alles andere als zufrieden; der Wähler wollte uns ein Zeichen geben.“
Dann überreicht er Barbara Becker symbolisch einen Staffelstab und damit die Verantwortung. Und Becker erinnert an einen Spruch von Ministerpräsident Markus Söder angesichts eines Kandidatentreffens: „Ihr müsst viel mehr arbeiten, als alle vor euch.“ Das zeigt: Die Neue weiß, was auf sie zukommt.
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