Der Seinsheimer Ortsteil Wässerndorf wäre vielleicht einer von vielen unscheinbaren Orten geblieben, gäbe es dort nicht die geschichtsträchtige Schlossruine. Das Wissen um die Vergangenheit will der Schlossruinenverein seit 2005 bewahren. Seit 2012 gibt er dazu eine Schriftenreihe heraus. Jetzt ist der achte Band erschienen.
In Wässerndorf hat das Corona-Virus vieles verändert. Wie die Vorsitzende des Schlossruinenvereins, Monika Rützel, in ihrem Vorwort schreibt, sei das Dorfleben davon betroffen. Veranstaltungen hätten nicht mehr stattgefunden. Darunter auch das alljährliche Schlossruinenfest, das normalerweise am Tag des offenen Denkmals gefeiert wird. Zu diesem Zeitpunkt erscheint traditionsgemäß ein neuer Band der Schriftenreihe.
An dieser Tradition wollte der Schlossruinenverein, quasi als kleines Lebenszeichen, festhalten. Es ist mittlerweile der achte Band, des Weiteren gib es zusätzlich auch ein Buch über die Geschichte von Wässerndorf von August Kessler.
Vom Fahrrad in den Johannisbeeren
Unter der Federführung von Lothar Huthöfer ist wieder zusammen mit einem Autorenteam ein gut 40 Seiten starkes Werk entstanden. Damit möchte der Verein wieder ein Stück Wissen an die nächste Generation weitergeben. Die Bände zeichnen sich auch darin aus, dass sie nicht nur Beiträge über Wässerndorf enthalten, sondern auch über die Nachbarorte und Ereignisse mit Bezug zu Franken berichten. Lothar Huthöfer freut sich immer über Autorenbeiträge.
Der achte Band widmet sich einer spannenden Geschichte. Es geht um die Einnahme des heutigen Seinsheimer Ortsteils Iffigheim im Zweiten Weltkrieg. Die Geschichte wird aus der Sicht des damals sechsjährigen Heinz Huthöfer erzählt, Cousin von Lothar Huthöfer.
Das Geschehen handelt von der Einrichtung einer Feldküche der Wehrmacht auf dem Hofe der Huthöfers. Pferde aus dem Ort wurden zum Transport des Essens an die Frontlinie verwendet. Erzählt wird von Auseinandersetzungen mit deutschen Offizieren, von einem Fahrrad, das unter Johannisbeerbüschen zurückgelassen wurde und von der Einnahme des Ortes durch die Amerikaner, die ihren Hunger mit Rühreiern stillten. Auch um André geht es, einem französischen Kriegsgefangenen, der auf dem Hof arbeitete.
Weitere Bände geplant
Dies ist natürlich nicht die einzige Geschichte. Der achte Band beschäftigt sich auch mit der Restaurierung der Johann Michael Bittner-Orgel in der Cyriakus-Kirche. Die Einweihung der Orgel hatte noch stattfinden können, die des neuen Feuerwehrhauses jedoch nicht. Der Weg zum Umbau wird dafür ausführlich beschrieben.
Enthalten im neuen Band ist auch ein Briefverkehr mit der Landtagsabgeordneten Gudila Freifrau von Pölnitz. Sie war zusammen mit ihrem Mann Götz Freiherr von Pölnitz, Besitzerin des Schlosses Wässerndorf gewesen. Der Bildteil des Bandes zeigt Impressionen vom Schlossruinenfest 2019 und von den Theateraufführungen 2019.
Monika Rützel ist Lothar Huthöfer sehr dankbar, dass er sich seit 2012 um die Herausgabe eines Bands kümmert und sehr viel Zeit dafür investiert. Es wird auch in den nächsten Jahren weitere Bände geben, verspricht Huthöfer. Material und Ideen dazu seien vorhanden. Die Bände gibt es beim Schlossruinenverein, sprich bei der Vorsitzenden Monika Rützel in Wässerndorf.